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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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als hätte sie ihn nicht gehört.
    »Sollte er Bengt Sellberg erschießen?«, wiederholte Winter. Sie nickte kaum merklich.
    »Warum?«
    Sie schwieg. Unzählige Male hatte sie schon gesagt, dass sie es nicht wusste. Doch Winter durfte nicht lockerlassen.
    »Im Auto ist mindestens ein Schuss abgegeben worden«, sagte er. »Wir haben eine Kugel im Wageninnern gefunden.«
    »Das wusste ich nicht«, sagte sie.
    »Hat Roger versucht, denjenigen zu erschießen, der ihn bedroht hat?«, fragte Winter. »Hat er versucht, Lejon zu erschießen?« »Ich weiß es nicht.«
    »Hat er nichts davon gesagt?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Warum hat er das Auto stehenlassen?« »Das ... weiß ich nicht.«
    »Wurde der Schuss deswegen abgegeben?« »Keine Ahnung.«
    Wir sprechen von deinem Bruder, dachte Winter. Er ist ermordet worden. Weißt du wirklich nicht mehr? Willst du nicht mehr wissen? Hast du genauso viel Angst, wie er angeblich hatte? »War Roger da, als Lars Bergenhem dart ankarn? Auf der Brücke?« Sie antwortete nicht.
    »Er muss es Ihnen doch erzählt haben.« »Er ... hat sich versteckt.«
    »Er war also dort?«
    Sie nickte. Etwa nach jedem vierten Mal Kopfschütteln folgte ein Nicken. Das war ein guter Schnitt. Er hatte Verhöre erlebt, bei denen die Person, die verhört wurde, weder nickte noch etwas sagte.
    »Warum?«
    »Er hatte Angst.« Sie sah auf. »Ist das so verwunderlich?« »War noch jemand anders dort?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hat Roger nichts erzählt? Hat Roger es nicht gesagt?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Auf wen hat er geschossen?« »Ich weiß es nicht!«
    Sie verbarg ihr Gesicht wieder in den Händen und sagte etwas, das Winter nicht verstand.
    »Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden.«
    »Ich kann nicht mehr.« Die Worte wurden gedämpft von ihren Händen. Winter hörte wieder Stimmen aus dem Obergeschoss. Er schaute auf die Uhr. Er durfte hier nicht länger sitzen. Sie mussten weiter. Aber noch konnte er sich nicht erheben. Es gab noch weitere Fragen, die er stellen musste.
    Er beugte sich vor und sah sein eigenes Gesicht in der milchigen Glastischplatte. Es war weiß wie Eis.
    »Diese Erpressung ... hatte die etwas mit Brännö zu tun?«
    Sie zuckte zusammen. Sie zuckte wirklich zusammen, als hätte er sich plötzlich vorgebeugt und sie berührt. Sie schaute auf.
    »Ich verstehe nicht? Brännö?«
    »Roger hat in den siebziger Jahren einige Sommer das Lager auf Brännö beliefert. Vom Festland aus. Das Sommerlager, kennen Sie es?«
    »Ja, aber das gibt es nicht mehr.«
    »Dort ist im Sommer 1975 ein Mädchen verschwunden.« »Ein Mädchen?« »Sie hieß Beatrice Kolland. An einem Abend in jenem Sommer ist sie einfach verschwunden. Niemand hat sie gefunden. Sie ist verschwunden.«
    »Davon ... weiß ich nichts.«
    »Erinnern Sie sich, wann das passiert ist?« »Nein.«
    »Hat Roger nie etwas davon erzählt?«
    »Roger? Nein. Warum sollte er? Das ist doch ... so lange her.«
    »Er war dort in jenem Sommer. Was ist passiert? Hatte er irgendetwas mit dem Verschwinden dieses Mädchens zu tun?« »Nein, nein. Er hat nichts davon gesagt. Nie.«
    »Ist er deswegen erpresst worden?«
    Sie schüttelte den Kopf. Diesmal konnte es entweder nein oder ja bedeuten.
    »Ist das der Grund dafür, dass ...«
    »Hören Sie auf!«, schrie Berit Richardsson. Sie sah Winter mit roten Augen an. »Gehen Sie jetzt! Ich kann nicht mehr!«
    Winter erhob sich. Berit Richardsson sank wieder in dem Sessel zusammen. Er ging zu dem großen Fenster, das ihn an das Fenster im Haus ihres Bruders erinnerte. Das ehemalige Haus ihres ehemaligen Bruders. Sogar nach dem Tod blieb man der Bruder. Der Himmel war noch immer schwarz, nachtschwarz. Bis zur Morgendämmerung würde es noch einige Stunden dauern.
    Er drehte sich um. Die Schwester sah ihn an. Vielleicht hatte sie ihn die ganze Zeit angesehen, während er ihr den Rücken zugekehrt hatte.
    Winter ging zurück zur Sofaecke und setzte sich wieder. Sie war jetzt etwas ruhiger. Sie wusste, dass er mehr Fragen stellen würde. »Ist Ihr Mann auch in die Sache verwickelt?«
    Sie schwieg, obwohl sie hätte antworten können. So etwas erkannte Winter.
    »Ihr Mann hat Beatrice in jenem Sommer getroffen«, fuhr er fort. »Er war dort.«
    »Das ist eine Lüge!«
    »Aber er ist auf Brännö aufge ...« »Er hat sie nicht getroffen«, unterbrach sie ihn. »Wer hat das behauptet?«
    »Woher wissen Sie, dass er sie nicht getroffen hat?« »Er hat ...« Sie brach ab.
    »Hat er Ihnen das

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