Totes Meer
hatte die Bevölkerung von Baltimore ungefähr siebenhunderttausend Menschen umfasst. Abgesehen von den Menschen auf dem Schiff sah es nun so aus,
als wären sie alle tot – und hinter uns her. Ich weiß nicht, ob es am Feuer lag oder am Lärm, den wir bei unserer Flucht gemacht hatten, aber die Anzahl der Zombies war während der Verfolgungsjagd gestiegen. Jede bewegliche Leiche der Gegend schien jetzt auf unseren Standort zuzuwandern. Und nicht nur Menschen. Es waren auch Tiere dabei. Viele Hunde und Ratten. Eine Kreatur löste sich aus dem Pulk. Ein Tiger. Ein verdammter toter Tiger. Wahrscheinlich war er aus dem Zoo ausgebrochen und wanderte jetzt durch die Stadt.
»Leck mich am Arsch«, flüsterte ich. Dann drehte ich mich um und hetzte hinter den anderen her. »Mitch, ich werde wieder Munitionsnachschub brauchen.«
»Ja«, meinte Malik sofort, »und ich brauche noch eine Granate.«
Hinter einem Mülleimer trat ein menschlicher Zombie hervor und schnitt uns den Weg zum Schiff ab. Er trug die blutverschmierten Überreste eines blauen Arbeitshemds. Unter dem Stoff bewegte sich etwas, fast so, als wäre er schwanger. Als die Kreatur einen weiteren Schritt auf uns zukam, klaffte das Hemd auf. Wo früher einmal sein Bauch gewesen war, war nur noch eine Höhlung, völlig leer – bis auf die tote Ratte, die sich darin wand. Mitch schoss auf den Bauch und zerstäubte die Ratte. Dann jagte er einen zweiten Schuss in den Kopf des Zombies.
»Duckt euch!« Der Befehl kam von der Spratling, und die strenge, ungeduldige Stimme wurde durch eine Flüstertüte oder ein Megafon verstärkt. Wer
auch immer das war, der Typ verstand keinen Spaß. Wir befolgten seinen Befehl, ließen uns zu Boden fallen und drückten uns flach auf den Pier. Eine ganze Salve wurde losgelassen, als die Schiffsmannschaft das Feuer eröffnete. Die Schüsse hallten im gesamten Hafen wider. Kugeln schlugen im Pflaster ein und sprengten die Fensterscheiben der umliegenden Gebäude, als die Schützen ihre Ziele suchten. Hinter uns hörten wir das feuchte Geräusch von Fleisch, das auf Beton klatscht, als die Toten fielen.
Als die Schüsse ein Ende fanden, dröhnte die Stimme: »Steht auf und rennt. Schnell. Wir können nicht auf euch warten.«
Wir mobilisierten unsere letzten Reserven und rasten auf das Schiff zu. Ich warf einen schnellen Blick über die Schulter. Die zweite Welle der Toten kletterte über die Gefallenen, doch es hielt sie auf. Während die menschlichen Zombies Schwierigkeiten damit hatten, um ihre gefallenen Kameraden herumzumanövrieren, waren die Tiere schneller. Die toten Ratten wieselten über ihre Leichen und strömten auf uns zu. Der Tiger griff an, schneller als alle anderen.
Wir erreichten das Ende des Piers und rannten die Planke hinauf. Das Metall dröhnte unter unseren Füßen. Als wir über die Kante sprangen, grüßte Mitch einen untersetzten älteren Mann, der die Uniform der Küstenwache trug, mit einem Salut. Der Mann trug ein Holster mit Pistole an der Hüfte.
Mitch grinste. »Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen, Sir.«
»Erlaubnis erteilt. Und gehen Sie mir verdammt nochmal aus dem Weg.«
Ich erkannte die Stimme des Mannes als die, von der die Warnung gekommen war. Ich streckte die Hand aus. »Vielen Dank, dass Sie uns gerettet haben. Mein Name ist -«
»Hören Sie, ich würde vorschlagen, Sie suchen einen sicheren Platz für sich und diese Kinder und bleiben dort. Falls wir das hier überleben, werden wir später noch jede Menge Zeit haben für Höflichkeiten. Und falls nicht, brauche ich Ihren Namen sowieso nicht zu wissen.«
Er ließ mich stehen und begann, Befehle zu brüllen.
Malik und Tasha sahen sich fasziniert auf dem Schiff um. Überall an Deck liefen Leute herum, einige bewaffnet und auf die Zombies schießend, während andere dabei halfen, das Schiff klarzumachen. Mir fiel auf, dass abgesehen von dem Mann, der mit uns gesprochen hatte, keiner von ihnen eine Uniform trug, sondern alle zivil gekleidet waren. Viele schienen unsicher in dem, was sie taten, und riefen sich immer wieder Fragen zu.
»Das ist keine Mannschaft«, flüsterte ich Mitch zu. »Sie sind wie wir – Überlebende.«
»Vielleicht sind das alles Reservisten«, meinte er.
»Nein. Sie sind verwirrt. Und schau dir an, wie lang die Haare von manchen sind. Das entspricht nicht den militärischen Vorschriften.«
»Tja, such du den Kindern eine ruhige Ecke. Ich
werde sehen, ob ich helfen kann. Rausfinden, was hier los ist
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