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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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oder der erste an diesem Tag.
    Winter wies auf einen Parkplatz zehn Meter entfernt. »Da parkt Lars immer«, sagte er.
    Ringmar antwortete nicht.
    »Wenn der Platz besetzt ist, dreht er eine Runde und kommt zurück. Ich nehme an, er ist abergläubisch.«
    »Ich bin froh, dass du nicht in der Vergangenheitsform von ihm sprichst«, sagte Ringmar. »Es gibt keine Vergangenheit«, sagte Winter. »Es gibt nur das Jetzt.« Er sah Ringmar an. »Ich fahre hin.« »Wohin?«
    »Auf die Insel.«
    »Wir haben ganz Brännö auf den Kopf gestellt, Erik. Wir haben mit allen Leuten gesprochen. In dem Haus waren wir auch.«
    »Ich weiß. Aber ich hab das Gefühl, nachdenken zu müssen. Da draußen. Auf der Insel hat alles angefangen, ich muss dort einfach ein wenig Zeit verbringen.«
    »Möchtest du, dass ich mitkomme?«, fragte Ringmar.
    »Nein, Bertil. Du wirst hier gebraucht. Wir müssen Lars finden. Wir müssen überall nach ihm suchen.« Ringmar gähnte. »Entschuldige.«
    »Fahr nach Hause und schlaf ein paar Stunden, Bertil.« »Bist du denn nicht müde, Erik?«
    »Nein.«
    Er brauchte den Meereswind, der ihm im Källö-Sund entgegenschlug. Er spürte das Meer, die Feuchtigkeit und das Salz. Er schmeckte es. Es spülte den Geschmack nach starkem Kaffee weg, den ihm der Schiffer auf dem Boot der Küstenwache aus einer Thermoskanne angeboten hatte. Winter merkte, wie sein Blick im Wind klarer wurde. Vielleicht würde der Wind auch seine Gedanken klären. Über den Schären lag noch immer der Nachthimmel, aber der Morgen wartete.
    Als er auf dem Anleger von Brännö an Land ging, klingelte sein Handy.
    »Ich hab gehört, dass du auf dem Weg zur Insel bist«, sagte Halders.
    »Ich bin gerade angekommen.«
    »Ich habe Bertil angerufen. Ich konnte nicht mehr schlafen. Scheiße, ich hab überhaupt nicht geschlafen, wenn ich ehrlich sein soll. Ich weiß also schon Bescheid.«
    Winter ging die Straße vom Anleger hinauf. Er hörte die Wellen wie ein vorsichtiges Brausen.
    »Als wir auf Brännö waren, habe ich eine Runde gedreht«, sagte Halders. »Es ... ist nichts. Aber trotzdem. Als ich hörte, dass du rausgefahren bist ... Eine kleine Sackgasse führt auf den Berg hinauf, oberhalb von Husvik. Die Straße heißt Bönekällan.«
    »Die kenne ich«, sagte Winter. »Ich bin gleich da.«
    »Okay. Da bin ich raufgegangen, um mir die Aussicht anzusehen. Oben gibt es einen Tümpel. Und als ich dort stand, hab ich ein Stück vom Tümpel entfernt einen Schuppen gesehen. Ein kleines Haus. Bestimmt war es ein Sonnenreflex. Es kann gar nichts anderes gewesen sein. Trotzdem kam es mir vor, als hätte sich das Fenster bewegt.«
    »Das Fenster hat sich bewegt?«
    »Ich bin dann zu dem Haus gegangen, aber alle Fenster waren geschlossen. Die Tür auch. Und dort war niemand. Ich hab reingeguckt. Ich bin sicher, es war die Sonne.«
    »Ich glaube, ich hab etwas von einem Schuppen in den Unterlagen gelesen«, sagte Winter. »Wir sind dort gewesen.«
    »Ja. Ich wollte es dir nur erzählen, wo du gerade auf der Insel bist.«
    Winter war in die Bönekällan eingebogen. »Ich schau noch mal nach«, sagte er.
    »Das war's schon«, sagte Halders. »Wenn du möchtest, komm ich auch raus.«
    »Ich will hier nur eine Weile rumlaufen und nachdenken«, sagte Winter.
    »Na, dazu brauchst du mich nicht.«
    »In eineinhalb Stunden holt das Boot mich wieder ab.« »Bis dann, Erik. Ich geh jetzt los und suche Lars.« »Schnapp dir Lejon gleich mit.«
    »Darauf kannst du Gift nehmen. Tschüs.«
    Winter steckte das Handy in die Manteltasche. Er stand inzwischen am Fuß des Berges. Der Weg hinauf war mit Gebüsch, Farn, Bäumen bedeckt. Ein Dschungel. Winter begann sich hindurchzuarbeiten. Auf der Hälfte des Weges sah er das schwarze Wasser des Tümpels, aber nur, weil er wusste, dass er dort war. Das Wasser glitzerte im letzten Mondlicht. Winter schaute hinauf. Jetzt war der Mond verblasst, fast durchsichtig. Er meinte, Sterne auf der anderen Seite des Mondes zu sehen.
    Von oben hatte er einen weiten Blick über das Meer, die Inseln und Holme. Er befand sich auf einem der höchsten Punkte in den Schären. Das Meer war wie Silber, die Inseln wie mit Silber bestrichen. Er drehte sich um und schaute hinunter. Der Tümpel starrte wie ein schwarzes Auge aus der Schlucht zu ihm herauf. Er war vom selben Dschungel umringt, durch den sich Winter seinen Weg gebahnt hatte. Es war kaum vorstellbar, dass sich in der letzten Zeit jemand seinem Ufer genähert hatte. Er konnte in dem

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