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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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hätte jemand in seiner Abwesenheit Möbel und Inventar ausgeräumt. Ein Echo in einem großen Raum. Aber hier gab es nicht viel, was man ausräumen konnte. Das Zimmer war karg eingerichtet, ein Ort für professionelles Arbeiten. Das Einzige, was diese Sphäre auflockerte, waren ein Waschbecken und ein ziemlich altmodischer Panasonic, der in den letzten zehn Jahren auf dem Fußboden gestanden und Musik während der Arbeit gespielt hatte. Winter wollte gerade eine CD hineinschieben, als das Telefon klingelte.
    »Winter.«
    Es war die Zentrale.
    »Ein anonymer Anrufer hat schon mehrmals nach Ihnen gefragt.« »Wann?«
    »Gestern und vorgestern.« »Wie oft?«
    »Zweimal.«
    »Das ist ja nicht gerade etwas Ungewöhnliches«, sagte Winter. »Nein. Aber Sie wollten es wissen.«
    »Ja, danke.«
    Er legte auf. Anonyme Anrufe, die meisten wurden gar nicht zu ihm durchgestellt. Aber er wollte darüber informiert werden. Manchmal bedeuteten sie etwas, einer von einer Million Anrufe ungefähr. Der millionste Anruf könnte alles bedeuten.
    Das Telefon klingelte wieder.
    Winter stand mitten in den heiligen Räumen der Spurensicherung. Er war jedes Mal fasziniert, wenn er sie betrat. Er mochte als Fahnder noch so viel Intuition, Phantasie, Berufserfahrung und Geschicklichkeit besitzen, den ganzen Weg zum Ziel konnte er trotzdem nicht abdecken. Er musste mit der Spurensicherung zusammenarbeiten, und das in einem immer größeren Ausmaß, da die Methoden der Spurensuche sich ständig weiterentwickelten. Die DNA-Technik machte fast jeden Monat Fortschritte, wurde immer neu erfunden. Vielleicht können wir, nur einen kurzen Moment, einen kleinen Schritt voraus sein, hatte er vor gar nicht langer Zeit gedacht, und noch jemanden fassen. Die Vergangenheit holt ein weiteres Monster ein.
    Torsten Öberg zeigte auf die Fotografien, die auf dem Tisch vor ihnen lagen.
    »Der Schütze hat nah an der Tür gestanden«, sagte er. »Draußen.«
    Winter nickte.
    »Wie viele Schüsse?«, fragte er. »Vier. Hier, hier, hier und hier.« Wieder nickte Winter.
    »Sieht auch aus wie eine Neun-Millimeter«, sagte Öberg. »Oder eine Tokarev .«
    »Daran müssen wir uns wohl gewöhnen«, sagte Winter.
    »Das haben wir doch schon längst«, sagte Öberg. »Nur was das Haus betrifft, sind wir uns noch nicht ganz sicher.« Er sah Winter an. »Aber eins ist sicher, innerhalb kurzer Zeit sind dreimal Schüsse abgegeben worden. Meine Neugier wächst. Jedes Mal sind Autos auf unterschiedliche Weise darin verwickelt. Zweimal dasselbe Auto. Dieselbe Person, Sellberg.«
    »Und Kugeln von drei verschiedenen Vorfällen«, sagte Winter. »Die Kugeln sind bei der Kriminaltechnik in Linköping«, sagte Öberg wie zu sich selber. »Sie vergleichen die Markierungen der Geschosse.«
    Winter nickte erneut. Die Markierungen waren das Resultat der Kugeldrehung im Lauf. Durch die Rillen drehte sich die Kugel um ihre eigene Achse, und die Kriminaltechniker konnten herausfinden, ob es sich um dieselbe Drehung handelte und ob mehrere Kugeln aus derselben Waffe abgegeben worden waren.
    In your dreams, dachte er.
    John Coltrane blies »Resolution«. Seit Winter von Öberg zurückgekommen war, hatte er A Love Supreme gehört. Die Musik war ein Teil des Zimmers. Sie war ein Teil von ihm. Resolution. Lösung. Er studierte die Fotografien, die vor ihm lagen: das verlassene Auto auf der Brücke. Sellbergs Haus. Der ermordete Sellberg in Richardssons Auto. Wieder das verlassene Auto auf der Brücke. Es hatte einen Besitzer, der aber mit all dem nichts zu tun hatte. Oder doch? Winter war unsicher, was Roger Edwards anging. Das Auto wurde gestohlen, vielleicht für einen bestimmten Zweck, der erfüllt wurde oder auch nicht. Das Auto wurde nicht gestohlen. Aber es gab einen Zusammenhang zwischen dem Auto und dem, was später geschah. Es bestand ein Zusammenhang durch die Personen, durch die Ereignisse, die Verbrechen. Das Opfer oder die Opfer. Möglicherweise gab es mehrere Opfer. Es konnte einen größeren dahinter liegenden Zusammenhang geben. Vielleicht hatte die Brücke eine Bedeutung, das Haus, das Parkdeck, die Autos. Wenn ihn die Arbeit etwas gelehrt hatte, dann das, dass der Tatort selten ein Zufall war. Wieder betrachtete er die Fotos. Das Licht auf den Bildern mit der Brücke war einzigartig schön. Die Fotografin von der Spurensicherung hatte sie in der frühen Morgendämmerung aufgenommen. Sie war eine gute Fotografin und hieß Erika Djurberg. Mit diesen Bildern hätte sie einen

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