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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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schnell vorbei.”
    “Nein, Sie sind mit Ihrer Stiefschwester und Kirk hier. Ich rufe meinen Vater an.”
    “Nicht nötig. Ich wollte sowieso gehen. Wir treffen uns in fünf Minuten draußen”, sagte er in entschiedenem Ton.
    “Wir sollen uns
treffen?
Gehen Sie noch woanders hin, bevor wir losfahren?”
    Diskret deutete er in die andere Ecke des Raumes. Joe starrte zu ihnen hinüber. “Sie wollen doch nicht die Gerüchteküche zum Brodeln bringen, oder?”, fragte Clay und drehte Barkers Neffen seinen breiten Rücken zu, um Allie vor dessen lauerndem Blick zu schützen.
    Trotz ihres Schwipses war Allie sich sehr sicher, dass Clay sich einen Teufel um neu aufkommende Gerüchte scherte. Die Leute zerrissen sich seit Jahren das Maul über ihn. Und wenn jetzt hinzukäme, dass er die Polizistin um den Finger wickelte, die ihn eigentlich des Mordes überführen sollte, dann wäre das für ihn wahrscheinlich eher eine Art Ritterschlag.
    Das aber hieß: Es ging ihm allein darum,
sie
vor Gerede zu schützen. Deshalb, so wurde ihr mit einiger Verspätung klar, hatte er sie beim Tanzen auch auf Distanz gehalten. Das passte so gar nicht zu seinem Image als Bad Guy. Warum versuchte er nicht, die Situation für sich auszunutzen? Sie dachte an ihre Billardpartien. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, über die anderen zu triumphieren und die Gewinne einzustreichen. Aber das hatte er nicht gemacht. Er hatte dafür gesorgt, dass jede Partie spannend blieb und knapp ausging. Das erste Spiel hatte er sogar verloren. Und jetzt, anstatt den Arm um sie zu legen und sie wie eine Trophäe nach draußen zu tragen, machte er sich Gedanken darüber, wie negativ sich das Zusammensein mit ihm auf ihren Ruf auswirken könnte.
    Sie mochte Clay. Sie mochte ihn sogar sehr.
    Aber sie war beschwipst. Und sie hoffte, dass sie ihn weit weniger mögen würde, wenn sie wieder nüchtern war – um der Objektivität ihrer Ermittlungen und ihres Seelenfriedens willen.
    Als Allie sich auf der Tanzfläche an ihn geschmiegt hatte, hatte sie auf Clay einen leicht angeheiterten Eindruck gemacht. Aber jetzt gab sie sich alle erdenkliche Mühe, nüchtern zu wirken. Sie saß stocksteif auf dem Beifahrersitz seines Trucks und starrte in die Landschaft hinaus, als fürchtete sie, etwas zu sagen oder zu tun, was sie später bereuen würde.
    “Haben Sie vor, länger bei Ihren Eltern zu wohnen?”, fragte er.
    “Ich hatte überhaupt nicht vor, zu ihnen zurückzuziehen.”
    “Jetzt scheint es aber ganz gut zu funktionieren.”
    “Es ist besser, als meine Tochter jeden Tag in fremde Hände zu geben.”
    “Wäre das die Alternative gewesen?”
    “Wenn ich in Chicago in meinem alten Job geblieben wäre.”
    “Wie sieht es denn mit Ihrem Exmann aus? Könnte der nicht helfen?”
    “Von einem Mann, der nie ein Kind wollte, kann man nicht viel Unterstützung erwarten.”
    Das kannte Clay. Auch sein Vater hatte ihn und seine Schwestern nie gewollt. Sonst hätte er sich nicht so verhalten. “Aber heutzutage müssen solche Männer doch immerhin Unterhalt zahlen.”
    “Tut er nicht.”
    Clay schaltete das Radio ein. “Wieso nicht?”
    “Ich habe einen Kompromiss mit ihm ausgehandelt: Er hat auf das Sorgerecht für Whitney verzichtet und ich auf Unterhaltszahlungen.”
    Clay hätte gerne gefragt, wieso sie das getan hatte. Unabhängig davon, ob ihr Exmann das Kind haben wollte oder nicht – er
war
der Vater. Aber die Frage schien ihm dann doch zu persönlich.
    “Biegen Sie hier ab”, sagte sie.
    “Ich weiß, wo Sie wohnen.” Er hatte den Eindruck, dass sie sich nicht unterhalten wollte. Obwohl sie gar nicht so viel getrunken hatte, schien sie doch sehr damit beschäftigt, die Wirkung des Alkohols niederzukämpfen, wahrscheinlich, weil sie durch das Aufputschmittel verstärkt worden war. Gleichzeitig hatte er jedoch das Gefühl, dies wäre seine einzige Chance, mit Allie über Lucas zu sprechen und sie davon abzuhalten, nach ihm zu suchen.
    “Ich habe gehört, Sie wollen meinen Vater finden”, sagte er, als sie an der Kreuzung Forth und McDonald Street halten mussten.
    Sie warf ihm einen überraschten Blick zu. “Aber das wissen Sie doch längst.”
    Er stellte das Radio leiser, das zufälligerweise das Lied spielte, zu dem sie gerade getanzt hatten.
    “Ich meine meinen richtigen Vater.”
    “Oh.”
    Clay fuhr die McDonald Street herunter und bog dann in die Response Road ein.
    “Wieso kommen Sie auf einmal auf Lucas?”, hakte er nach.
    “Auf jeden

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