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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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Anruf kam von der japanisch-amerikanischen Vereinigung für Gartenpflege, mit der Tibbs kurz zuvor telefoniert hatte. Nach einem kurzen Gespräch war eine weitere Frage geklärt, eine weitere Lücke konnte gefüllt werden.
    Nun rief er Ellen Boardman an. »Wie war der Abend mit Mrs. Pratt?« erkundigte er sich, als sie sich meldete.
    »Ganz nett. Beim Abendessen betonte sie immer wieder ihre Erfahrung in Geschäftsdingen und wies mich auf sämtliche sichtbaren Zeichen ihres Erfolgs hin.«
    »Das war bei mir genauso«, stellte Tibbs fest.
    »Danach spielte sie die weise mütterliche Freundin und behandelte mich als das arglose junge Ding, das noch ach so töricht und unerfahren ist. Sie erbot sich, mir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.«
    »Erwähnte sie Ihre neue Stellung als Gesellschafterin?« fragte Tibbs.
    »Nur beiläufig. Sie wußte natürlich Bescheid. Sie fragte mich, ob ich vorhätte, an der Gesellschafterversammlung teilzunehmen, und sagte, sie wollte später noch mit mir darüber sprechen. Na ja, bis dahin sind es noch zwei Wochen.«
    »Falsch«, widersprach Tibbs. »Mr. McCormack hat die Versammlung auf das kommende Wochenende vorverlegt.«
    »Ach? Ja, ich erinnere mich, so etwas läuten gehört zu haben. Warum tat er das?«
    »Weil ich ihn darum bat. Wie war das Konzert?«
    »Sehr schön. Hinterher waren wir noch Kaffee trinken.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Wieso?« fragte Ellen.
    »Sie hatten fast den ganzen Abend einen Schatten. Dem Beamten gefiel das Konzert auch gut.«
    »Lieber Himmel! Ist er mir bis nach Hause gefolgt? Ich wunderte mich schon, weil fast ständig ein Wagen hinter mir herfuhr.«
    »Er übernahm nur einen Teil der Strecke, dann wurde er von einem Kollegen abgelöst. Dabei fällt mir ein ... haben Sie noch ein Doppelzimmer frei?«
    »Ja. Warum?«
    »Morgen früh werden Mr. und Mrs. Mooney bei Ihnen eintreffen. Sie wollen eine Woche bleiben. Mr. Mooney ist der Polizeibeamte, der Sie vor ein paar Tagen aufsuchte und die ersten Erkundigungen einzog.«
    »Ach ja, ich entsinne mich.«
    »Gut. Es versteht sich von selbst, daß Sie mit niemand darüber sprechen, daß er Polizeibeamter ist. Sollte Sie aber jemand fragen, dann leugnen Sie es nicht. Aber sagen Sie dann Mr. Mooney sofort Bescheid.«
    »Gut.«
    Ellen legte verwirrt auf. Es war ein ganz neues Erlebnis für sie, von einem Leibwächter beschützt zu werden. Einerseits war sie froh darüber, andererseits war es beunruhigend.
    Am folgenden Morgen zogen Dick und Elaine Mooney in ihr Zimmer im PineShadows ein und erwiesen sich als durchaus angenehme Zeitgenossen. Ellen fand den Gedanken sehr tröstlich, den Beamten an ihrer Seite zu wissen — einen Menschen, dem sie rückhaltlos vertrauen konnte. Dennoch wußte sie nicht, was sie tun sollte, als George Nunn anrief und sich für Mittwoch mit ihr verabreden wollte. Sie wich aus und bat ihn, noch einmal anzurufen.
    Später am Nachmittag hatte Virgil Tibbs mit Captain Lindholm eine Lagebesprechung, in deren Verlauf er seinem Vorgesetzten seinen Aktionsplan darlegte. Sobald das erledigt war, fuhr er nach Hause, duschte und nahm ein leichtes Abendessen zu sich. Eine Stunde später fand er sich zum zweistündigen Trainingsabend in der Karate-Schule ein.
    Als er das hinter sich hatte, stellte er sich zuerst wieder unter die Dusche und dann auf die Waage. Der Zeiger blieb auf vierundachtzig Kilo stehen. Das waren drei Kilo mehr, als er bei seinem Eintritt in den Polizeidienst gewogen hatte. Sein Körper war trotzdem noch straff und fest, die Muskeln unter der dunklen Haut durchtrainiert und kräftig.
    Virgil Tibbs zog sich an und kehrte mit einem Gefühl körperlichen Wohlbefindens in seine Wohnung zurück. Er legte einige Platten von Ravel und de Falla sowie einen Duke-Ellington- Mitschnitt vom Jazz-Festival in Newport auf, mixte sich einen Drink und ließ sich bequem in einen Sessel sinken. Er brauchte den Zauber der Musik, brauchte diesen Moment der Besinnung, damit seine Gedanken der harten Wirklichkeit entrinnen konnten, mit der er sich am nächsten Tag auseinandersetzen mußte.
    Der folgende Tag war der Mittwoch, zwei Tage vor der Gesellschafterversammlung. Mehr noch: Es sollte der Tag der Entscheidung werden.

14

    Mit der Morgenpost kam der endgültige Befund aus San Bernardino. Virgil Tibbs riß das pralle amtliche Kuvert auf und vertiefte sich in den traurigen Bericht.
    Als er ihn zweimal durchgelesen hatte, zog er sich einen Block heran und skizzierte eine menschliche Gestalt von vorn

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