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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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Kontaktlinsen in Serien hergestellt werden, können wir nach Formen unterscheiden, da sie ja stets in ein bestimmtes Gestell passen müssen. Bei den Kontaktlinsen unterscheiden wir nach Durchmesser oder Randkurve.«
    »Mit anderen Worten, es ist schwieriger, Kontaktlinsen voneinander zu unterscheiden als Brillengläser?«
    »Richtig. Es bestehen also nur geringe Aussichten für Sie, den gesuchten Mann mit Hilfe dieser Linsen zu finden. Einen Vorteil allerdings können Sie sich vielleicht zunutze machen. Hier handelt es sich um belüftete Haftschalen. Es gibt eine Reihe von Herstellerfirmen für Kontaktlinsen, doch diese hier sind relativ selten. Wir gehören in den Vereinigten Staaten zu den Hauptlieferanten.«
    »Und wie ist es im Ausland?«
    »Da werden sie natürlich auch hergestellt, hauptsächlich in Europa und Japan, wo die Haftschalen erfunden wurden. Ich kann Ihnen leider nicht mit Sicherheit sagen, ob wir diese Linsen hier hergestellt haben oder nicht.«
    »Gehen wir doch einmal davon aus, daß sie von Ihnen stammen«, schlug Tibbs geduldig vor. »Könnten Sie dann feststellen, für wen sie gemacht wurden? Oder stammen sie aus der Serienproduktion? «
    Greenwood überlegte. »Es kann sein, daß sich feststellen läßt, wer die Linsen verschrieben hat. Allerdings geben wir darüber im allgemeinen keine Auskunft.«
    »Ich kann mir selbstverständlich eine gerichtliche Verfügung verschaffen«, bemerkte Virgil. »Doch da es sich hier um einen Mordfall handelt und dieser Punkt von Wichtigkeit ist, wäre ich Ihnen für Ihre sofortige Unterstützung dankbar.«
    Greenwoods Gewissen war beruhigt. Er läutete seiner Sekretärin. »Bringen Sie diese Linsen in die Werkstatt«, befahl er, »und lassen Sie, wenn möglich, feststellen, für wen sie angefertigt wurden. Wenn nicht, dann erkundigen Sie sich, wie viele ähnliche Linsen wir hergestellt haben.«
    Das Mädchen nahm die Schachtel und verschwand. Greenwood machte Konversation, bis die Sekretärin einige Minuten später zurückkehrte. Sie stellte die Schachtel auf den Schreibtisch und reichte Greenwood einen Zettel.
    Der Verkaufsleiter überflog das Geschriebene und nickte. »Wir haben Glück«, bemerkte er. »Diese Linsen sind kaum mit anderen zu verwechseln. Das eine Auge des Trägers ist wesentlich schwächer als das andere, und das kommt nicht allzu häufig vor. Bitte, vergessen Sie nicht, ich kann Ihnen nicht garantieren, daß tatsächlich wir die Hersteller der Linsen sind. Aber...«, er nahm wiederum den Zettel zur Hand und starrte, ganz offensichtlich um den dramatischen Effekt zu erhöhen, einen Moment schweigend darauf nieder, «... wir haben ein Paar Kontaktlinsen nach Verschreibung angefertigt, die diesem hier genau entsprechen. Den Namen des Patienten weiß ich natürlich nicht. Der verschreibende Arzt war Dr. Nathan Shapiro. Er ist ein sehr bekannter Augenarzt.«
    Virgil Tibbs wäre am liebsten aufgesprungen und hätte lauthals gebrüllt. Statt dessen stand er mit gemessener Würde auf, bedankte sich, lobte die glänzende Organisation der Firma und eilte dann zu seinem Wagen. An der ersten Telefonzelle hielt er an, schlug im Branchenverzeichnis nach und machte sich auf den Weg.
    Dr. Shapiros weißbemäntelte Sprechstundenhilfe starrte ihn an, als wäre er aus dem Kuriositätenmuseum entsprungen. »Der Herr Doktor ist sehr beschäftigt«, erklärte sie. »Er wird Sie nicht empfangen können.« Das volle Wartezimmer bestätigte ihre Worte.
    Tibbs griff in seine Brieftasche und reichte ihr eine Karte. Das war weniger auffallend, als wenn er ihr seine Dienstmarke unter die Nase gehalten hätte. Das Mädchen warf einen Blick auf die Karte, dann einen Blick auf Tibbs. »Warten Sie bitte«, sagte sie.
    Tibbs setzte sich. Er blätterte durch alte Illustrierten, las einen Gesundheitsbrief über die Vorbeugung von Augenkrankheiten und ärgerte sich über die betonte Geschäftigkeit der Sprechstundenhilfe, die tat, als wäre er nicht vorhanden. Erst eine ganze Weile, nachdem der letzte Patient im Sprechzimmer verschwunden war, griff sie nach dem Telefonhörer. Sie sprach so leise, daß Tibbs kein einziges Wort erhaschen konnte. Doch das war gar nicht nötig, er konnte jedes Wort erraten, ohne sie auch nur ansehen zu müssen.
    Zehn Minuten später trat Dr. Shapiro ins Wartezimmer. Er war ein großer Mann mit rundem Gesicht und hoher Stirn. Seine Hände sahen ungewöhnlich stark und muskulös aus, sie waren über und über mit schwarzem Haar bedeckt. Er kam forsch

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