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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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machte Spaß.
    Er überquerte die lebensgefährliche Allen. Der Lieblingsboulevard von Leuten, die es witzig fanden, bei Rot zu fahren. Da kam schon einer. Winter hatte den Fußgängerüberweg noch nicht betreten, obwohl die Ampel für ihn Grün zeigte. Hier sollte man jeden verdammten Abend eine Razzia veranstalten. Idioten.
    Auf der Raoul Wallenbergs gata überquerte er den Kanal, bog nach links in die Sahlgrensgatan ein und ging am alten Sozialamt vorbei. Jetzt war darin die Lehrerhochschule untergebracht, ein Neubau, auf der anderen Seite der Viktoriagatan. Viel Glas und Beton, überwiegend Glas. Erleuchtet wie ein Aquarium, vielleicht lag darin eine Symbolik.
    Die Parkdecks waren unter dem Aquarium. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, noch eine Stunde bis Mitternacht. Er ging hinein. Das Licht war genauso blau und kalt wie auf jedem anderen Parkdeck. Nicht ohne Grund begannen oder endeten so viele Thriller in Film und Fernsehen auf einem Parkdeck. Im Augenblick befinden wir uns mittendrin, dachte er.
    Er passierte die abgestellten Autos und ging weiter bis zu den Absperrungen im hinteren Teil der großen Halle. Es sah aus wie ein kleines Zeltlager. Dort war jetzt niemand mehr. Torsten und seine Männer hatten Boden und Wände akribisch untersucht. Das Auto war natürlich auch weg. Das Mordopfer lag nicht mehr darin. Bengt Sellberg, er befindet sich nunmehr in den ewigen Jagdgründen. Winter stand vor dem Zelt, das man über dem Tatort errichtet hatte. Vorsichtig holte er sein Handy hervor, obwohl er hier unten keine Verbindung bekommen würde. Er sah sich um. Aus dem linken Augenwinkel hatte er eine Bewegung registriert. Was zum Teufel ... Hinter einem Pfeiler. Eine Bewegung. Winter spürte das Blut in seinem Kopf. Im Augenblick hatte er keine Kopfschmerzen. Er hörte etwas, ein Kratzen. Er hatte seine Pistole in der Hand. Langsam drehte er sich mit einer Bewegung um, die eine beruhigende Wirkung haben sollte, für alle, die sich hier unten aufhielten. Ein Schatten, dort war ein Schatten. Seine vorsichtige Bewegung sollte ihn selber und den Schatten beruhigen. Jemand hatte ihn beschattet. Unter den Betonkolonnaden hatte er keine Schritte gehört.
    »Hallo?!«, rief er. »Hallo, Polizei!«
    Seine Stimme klang laut und hart. Die Akustik hier unten war gut. »Hallo! Wer ist da?«
    Er wusste, dass es keine Überwachungkameras gab. Er war nicht in einem Film. Da hinten! Eine Bewegung hinter dem Pfeiler, der Schatten einer Bewegung. Der Mörder kehrt zum Tatort zurück, dachte er. So war es, jeder Polizist wusste das. Früher oder später. Aber heute Abend hatte Winter mit keinem Besuch gerechnet. Er hatte damit gerechnet, mit seinen Gedanken allein zu sein. Es gab viele Gedanken. Nicht alle drehten sich um seine Arbeit, aber jetzt war es anders.
    »Kommen Sie raus!«
    Jemand lief davon! Winter hörte die Schritte, bevor er etwas sah. Klack, klack, klack auf dem Betonboden. Laute Absätze, fast so laut wie seine Stimme eben.
    Da drüben!
    »Bleiben Sie stehen!«
    Ein Rücken, ein Mantel, Bewegungen, die sich von ihm entfernten. Hinter Winter befanden sich die Treppe und der Aufzug, vor ihm war die Autoauffahrt, wohin der Schatten lief. Noch immer hörte Winter die Schritte. Er rannte zum Ausgang des Parkdecks. Er atmete heftig. Es war nicht die Anstrengung, sondern die Spannung. Die Glastüren öffneten sich automatisch, er rannte hindurch und die Auffahrt hinauf.
    Er kam zu spät. Der Schatten war durch den Ausgang zur Sahlgrensgatan schnell und leicht hinausgeschlüpft. Winter lief auf die Straße. Hier waren keine Schritte zu hören. Der Schatten konnte wer weiß wohin und wer weiß wie schnell gelaufen sein. Winter ging kurz auf und ab, konnte aber keine Menschenseele entdecken, kehrte ans Kanalufer zurück und spähte ins Wasser. Sein Handy klingelte. Jetzt war er wieder erreichbar.
    »Ja?«
    »Was ist los, Erik?« Es war Angela. »Ist was passiert?«
    »Was denn?«, stieß er hervor. Es war schwerer zu sprechen, als er geglaubt hatte. »Es ist ... nichts.«
    »Rennst du?«
    »Ich bin gerannt.«
    Er sprach im Gehen in sein Handy. Ringmars Stimme hatte nicht müde geklungen, als er sich meldete.
    »Es könnte dieser Ademar gewesen sein«, sagte Winter. »Der Schriftsteller.« »Warum?«
    Winter antwortete nicht.
    »Aber warum ist er dann abgehauen?«, sagte Ringmar.
    »Wir müssen ihn fragen. Kannst du bitte ein Auto zu seinem Haus schicken? Mein Akku gibt gleich den Geist auf.«
    »Warte«, sagte Ringmar

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