Totgeburt
sind gut gemacht“, antwortete Sebastian.
„Man weiß von Anfang an, wie es ausgehen wird“, stellte sie fest.
„Das Gute gewinnt immer. Das ist Hollywood“, meinte Sebastian, der sich unweigerlich an den Ausgang ihrer letzten Unterhaltung erinnert sah. Hinzu kam, dass die drei Filme, die sie nun schauten, mehr als nur eine Parallele zu den anderen aufwiesen.
Vorsichtig griff er zur Wasserflasche, öffnete sie und nahm einen Schluck. Als er fertig war, legte er sie jedoch nicht wieder aus den Händen.
Es würde wohl nicht viel helfen. Sie würde ihm bestimmt die Flasche aus den Händen reißen, sollte er sie wütend machen. Dennoch klammerte er sich an ihr fest.
„Außer bei Horrorgeschichten. Es kommt immer auf das Genre an. Steht das Genre mal fest, weiß man, wie es ausgehen wird“, sagte sie und warf einen Blick auf die Flasche.
Er zuckte leicht.
„In der echten Welt wären die Kleinwüchsigen gestorben, genauso wie der Junge und das Böse hätte gewonnen.“
„Hobbits“, unterbrach sie ihn. „Die Kleinwüchsigen heißen Hobbits.“
Aber er hatte ihr Interesse geweckt und sie wartete ab, was er noch zu sagen hatte. Also sprach er vorsichtig weiter:
„Die Welt ist eine Horror-Show. Man muss nur einen Blick nach Afrika werfen. Nein, weltweit … ein Krieg nach dem anderen, eine Diktatur folgt auf die andere. Hitler, Stalin und der Rest der Bande. Und es wird einen neuen Hitler geben und einen neuen Stalin … ich meine hier, nicht sonst wo. Die Geschichte wiederholt sich, es werden bloß die Rollen neu besetzt.“
„Hm, die Welt ist eine Horror-Show“, sagte sie, während ihre Augen das DVD Regal absuchten. „Kennst du eigentlich die Passion Christi schon?“
IV
Sie ging keiner geregelten Arbeit nach. Er war schon seit fast zwei Wochen bei ihr, ohne dass das Wort auch nur gefallen wäre. Trotzdem war die Wohnung schön eingerichtet, machte was daher. Also hatte sie Geld. Hatte sie geerbt?
Im Badezimmer war sogar eine von diesen Regenwaldduschen, unter die sie ihn regelmäßig scheuchte. Sie war so reinlich.
Der erste Eindruck, den Tina hinterlassen hatte war falsch gewesen. Sie hatte alte Kleider getragen und trotz ihrer Schönheit normal ausgesehen. Mittlerweile trug sie schickeres Zeug. Außer wenn sie ihre Wohlfühlsachen anhatte, was meistens der Fall war.
Vielleicht ließ sie sich aushalten. Bis vor kurzem musste hier ein Mann gewohnt haben. Wo sonst kamen die Kleider her, die Sebastian jetzt trug? Und das Shampoo und das Deo für Männer? Eine so attraktive Frau war nie alleine. Wahrscheinlich gehörten die Sachen ihrem Ex-Freund oder Ex-Mann. Zumindest hoffte er das. Was, wenn es kein Ex war, sondern sie immer noch zusammen waren und er unerwartet von einer Geschäftsreise oder ähnlichem zurückkam? Auf der anderen Seite standen nirgends Fotos vom Ex herum … seltsam, kein einziges Foto oder Erinnerungsstück war zu sehen. Nicht von ihr, nicht von ihrer Familie … unter Garantie würde der Mann ihn verprügeln, wenn er wieder nach Hause kam.
Sebastian wurde unruhig und stand von der Couch auf. Er traute sich nicht, sie mit Fragen zu löchern. Sie würde solche Dinge von sich aus erzählen müssen.
Sebastian ging nun auf und ab.
Die Leute reagierten oft gereizt, wenn es um Privatangelegenheiten ging und bisher hatte sie keinen Anlass gesehen, ihn aufzuklären. Letzten Endes würde sie ihn sowieso vor die Tür setzen und je besser es ihm ging, um so näher rückte der Tag. Sogar wenn sie sich Zeit ließ, er Monate hier bleiben durfte, der Tag würde kommen. Was sollte so eine Frau mit einem wie ihm?
Sebastian fühlte sich schlecht, da draußen wäre er wieder alleine — mit sich selbst!
Seine Hände glitten durch sein Haar hinunter zum Gesicht, das sich zu einer schmerzverzerrten Fratze verzogen hatte. Er atmete tief ein, denn er realisierte, es gab diesen Abgrund, ob Einbildung oder nicht. Nur eine Woche in der Kälte und er würde hinunterfallen … außer er machte vorher Schluss. Er hatte es schließlich versprochen.
Wenn er Tina zuvorkam, würde er ihr wenigstens nicht als Schmarotzer in Erinnerung bleiben. Bloß ein einziger Mensch sollte ihn in Ehren halten. Mehr verlangte er nicht. Er malte sich aus, wie sie an ihn dachte, während sie alleine war und es bedauerte, dass es ihn nicht mehr gab. Je länger er blieb, desto wahrscheinlicher wurde es, dass er ihr schlecht in Erinnerung bleiben würde.
Wann sollte er es tun? Gab es denn überhaupt einen geeigneten
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