Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
Ereignis?«
    »Jemand lässt sein gestohlenes Auto mit laufendem Motor auf der Älvsborgsbrücke stehen und verschwindet. Ist das kein Ereignis?«
    »Sein gestohlenes Auto? Du hast >sein gestohlenes Auto< gesagt.«
    »Ein gestohlenes Auto ist als Eigentum dessen zu betrachten, der es sich angeschafft hat«, sagte Winter.
    »Aha.«
    Winter legte das Foto auf den Tisch. Nun reichte es mit der Schönheit.
    »Vielleicht hat Sellberg das Auto geklaut«, sagte Ringmar. »Und es war zufällig Richardssans Auto. Unser Politiker wirkt ja nicht gerade verlässlich. Er könnte gelogen haben, dass Sellberg die Karre geliehen hat.«
    »Warum sollte er lügen?«
    »Der einfachste Ausweg. Vielleicht hatten sie einen Streit.«
    »Hm.«
    »Vielleicht weilt auch Richardsson nicht mehr auf dieser Erde«, sagte Ringmar. »Was hat seine Frau gesagt?«
    »Nichts. Aber das muss nicht bedeuten, dass sie nichts weiß.« »Weiß sie denn etwas?«
    »Der Mann trieb irgendeinen Unfug.«
    »Unfug? Das ist ein schöner alter Ausdruck. Ich dachte, der sei ausgestorben.«
    »Ich hab ihn von dir, Bertil.«
    »Vielleicht hatte Richardsson ein Verhältnis mit Sellberg«, meinte Ringmar. »Auf die Idee ist bisher noch niemand gekommen.« Er sah auf die Uhr. »In diesem Augenblick redet Bergenhem mit den Leuten in der Kanzlei darüber.«
    Nicht richtig. In diesem Augenblick überquerte Bergenhem den Gustav Adolfs torg. Der König zeigte wie gewöhnlich mit der ganzen Hand in Richtung Fluss. Göteborg war die Stadt des Königs, aber erbaut worden war sie von holländischen Ingenieuren, denselben Leuten, die Jakarta erbaut hatten. Das hatte Bergenhem irgendwo gelesen. Er war noch nie in Indonesien gewesen, aber vielleicht sollte er dorthin fahren, wenn er hier alles aufgab. Irgendwohin, wo er sich in der Innenstadt sofort zurechtfand.
    Denke ich anders als andere Menschen, dachte er, als er die Treppen hinaufstieg. Anders als alle normalen Menschen, denen ich ständig begegne?
    Richardssons Sekretärin empfing ihn in ihrem kleinen Büro. Sie sah misstrauisch aus, vielleicht ängstlich, ja, ängstlich. Bergenhem hatte die Blicke der Leute gespürt, denen er begegnete, als er durch den Palast der Politiker ging. Alle wussten es natürlich. Herr im Himmel, hier! Bei uns! In was ist Janne verstrickt? Wo ist Janne?
    »Ich weiß nichts«, war das Erste, was sie sagte. »Ich hab doch noch gar nichts gefragt.«
    »Es ist entsetzlich.« Sie hob ihre rechte Hand und begann ihre Halskette zu drehen wie einen Rosenkranz.
    Auf jeden Fall wird sie ihren Namen kennen, dachte Bergenhem und fragte danach.
    »Lena Jarlert. Ich komme hoffentlich nicht in die Zeitung?«, fragte sie ängstlich.
    Lena Jarlert hatte die Zeitungen gelesen. Ein spektakulärer Mord in einem Parkhaus. Die Fotos als Außenansicht auf die Unterwelt. Ein verschwundener Mann. Ihr Chef. Luftige Spekulationen in den Boulevardblättern.
    »Ich bin kein Journalist«, sagte Bergenhem.
    »Aber in ... den Berichten? Ihrem ... Bericht? Wenn Journalisten ihn lesen?«
    »Mein Bericht ist geheim.« Sie sah etwas beruhigter aus.
    »Hat Jan Richardsson einmal etwas angedeutet, dass er sich bedroht fühlte?« »Nein.«
    »Wirkte er, als würde er bedroht werden?« »Ich verstehe nicht ...«
    »Wirkte er nervös? Ängstlich?« »Nein.«
    »Keinerlei Andeutungen in der letzten Zeit?« »Nein, nie.«
    »Hat er sich in den letzten Tagen anders verhalten als sonst? Es kann alles Mögliche sein. Das kleinste Detail, das Ihnen jetzt vielleicht einfällt.«
    »Nein, ich habe ihn ja nicht oft gesehen. Er war nicht oft hier.«
    »Welchen Zeitraum meinen Sie?«
    »Die letzten ... Tage, nach denen Sie gefragt haben.« »Wo war er denn?«
    Sie antwortete nicht.
    Bergenhem wiederholte seine Frage.
    »Ich kann doch nicht alles wissen.«
    Das war ein etwas seltsamer Kommentar. »Wie meinen Sie das?«, fragte Bergenhem.
    »Ich vereinbare seine Termine, aber nicht alle.« »Haben Sie seinen Terminplan?«
    Sie beugte sich vor und nahm eine Mappe vom Tisch. Sie lag ganz oben auf einem kleinen Stapel, den sie gerade durchgeschaut hatte.
    »Ich wollte sie ablegen«, sagte sie.
    »Kann ich bitte Kopien davon bekommen?« »Ist das nötig?«
    »Ja.«
    Nachdem Ringmar gegangen war, stand Winter auf, ging zum CD-Spieler und stellte Coltrane wieder an. Als er sich erhob, schlugen die Kopfschmerzen wie ein Vorschlaghammer zu. Das grelle Licht vom Fenster brannte in seinem Stirnlappen. Eigentlich sollte das nicht passieren. Er nahm ein

Weitere Kostenlose Bücher