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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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daß es sich um ein Polizeifahrzeug im Einsatz handelte.
    Bald hatte er die Schnellstraße nach San Bernardino erreicht. Widerstrebend verminderte er die Geschwindigkeit vor der Kreuzung. Dann gab er wieder Gas und fuhr weiter. Trotz der Kurven und des Verkehrs hielt er die hohe Geschwindigkeit, während er auf die nächste Durchsage wartete.
    Wieder machte er sich klar, daß er wenig oder nichts tun konnte. Die wilde Fahrt zu einem Ziel, das noch über eine Stunde entfernt lag, war beinahe wahnsinnig. Über Funk hatte er bereits sämtliche Dienststellen im Gebiet um San Bernardino alarmiert, lauter gute und fähige Beamte. Trotzdem raste er weiter, wie von Furien gehetzt.
    Er verließ die Senke von Los Angeles und steuerte seinen Wagen in die Hügel hinauf, als das Sheriffsbüro von San Bernardino seine erste Meldung machte. George Nunns Auto war in der Umgebung nicht gesichtet worden. Die Fahndung ging weiter.
    Die Tachometernadel rückte auf hundertvierzig und weiter, als Tibbs auf der Ostseite der Hügelkette wieder ins Tal schoß und sich Ontario und Fontana näherte. Seine Finger am Steuerrad öffneten und schlossen sich. Er bahnte sich seinen Weg durch den Verkehr, an wutschnaubenden Autofahrern vorbei, die in der Hoffnung, hinter sich einen Polizeiwagen auftauchen zu sehen, in den Rückspiegel blickten.
    Tibbs passierte Ontario und mußte dann wohl oder übel das Tempo verlangsamen, als die Straße schmäler wurde. Er überholte einen Lastwagen, der langsam vor ihm kroch, und reagierte gar nicht, als der ärgerliche Fahrer hinter ihm mit den Scheinwerfern blinkte. In Fontana bog er nach links ab und schaltete wieder die Sirene ein. Er überfuhr sämtliche Halteschilder und erreichte in weniger als acht Minuten die Fernstraße 66. Er folgte ihr ein Stück in östlicher Richtung. Dann bog er ab und schlug den Weg in die Berge ein.
    Der Verkehrsstrom versiegte, Tibbs schaltete die Sirene aus. Jetzt hörte er das Rauschen des Fahrtwindes und das Quietschen seiner Reifen. Er spürte die Hitze der Wüste, als er sich dem El-Cajon-Paß näherte. Die Scheinwerfer bohrten Löcher in die Dunkelheit, und das Mondlicht erhellte die Landschaft vor ihm. Sein Körper schmerzte von der Anspannung, doch jetzt hatte er sein Ziel fast erreicht. Er durfte jetzt nicht nachlassen. Jeden Moment erwartete er einen Streifenwagen, doch offenbar hatte man versäumt, einen in diese düstere Gegend zu schicken.
    Nach wenigen Minuten kam er an den Fuß des Gebirges und begann den Anstieg. Er hatte jetzt Zeit nachzudenken, und sein Verstand sagte ihm, wohin er zu fahren hatte. Jeder andere Ort, der in Frage kam, war bewacht. Ein Streifenwagen wartete unauffällig im Schatten des Ferienhotels, in dem Ellen Boardman wohnte; ein zweiter Wagen stand vor der Einfahrt nach Sun Valley Lodge. Nur ein Ort war unbewacht, und als Tibbs daran dachte, fröstelte er.

    »Ein wunderschöner Abend«, sagte Ellen Boardman.
    »Ja.« George Nunn fuhr mit mäßiger Geschwindigkeit durch die Haarnadelkurve und gab etwas mehr Gas, als eine sechsprozentige Steigung angekündigt wurde. Der Motor brummte mühsam, als der steile Anstieg begann und die Luft merklich dünner wurde. Als sie den höchsten Punkt erreicht hatten, zog George das Steuerrad herum und lenkte den Wagen auf den Parkplatz des Aussichtsplateaus. Er stellte den Motor ab und zog die Handbremse an. Unter sich sah er das Lichtermeer.
    Ellen wandte sich ihm zu und lächelte. George öffnete die Tür und half ihr aus dem Wagen. In diesem Moment sah er, daß unmittelbar am Ende des Parkplatzes ein zweites Fahrzeug parkte. Die Leute, dachte er, mußten sich diesen Platz ausgesucht haben, weil sie nicht gestört werden wollten.
    Er schlenderte mit Ellen zur Balustrade; dort standen sie Hand in Hand, blickten schweigend hinunter in das weite Land. George schloß seine Finger ein wenig fester um Ellens Hand und spürte voller Glück, daß der leichte Druck erwidert wurde.
    Er sah nicht den schwarzen Schatten, der sich ihnen näherte. Er hörte kein Geräusch. Sein Denken, sein ganzes Sein konzentrierte sich auf das Mädchen neben ihm. Gleich würde er sie in die Arme nehmen. Er wandte sich ihr zu und merkte mit plötzlicher Bestürzung, daß sie nicht allein waren. Er sah auf — und in das Gesicht des Satans.
    Er schluckte hastig und wußte Bescheid.
    Er wußte, wer und was es war, und er wußte, daß er kämpfen mußte — um sein Leben und um das des Mädchens, das jetzt überrascht aufblickte, weil es

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