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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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lässt du dich nicht untersuchen?« »Warum?«
    »Was ist das denn für eine blöde Antwort.« »Ich weiß nicht, ob es eine Antwort war.«
    »Hast du Angst vor dem, was sie finden könnten?«, fragte Ringmar.
    Winter antwortete nicht.
    »Wenn das so ist, solltest du direkt von hier ein Taxi ins Sahlgrenska nehmen, um keine Zeit zu verlieren.« »Es ist nur eine Migräne.«
    »Nimmst du was dagegen?«
    Winter schüttelte den Kopf. Hinter dem rechten Auge spürte er einen Stich.
    Ringmar sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Was sagt Angela dazu?«, fragte er. »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Es wird schon vorbeigehen«, sagte Winter. »Es geht immer wieder vorbei. Was glaubst du denn? Glaubst du, es ist ein Tumor oder so was?«
    Ringmar antwortete nicht.
    »Glaubst du das?«, wiederholte Winter.
    »Es geht nicht darum, was ich glaube«, sagte Ringmar. »Genau wie bei unserem Job geht es um Fakten.«
    »Krieg ich noch einen Whisky?«, sagte Winter.
    »Wenn er hilft.« Ringmar streckte die Hand nach der Flasche aus.
    »Er hilft gegen alles«, sagte Winter.
    »Whisky ist ein Gesöff des Teufels«, meinte Ringmar .
    Der Schriftsteller hielt sich wieder vor seinem gemieteten Haus auf. Die Dunkelheit war dichter geworden. Oder die Beleuchtung der j ämmerlichen Laternen an der Kreuzung war schwächer geworden.
    Vor dem Nachbarhaus parkte ein Auto. Das Auto, das er vorhin gehört hatte. Im Haus selber herrschte Stille. Ein Auto fuhr vorbei, wälzte sich durch die Wendezone und verschwand wieder.
    Es war ein Volvo VlO. In Göteborg gab es fast keine anderen Automarken. Und alle fuhren den VlO, Hausfrauen, Hausmänner, Prostituierte, Direktoren, Wirtschaftsprüfer, Klempner. Autoren. Er hatte auch einen VlO gehabt, natürlich gebraucht. Er hatte ihn angeschafft, als sich eins seiner Bücher im Taschenbuch unerwartet gut verkauft hatte und ein bisschen Geld auf seinem Konto eingegangen war. Von dem Auto hatte er sich in dem Augenblick getrennt, als seine Frau sich von ihm getrennt hatte. Zum Ausgleich hatte er sich einen gebrauchten Saab zugelegt.
    Das Nachbarhaus war dunkel. Er kann mich sehen, wenn er aus dem Fenster schaut, und dann kommt er vielleicht mit einem Baseballschläger herausgestürzt. Ich müsste mir selbst einen besorgen.
    Unverhofft stand er vor der Gartenpforte des schwarzen Nachbarhauses.
    Plötzlich blitzte Licht in einem Fenster auf.
    Es zerriss die Dunkelheit wie der Strahl einer Taschenlampe.
    Tauchte auf und verschwand wieder.
    Er hörte ein Geräusch. Einen Schrei? Woher kam er?
    Der Autor sah sich um, aber auf der Straße rührte sich nichts. Im Haus war es wieder dunkel. Der Lichtstrahl konnte eine Reflexion der Laterne an der nächsten Straßenecke gewesen sein. Die Pforte knirschte im zunehmenden Wind. Vielleicht war das das Geräusch gewesen.
    Er stand neben dem Auto, das hier seit Stunden parkte, und warf einen Blick hinein. Auf dem Rücksitz lagen ein paar Kissen und irgendeine Tüte. Er schaute weg. Es war ein Gefühl, als spähte er heimlich in die Wohnung eines anderen.
    Bei dem Gedanken wurde er wütend.
    Welches Recht hat der Kerl da drinnen, meinen Besitz zu beschädigen! Zwar war das Haus gemietet, aber trotzdem.
    Ich sollte im Gegenzug eins seiner Fenster einschlagen. Aber dann ist wahrscheinlich die Hölle los.
    Und in dem Moment brach die Hölle los.
    Fredrik Halders und Aneta Djanali standen vor ihrem Haus. Das Haus gehörte ihr genauso wie ihm, das hatte er ihr bei mehreren Gelegenheiten versichert. Es war ihr Zuhause. Ihr beider Zuhause.
    Der Babysitter war gegangen. Die Kinder schliefen. »Willst du uns verlassen, Aneta?«
    Er hatte die Frage in einem sanften Tonfall gestellt, aber es waren entsetzliche Worte. Uns verlassen. Das Wort »uns« war in diesem Zusammenhang ein schreckliches Wort. Wo war der Zusammenhang? Sie wusste es nicht.
    »Nein«, antwortete sie. Sie konnte »uns« nicht verlassen. Sie würde »uns« nie verlassen.
    »Wie meinst du es denn?« Halders streckte eine Hand aus, berührte sie aber nicht. »Wie meinst du das, dass du mich vielleicht nicht liebst?«
    »Ich weiß es nicht, Fredrik.« Sie nahm seine Hand. »Es ist nur so  verwirrend im Augenblick. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Was ich denke.«
    »Ach nein?«
    »Ist das so ungewöhnlich? Der Mensch muss manchmal ... nachdenken.«
    »Nachdenken? Worüber? Über uns?«
    Da war wieder dieses »uns«. Aber diesmal klang es nicht so schrecklich. Jetzt bedeutete es etwas anderes. Es ging nur um ihn und

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