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Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
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genauso gewesen, wenn wir Raketen und Böller von dem Typen im koreanischen Lebensmittelladen gekauft hatten.
    Ich packte ihn am Arm und zog. »Komm schon, Malik.«
    »Aber ich will -«
    »Sofort!«
    Wir rannten los. Sekunden später ging hinter uns die Granate hoch. Es gab einen kurzen Blitz und ein gedämpftes Wumm . Ich hörte, wie Trümmer herabregneten und auf dem Pflaster aufschlugen. Irgendwas Heißes flog an meinem Ohr vorbei. Als wir den Zaun erreichten, drehten wir uns alle vier um. Aus dem Werkzeugladen schlugen Flammen und Rauch, aber es kamen keine Zombies mehr aus dem Gebäude. Doch das spielte keine Rolle. Malik hatte vielleicht die Zombies in dem Gebäude vernichtet, doch es gab noch haufenweise mehr von ihnen. Mindestens vier Dutzend waren jetzt auf der Straße und kamen mit langsamen, entschlossenen Schritten auf uns zu.
    »Scheiße«, fluchte Mitch und löste eine weitere Handgranate von seinem Gürtel. »Irgendjemand hat zum Abendessen geläutet.«

    »Was machen Sie da?«, fragte Tasha.
    »Was wir von Anfang an hätten machen sollen. Ich werde dieses Schloss wegsprengen. Ihr drei haltet besser Abstand.«
    Wir gingen wieder auf die Straße hinaus, doch die Zombies strömten auf uns zu. Ihr Gestank wurde mit jedem schwankenden Schritt schlimmer. Immer mehr von ihnen tauchten auf: Menschen, Hunde, Katzen, Ratten und ein gehäutetes Etwas – etwas rosa Glänzendes, von dem ich nicht mehr sagen konnte, was es einmal gewesen war. Was auch immer es ursprünglich war, jetzt war es nur noch eine Fressmaschine.
    »Vergiss es«, sagte ich. »Die haben uns in einer Minute erreicht.«
    »Blödsinn«, widersprach Mitch. »Die sind langsam. Ich werde das Tor aufsprengen, und dann haben wir freie Bahn.«
    »Mitch. Schau mal hinter uns. Wir können uns nicht vor der Granate in Sicherheit bringen, ohne in sie reinzulaufen. Wir haben keine Zeit mehr!«
    »Bitte, Mr. Bollinger«, flehte Tasha. »Lassen Sie uns gehen.«
    Malik blieb dicht bei Mitch. Er beobachtete die anrückenden Horden mit aufgerissenen Augen. »Hey, gib mir einfach noch eine Granate. Ich kümmere mich schon um die.«
    Mitch musterte das verschlossene Tor, dann die Zombies, dann drehte er sich zu mir um.
    »Verdammte Scheiße. Du hast Recht. Lass uns gehen.«

    »Haltet euch dicht am Zaun«, wies ich die Kinder an. »Lasst euch nicht von ihnen in die Enge treiben. Sie sind vielleicht langsamer als wir, aber wenn genug von ihnen die Straße blockieren, sitzen wir in der Falle.«
    »Wo gehen wir hin?«, rief Tasha, als wir losrannten.
    »Zum Hafen«, keuchte ich. »Vielleicht können wir uns eine Weile im Aquarium verstecken.«
    Ich wusste, wie dämlich das klang. Wie hoffnungsund aussichtslos. Das National Aquarium war das Herzstück von Baltimores beliebtestem Touristenviertel. Keine Chance, dass es zombiefrei war. Aber ich wusste nicht, was wir sonst tun sollten, und Mitch hatte auch keine Alternative zu bieten.
    »Wie wäre es mit einem Tretboot?«, schlug Tasha vor. »Wir sind letztes Jahr mit einem gefahren, als wir beim Wandertag im Hafen waren. Da passen vier Leute drauf.«
    Nickend rang ich nach Luft. »Gute Idee.«
    Die Untoten folgten uns mit zielstrebiger Entschlossenheit. Ihre Schritte hallten durch die Straße und über die Bürgersteige. Ihr Gestank zog vor ihnen her wie eine Wolke.
    »Gebt mir eure Waffen«, sagte Mitch. Er hatte immer noch mein nutzloses Gewehr. Es war zwischen seinem Rucksack und seinen Schulterblättern eingeklemmt. Ich rannte neben ihm her und sah zu, wie er mein Magazin auswarf und ein neues aus seinem Rucksack in die Waffe schob. Ich war beeindruckt. Er machte das alles in einer Bewegung, fand die Munition,
ohne in seinem Rucksack suchen zu müssen. Mitch warf mir das Gewehr zu und machte dann dasselbe für Tasha.
    Meine Lunge brannte, und meine Beine fühlten sich langsam an wie Gummi. Es schien mir, als sei ich schon seit Stunden gerannt, und das entsprach ja auch den Tatsachen. Seit wir die Wohnung der Kinder verlassen hatten, waren wir auf der Flucht gewesen, gejagt von einem Zombie nach dem anderen, ohne die Chance, einmal Luft zu holen. Ich war erstaunt, dass die Kinder sich so gut hielten. Ich persönlich wäre am liebsten zusammengebrochen. Mitch keuchte ebenfalls. Er hatte sehr fit gewirkt. Ich fragte mich, wie schwer sein Rucksack eigentlich war und was er darin mitschleppte.
    Tasha drehte sich um und hob ihre Pistole. Wahrscheinlich wollte sie einen Schuss abgeben, um die Verfolger zu dezimieren.

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