Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
Vom Netzwerk:
glühend heiß … Sterne, diamantengleich, tausende von ihnen waren auf den Fotos abgebildet. Fasziniert von den anderen Welten blätterte sie durch eine Zeitschrift für Hobbyastronomen. Sie hatte sie am Zeitungsstand gekauft, weil sie keine Lust hatte, auf die magere Auswahl des Salons angewiesen zu sein. Caspar auf der anderen Seite vergnügte sich mit den Zeitschriften, was wohl mit den vielen spärlich bekleideten, oft minderjährigen Models zu tun hatte. Sie dachte mit einem traurigen und einem lachenden Auge an die Szene, die sich abspielen würde, sobald ihr Bruder aufstand und dem Salon mutwillig sein erregtes Glied präsentierte. Er konnte so ein Clown sein!
    Naja, irgendwo dort draußen, das war klar, gab es andere erdähnliche Planeten, auf denen aller Wahrscheinlichkeit nach intelligentes Leben herrschte. Wurde dort auch der Kampf Gottes gegen den Anderen ausgefochten? Wenn ja, wer hatte dort die Oberhand? Vater und der Andere, sie waren wie Kinder, die im Sandkasten um ihr Spielzeug zankten.
    Marie blätterte weiter. Der Chefredakteur erinnerte in einem Aufruf daran, dass seine Zeitschrift einen Wettbewerb veranstaltete. Sie würden die schönsten Fotos küren und abdrucken, welche die Konjunktion von Saturn und Jupiter festhielten. Am morgigen Tag, dem vierzehnten März, würde es zu dem Ereignis kommen.
    „Übrigens, ich hatte das Vergnügen mit einer Indianerin auszureiten“, sagte er.
    „Native American wollen die genannt werden.“
    „Die sind nicht anders als der Rest.“
    „Was hast du erwartet?“
    „Du sagst es. Kacke, ich weiß auch nicht, was ich da ständig treibe.“
    „Solange es Spaß macht.“
    „Pfff … hey, glaubst du, die Blondine würde meine Zehen lutschen? Sagen wir mal für hundert Dollar?“

XXIII
    Es war soweit, Marie eskortierte Caspar zum vereinbarten Treffpunkt. Sie machten im Servicebereich des Sitzungssaals halt. Wenig später traf der Alte ein. Er war in eine schwarze Kutte gehüllt. Es überraschte sie, den Doktor in dieser Aufmachung zu sehen, der Mann trug sonst Anzug oder Laborkittel.
    „Caspar, mein Junge.“
    „Hallo Doc. Fängt die Show gleich an?“
    „Ja. Die anderen sind schon auf dem Weg. Zieh das bitte an.“
    Caspar zog sich aus und die graue Robe an. Er wirkte auf einmal seltsam gelassen, als wäre es die natürlichste Sache auf der Welt, hier zu sein.
    „Marie, nimm die Kleidung deines Bruders mit, wenn du gehst“, befahl der Alte.
    „Ich werde nicht dabei sein?“
    „Nein! Was für eine Frage.“
    „Ich bin fertig?“
    „Ja“, sagte er verächtlich. „Wir lassen Caspar später nach oben bringen. Du bist frei.“
    Marie hob die Kleider auf, die ihr Bruder sorglos hatte fallen lassen, nickte den Beiden zu und ging zum Ausgang. Auf halbem Weg öffnete sich die Tür und eine Frau in weißem Gewand kam herein, gefolgt von einer Person in einer schwarzen Kutte, der gleichen wie sie der Doktor trug. Die Gestalt in Schwarz hatte die Kapuze über den Kopf gelegt, sodass ihr Gesicht in Schatten getaucht war, aber sie spürte, er war einer von ihnen. Ihr folgten weitere Paare, insgesamt waren es elf vermummte Gestalten, allesamt Geschwister, und dreizehn Menschentöchter von denen eine eine graue Robe trug, identisch mit der ihres Bruders. Es musste seine Schwester sein. Die Frauen zeichnete ein abwesender, weltfremder Blick aus, bis auf die vermeintliche Schwester, welche ernst und nüchtern wirkte. Wortlos ging die merkwürdige Prozession an ihr vorüber.
    Marie blickte an sich hinunter und ihr wurde klar, diese Leute, die in den Kutten, sie waren alle gleich, doch sie war ihnen nicht eben. Wer waren sie?
    Alle Gesellschaft war hierarchisch geordnet, in einer Pyramide gab es immer ein Oben und ein Unten. Auch in Maries Familie war das der Fall. Wo stand sie? Ganz unten? Irgendwo in der Mitte?
    Sie blickte den vermummten Gestalten nach, sah wie sie pärchenweise in den Saal strömten: Caspar und seine Schwester, eines ihrer unbekannten Geschwister nebst einer der Frauen. Eines der Weiber blieb neben dem Doktor stehen. Ihre Augen im Nichts gefangen, starrte sie an die Wand. Der Doktor lächelte Marie an, triumphierend, nicht freundlich, zog sich die Kapuze über, lenkte die Frau mit einer Hand in den Saal und verschwand nun ebenfalls darin. Die schwere Tür glitt zu und fiel ins Schloss.
    Marie ahnte, wen sie gerade gesehen hatte. Es waren die heimlichen Herren der Welt, die Führer des Rudels, ihres Vaters mächtige Fürsten.

XXIV
    So fühlten

Weitere Kostenlose Bücher