Totes Zebra zugelaufen
und von der Seite. Dann schraffierte er jene Stellen, die laut Befund von Schlägen getroffen worden waren. Als er damit fertig war, konnte er sich ein ziemlich klares Bild von dem Angriff machen, dem der Chemiker ausgesetzt worden war.
Zufrieden rief er Michael Wolfram an, den Rechtsanwalt. Als man ihn verbunden hatte, kam er sogleich zum Thema.
»Mr. Wolfram, da Sie der Rechtsberater von Mr. McCormack sind, und da ich weiß, daß Mr. McCormack und Dr. Roussel gute Freunde und Geschäftspartner waren, kam mir der Gedanke, daß Sie vielleicht auch die rechtlichen Belange Dr. Roussels innerhalb der USA wahrnehmen.«
»Stimmt«, bestätigte Wolfram. »Was kann ich für Sie tun?«
Tibbs vereinbarte ein Zusammentreffen für halb zwölf und legte auf. Nachdem er die restliche unwichtigere Post durchgesehen hatte, verließ er sein Büro. Er nahm sich einen der Dienstwagen mit Sonderausstattung und fuhr in südlicher Richtung davon.
Auf der Fahrt zur Schnellstraße fuhr ein klappriger alter Wagen, dessen Kühler bezeichnenderweise eingedrückt war, verboten nahe auf. Tibbs blickte in den Rückspiegel und sah, daß in dem Auto zwei Jungen saßen, von denen keiner alt genug schien, um schon einen Führerschein zu haben. Wenige Sekunden später bog das Fahrzeug aus, schob sich neben ihn und hielt mit ihm vor einer roten Ampel. Der Junge auf der rechten Seite beugte sich aus dem Fenster und schlug gegen Tibbs' Wagentür.
»Los, Schwarzer«, rief er. »Wollen doch mal sehen, ob du fahren kannst.«
Als die Ampel umschaltete, sprang der alte Wagen vorwärts. Kaum war er an Tibbs vorbei, da zog der Rowdy das alte Vehikel rücksichtslos auf die rechte Fahrbahn herüber und stieg in die Bremsen. Tibbs hatte das Manöver kommen sehen und war bereit. Er hatte sich vergewissert, daß die Straße frei war, und riß nun seinen Wagen scharf nach links. Dann drückte er auf den Knopf und löste die unter der Kühlerhaube verborgene Sirene aus. Er ließ sie nicht lange heulen, doch lange genug, um dem anderen Fahrer klarzumachen, mit wem er es zu tun hatte.
Schlagartig wurden die beiden Verkehrssünder zu hochrespektablen Autofahrern. Der alte Wagen schob sich auf die rechte Fahrbahn und bewegte sich brav mit vorgeschriebener Geschwindigkeit vorwärts. Als Tibbs ihn überholte, sah er sich den Fahrer genau an und merkte sich die Zulassungsnummer, um sie mit der Liste gestohlener Fahrzeuge zu vergleichen, die jeden Morgen vom Polizeipräsidium in Los Angeles durchgegeben wurde. Dann nahm er das Mikrophon zur Hand.
Vier Straßenzüge weiter tauchte an einer Ampel ein Beamter von der motorisierten Verkehrspolizei auf und placierte sich hinter das alte Fahrzeug. Damit war die Sache für Tibbs erledigt. Er steuerte seinen Wagen zur Schnellstraße und gab Gas. Wenig später hielt er vor einem Gebäude mit dem Schild: Amerikanische Karate-Vereinigung.
Der Japaner am Empfang blickte auf, leicht überrascht. »Tag, Virgil. Wir haben Sie gar nicht erwartet.«
»Ist der sensei hier?« fragte Tibbs.
»Er zieht sich gerade um. Gehen Sie doch in die Garderobe.«
Tibbs schritt über den kurzen Korridor, vorbei an den Übungsräumen, und betrat die Garderobe. In der Hand hielt er die Skizzen, die er im Büro angefertigt hatte.
In dem spartanisch eingerichteten, doch praktischen Umkleideraum standen zwei Männer, die gerade ihre schwarzen Gürtel knoteten, als Tibbs hereinkam. Der eine war Japaner, mittelgroß und wirkte schmächtig. Doch das lag an dem weiten weißen Anzug, der die Konturen seines Körpers verbarg. Als Tibbs eintrat, blickte er lächelnd auf.
»Guten Morgen, Virgil«, sagte er mit deutlichem Akzent. »Guten Morgen, sensei.« Tibbs schüttelte beiden Männern die Hand. Er brachte die Zeichnungen zum Vorschein, doch dann zögerte er. Der Mann, mit dem er sprechen wollte, beherrschte die englische Sprache nur unzulänglich. Der andere jedoch war ein amerikanisch-japanischer Mischling. Tibbs löste sein Problem, indem er beiden Männern erklärte, worum es ging. Er berichtete kurz von dem Mord und wies auf die schraffierten Stellen.
Der Mann, den er als sensei angeredet hatte, sah sich die Skizzen aufmerksam an und stellte dann in rasendem Japanisch mehrere Fragen an den anderen. Sie wurden ebenso fließend beantwortet. Es lag auf der Hand, daß die beiden sich über technische Einzelheiten unterhielten. Das Gespräch zog sich in die Länge. Schließlich wandte sich der Mischling an Tibbs.
»Der sensei möchte gern die genaue
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