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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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konnte beweisen, daß der Mann nicht dorthin gehörte.«
    »Vielleicht sollte der Tote lächerlich gemacht werden.«
    »Nein.«
    »Dann wollte man vielleicht die Vereinigung in Verruf bringen.«
    »Das ist möglich, aber zweifelhaft. Du darfst nicht vergessen, daß die Täter offenbar erfahrene Schläger waren.«
    »Wie wär's damit: In den Fall sind zwei Leute verwickelt. Das ist ja gut möglich. Der tatsächliche Mörder nämlich, der den Toten irgendwo versteckte, und dann eine zweite Person, die die Leiche fand. Diese zweite Person wollte nun vermeiden, daß der Tote auf ihrem Grundstück entdeckt und sie damit in den Fall verwickelt würde. Deshalb schaffte sie ihn in das Camp.«
    »Und warum warf der Mörder die Leiche nicht gleich in eine Schlucht?« versetzte Tibbs. »In der Gegend gibt es massenhaft unwegsame Cañons. Es wäre ein leichtes gewesen, sich der Leiche zu entledigen. Und nach ein paar Wochen wäre die Identifizierung noch ungleich schwieriger gewesen als jetzt.«
    Bob versuchte, das Problem von einer anderen Seite in Angriff zu nehmen. »Virgil, an der Sache stimmt irgend etwas nicht. Einerseits sind wir beide der Ansicht, daß beabsichtigt wurde, die Identifizierung des Toten zu verzögern, wenn nicht gar unmöglich zu machen. Andererseits aber ließ man die Leiche an einem Ort, wo sie prompt gefunden werden mußte.«
    Tibbs lächelte mit grimmiger Befriedigung. »Eben diese Tatsache sprang mir ins Auge, als ich zum Tatort kam«, gestand er. »Ich versuchte, sie mir aus dem Kopf zu schlagen, aber es ging nicht. Ich habe eben wieder darüber gegrübelt.«
    »Und? Ist dir eine Antwort eingefallen?«
    »Vielleicht.« Tibbs stand auf und trat zum Fenster. »Wenn auf dem Gelände einer Nudistenvereinigung eine unbekleidete Leiche gefunden wird, was geschieht dann?«
    »Es kommt zu polizeilichen Ermittlungen.«
    »Und was noch?«
    »Es gibt ein bißchen Wirbel«, meinte Bob.
    Tibbs drehte sich um und sah ihn an. »Genau. In Los Angeles kommen viele Menschen gewaltsam um, in erster Linie durch Verkehrsunfälle. Der Tod eines Unbekannten interessiert Presse und Öffentlichkeit höchstens, wenn er unter ungewöhnlichen Umständen erfolgt. Kurz gesagt, wenn sich daraus ein Knüller machen läßt.«
    »Und eine Leiche, die im Schwimmbecken eines Nudistencamps entdeckt wird, ist entschieden ungewöhnlich.«
    »Fast schon ein Knüller«, fügte Tibbs hinzu. »Die wenigsten Zeitungen werden sich den Fall entgehen lassen. Vielleicht versteigen sie sich sogar dazu, Fotos zu bringen.«
    Bob ließ sich das durch den Kopf gehen. »Deiner Ansicht nach«, bemerkte er schließlich, »wurden hier also zwei Ziele verfolgt: Man wollte zwar die Identifizierung des Toten so lange wie möglich hinauszögern, gleichzeitig aber die Öffentlichkeit informieren, um eine oder mehrere Personen wissen zu lassen, was geschehen ist.«
    Tibbs ließ sich auf der Kante von Bobs Schreibtisch nieder. »Nur so kann ich mir den Tatbestand sinnvoll erklären. Der Mann wurde aus einem bestimmten Grund getötet. Und über die Presse sollte jemand anderes davon erfahren — jemand, der weiß, wer der Tote ist und warum er sterben mußte.«
    »Wenn wir erst wissen, wer der Mann war, dann bietet sich vielleicht auch ein Anhaltspunkt, diese dritte Person zu finden. Bis dahin bleiben uns nur die Kontaktlinsen.«
    »Richtig.« Tibbs verschränkte die Finger und starrte auf seine Hände nieder. »Wenn der oder die Täter die Linsen nicht übersehen hätten, dann müßten wir warten, bis sich jemand bei uns meldet.«
    Um zwei Uhr am selben Nachmittag parkte Virgil Tibbs seinen unauffälligen schwarzen Wagen auf dem Parkplatz der Greenwood Optical Company. Er zeigte am Empfang seinen Ausweis vor und wurde sogleich zu Arthur Greenwood, dem Verkaufsleiter, geführt.
    Arthur Greenwood war einer der drei Brüder, die das Unternehmen gegründet hatten. Der Mann betrachtete eingehend die winzigen Linsen, die Tibbs mitgebracht hatte.
    »Wie sind Sie gerade auf uns gekommen?« fragte er.
    »Ich kenne einen Optiker in Pasadena«, erklärte Tibbs. »Er sah sich die Linsen an und meinte, sie könnten von Ihnen stammen.«
    Der Verkaufsleiter lehnte sich zurück und hielt Tibbs einen kleinen Vortrag. »Heutzutage«, begann er, »sind wir bereits bei der Massenproduktion von Haftschalen angelangt. Es kommt selten vor, daß wir Sonderausführungen haben und sozusagen Kontaktlinsen nach Maß anfertigen müssen. Bei den Brillengläsern, die genau wie die

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