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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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Irgendein Musiker vielleicht?“
    „Ich kann Musiker nicht leiden.“
    „Ach so. Was ist mit Schauspielern?“
    „Ich weiß nicht … wie welcher Schauspieler sehe ich denn aus?“
    Sie musterte ihn kurz. Dann blickte sie wieder auf die Straße.
    „Naja, besonders viel machst du ja nicht her.“
    „Haha, du mich auch.“
    „Lachst nicht gerne über dich selbst, dann kommen Comedians schon mal nicht in Frage. Schade, hätte DeVito gesagt. Wie welcher Schauspieler siehst du nur aus? Nenn mal ein paar. Vielleicht kommen wir zusammen drauf.“
    „Brad Pitt.“
    Sie lachte laut.
    „Oh Mann, träum weiter, Junge!“
    Nach einer gefühlten Minute lauten Lachens, sagte er wütend: „Du hast gesagt, ich soll Schauspieler nennen. Deine Idee, jetzt lach nicht so dumm!“
    „Ja, aber welche, die zu dir passen, Junge! Jetzt weiß ich es, du siehst aus wie der Schweighöfer.“
    „Häh?“
    „Keine Ahnung, wie der mit Vornamen heißt, ist ja auch egal.“
    „Sieht der scheiße aus?“
    „Quatsch.“
    „Dann ist ja OK.“
    „Schweighöfer. Hm, zu lang. Nee, nee, das geht gar nicht.“
    Wieder musterte sie ihn.
    „Eigentlich sieht der Schweighöfer anders aus“, meinte sie schließlich.
    „Oh Mann. Komm wir lassen das mit den Schauspielern“, forderte er sie auf.
    „Keine Musiker. Keine Comedians. Keine Schauspieler. Du hast noch nicht viel gemacht. Das wird schwer.“
    Sie überlegte wieder.
    „Du hast geheult wie am Spieß. Wie wäre es mit Sissi?“, fragte sie.
    Dieses Mal musste er auch lachen.
    „Du mich auch. Das hat gepeint ohne Ende.“
    „Wem sagst du das? Hab ich ja auch durchgemacht … aber ich habe nicht versucht wegzulaufen.“
    „Gibt es ein Video von deiner Geburt? Würde ich mir gerne mal ansehen“, sagte er herausfordernd.
    „Ja, ja, du willst mich nur wieder nackt sehen … sicher, gibt es ein Video. Ist aber auf 8 mm.“
    „8 mm? Warte mal, wie alt bist du denn? Boah, hatte ich etwa Sex mit 'ner alten Frau?“
    „Haha, alt ist relativ, außerdem fragt man Frauen nicht nach ihrem Alter. Das weißt du doch.“
    „Du bist voll alt, oder?“, stichelte er sie.
    „Ja, zufrieden?“
    „Ja, bin ich. Also, zurück zum Namen.“
    „Wie wäre es mit Schrumpfschwanz?“, fragte sie.
    „Was?“
    „Dein Teil war sau klein“, lachte sie.
    „Oh Mann, da war ja auch kein Blut da. Wie soll das Ding Normalgröße haben, wenn da kein Blut ist? Komm, ich zeig dir das Ding, wenn ich wieder —“
    „Ich hab's doch schon oft genug gesehen und oft genug drin gehabt. Du musst mir nichts beweisen.“
    „Mein Ding, ehm, das wird doch wieder, oder?“, fragte er besorgt.
    „Nein, der bleibt, wie er ist“, sagte sie mit ernster Miene und schaute ihn verständnisvoll an. Beide brachen erneut in Lachen aus.
    „L–E–C–K mich fett. Ich hatte gerade richtig Schiss bekommen.“ Er nickte ihr anerkennend zu. „Das wäre die wahre Hölle gewesen.“
    „Ja, ja. Der Stolz der Männer.“
    „Wir sind immer noch nicht weiter gekommen“, stellte er fest.
    „Ah ja, dein Name. Kellerkind. Wie hieß der Typ noch mal? Der, den man im Keller gefangen hielt … in Österreich … der Adlige da.“
    „Ach ja. Das war der Kasper“, sagte er.
    „Ja, genau. Kasper Hauser.“
    „Hört sich auch nicht gut an“, stellte er fest. „Naja, wir könnten ja Caspar daraus machen.“
    „Caspar … der freundliche Geist. Ja gefällt mir“, sagte sie.
    „Hey, wie nennst du dich überhaupt? Du hattest dich ja damals, als Tina vorgestellt.“
    „Den habe ich mir extra für dich ausgedacht. Scheiß langweiliger Typ, dachte ich, hat nur eine scheiß Tina verdient. In der Familie heiße ich, Marie.“
    „Marie. Wo kommt der Name her?“
    „Ehm, kennst du das Spiel, wo die Kinder immer Bloody Mary, Bloody Mary sagen?“
    „Ja.“
    „Gut. Da kommt es her.“
    Nach einem Moment der Stille, begann sie erneut zu singen und verabschiedete sich in ihre eigene Welt.
    ***
    Er war eingeschlafen und wachte erst auf, als das Auto bereits zu Stehen gekommen war. Marie war weg. Er sah aus dem Fenster, dann nach hinten. Nichts. Wo waren sie denn überhaupt? Die Schlüssel steckten noch im Schloss und pendelten langsam hin und her, weit konnte sie also nicht sein. Plötzlich öffnete sich seine Tür und er sah in ihr erwartungsvolles Gesicht.
    „Aussteigen. Wir haben was zu erledigen.“
    Als er aufstehen wollte, drückte ihn sein Gurt zurück in den Sitz, woraufhin sich ihre Augen verdrehten und sie ihm den Rücken zukehrte.

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