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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Winter.
    »Äh ... Sie meinen vorhin. Nein, eigentlich nicht.« »Haben Sie etwas gehört oder gesehen?« »Wann?«
    »Wann auch immer«, sagte Winter. »Soll das ein Witz sein?«, fragte Ademar. »Nein.«
    »Ich habe nichts gesehen, seit mein Nachbar mich bedroht hat.« »Ach?«
    »Ja.«
    »Erzählen Sie.«
    Ademar erzählte, was vorgefallen war. Es war ein kurzer Bericht, der nur einen Anfang und ein Ende hatte.
    »Warum sind Sie zu mir gekommen?«, fragte er, als er geendet hatte.
    Winter gab so viel vom Mord preis, wie er konnte und wollte. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
    Aneta Djanali kam es so vor, als wäre Ademar tatsächlich blass geworden, während Winter berichtete. Und sie konnte seine innere Verunsicherung förmlich spüren.
    »Waren Sie es?«, fragte Winter.
    »Was meinen Sie?«
    »Haben Sie ihn erschossen?«
    »Warum sollte ich ihn denn erschießen?« »Vielleicht hat er Sie verfolgt. Sie hatten Angst.«
    »Ich besitze keine Waffe«, antwortete Ademar. Das ist wahrscheinlich seine Methode, dachte er. Es erstaunt mich nicht. Hoffentlich wirke ich nicht zu ruhig.
    Der Kommissar sah nicht gerade froh aus. Eher so, als hätte er irgendwo Schmerzen. Er hatte sich vorgestellt. Ademar wusste, wer er war. Er hatte ihn in der Zeitung gesehen, auch schon mal im Fernsehen.
    »Erzählen Sie von den Autos«, sagte Winter. Ademar berichtete.
    »Was schreiben Sie?«, fragte Winter. »Wie bitte?«
    »Sie sind doch Schriftsteller. Was schreiben Sie?«
    »Alles Mögliche.«
    »Über was zum Beispiel?« »Soll dies ein Verhör sein?«
    »Nein, ich bin nur neugierig«, antwortete Winter. »Lesen Sie viel?«
    »Weniger, als ich möchte.«
    »Haben Sie etwas von mir gelesen?« »Leider nein.«
    »Ich schreibe keine Krimis«, sagte Ademar. »Die lese ich sowieso nicht.«
    »Ich hab gedacht, alle Polizisten lesen Krimis.« »Der Job reicht mir«, sagte Winter.
    »Ich arbeite tatsächlich an etwas ... in der Art«, sagte Ademar. »Aber mehr in die dokumentarische Richtung, glaube ich. Ich weiß es noch nicht.«
    »Ach?«
    »Es geht um etwas, das auf einer der Inseln geschehen ist. In den südlichen Schären. Vor dreißig Jahren.« »Aha?«
    »Damals gab es dort ein Sommerlager.« Winter nickte.
    »Sie kennen es?«
    »Wenn Sie das Lager auf Brännö meinen, dann kenne ich es. Das Lager gibt es nicht mehr.«
    »Dort ist etwas passiert«, sagte Ademar.
    Er ging am Marktplatz, dem Cafe und dem Hotel vorbei. Vom Fluss her war Wind aufgekommen. Vor wenigen Minuten war es noch windstill gewesen. Die Wasseroberfläche kräuselte sich. Er bog am Dockpiren ab und stellte sich in ein Wartehäuschen. Die Fähre war auf dem Weg hierher, in wenigen Minuten würde sie anlegen.
    An Bord drehte er sich um und schaute hinüber zum Sörhallskajen, als sie Richtung Innenstadt fuhren. Von Westen fiel Sonnenlicht auf die Häuser. Sie wirkten wie eine andere Stadt, ein anderes Land. Eine andere Welt. Zu dieser Welt habe ich gehört, dachte er. Das ist noch gar nicht so lange her. Jetzt ist all das Vergangenheit.
    Jetzt kann ich nie mehr zurück. Es gibt noch jemand anderen, der das weiß, dachte er. Aber das kann mich auch nicht mehr retten.
    Die kleine Fähre legte bei Klippan an. Er ging in Richtung Osten, vorbei am Deutschlandterminal. Heute Abend würde die Stena Line nach Kiel ablegen, wie jeden Abend. Er könnte an Bord sein. Das war der beste Fluchtweg. Aber es würde nichts helfen. Es würde niemandem helfen. Sie würden ihn finden, noch bevor die Fähre anlegte. Er würde im Meer enden. Das würde er sowieso. Sie würden ihn ertränken.
    Er ging hinauf zur Karl Johansgatan. Hier war er schon lange nicht mehr gewesen. Sie war fast unverändert. Einige Geschäfte hatten dichtgemacht, andere hatten eröffnet. Der Chapmans torg war noch genauso zubetoniert wie früher. Die Bibliothek gab es auch noch. Sie war geöffnet, und er ging hinein. Keine der bei den Frauen hinter dem Tresen der Ausgabe beachtete ihn. Er wäre froh, wenn ihn überhaupt niemand beachten würde. Die Regale mit den Zeitungen standen da, wo sie immer gestanden hatten, soweit er sich erinnerte. Er begann zu lesen. Er las etwas über sich. Es war nicht viel. Sie wussten nicht viel. Niemand wusste viel, mehr als die, die nichts wissen sollten. Woher sollten sie es auch wissen? Wie hätten sie auch davon erfahren können? Vielleicht wusste er die Antwort. Er legte die Zeitung zurück ins Regal und verließ die Bibliothek. Am Marktplatz gab es mehr Restaurants als

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