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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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können. Bei keiner Frau zuvor hatte Clay sich so beherrschen müssen. Obwohl: Beherrschung war eigentlich auch nie nötig gewesen. Sämtliche Frauen, mit denen er sich bisher getroffen hatte, waren immer unmissverständlich und ohne Umschweife zur Sache gekommen. Doch letzte Nacht, als er mit Allie in einem Bett geschlafen, ihren weichen Körper gespürt, ihr duftendes Haar und ihre zarte Haut gerochen hatte, war er nicht einmal sanft mit seinen Lippen über ihren Hals gefahren. Sie so dicht bei sich zu haben und gleichzeitig zu wissen, dass er eine Frau wie sie nicht verdiente, das war eine völlig neue, eine bittersüße Empfindung gewesen.
    Und als wäre er süchtig nach Schmerz und Pein, hatte er darum gebeten, sich das alles gleich noch einmal antun zu dürfen. Was für ein Idiot er doch war!
    “Du
weißt
, warum”, sagte seine Mutter.
    “Muss ich dich daran erinnern, dass die Verabredung mit Allie deine Idee war?” Clay zog ein Taschentuch aus seiner Tasche und rieb sich den Staub aus dem Gesicht.
    “Ich habe meine Meinung inzwischen geändert. Ich … ich hätte nicht gedacht, wie sehr sich …”, Irene senkte die Stimme noch weiter, “wie sehr sich du-weißt-schon-wer darüber aufregen würde.”
    “Dein Geliebter. Der verheiratet ist.” Clay lachte bitter. “Stört es dich gar nicht, dass er mit dir schläft, während er von deinem unverheirateten Sohn verlangt, dass er sich von seiner unverheirateten Tochter fernhält?”
    “Doch, das stört mich”, gab sie zu. “Aber es ist ja nicht so, dass er dich nicht mag.”
    “Nein, natürlich nicht”, sagte er. Doch sie ging nicht weiter auf seinen sarkastischen Einwurf ein.
    “Allie ist nun mal sein Ein und Alles. Er will einfach nicht, dass ihr wehgetan wird.”
    “Sie ist nur ein Jahr jünger als ich. Warum behandelt er sie wie ein kleines Kind?”
    “Ich hab’s dir doch gerade erklärt. Er will sie vor Verletzungen bewahren. Sie hat jetzt ein Kind, Clay. Sie braucht einen guten Vater für Whitney.”
    Clay zuckte zusammen. “Und das schließt mich automatisch aus?”
    “Na ja, es ist ja nun wirklich nicht so, dass du viel Erfahrung mit Langzeitbeziehungen hast”, wandte sie ein. “Welche Frau hast du öfter als fünfmal getroffen?”
    “Mit welcher der Frauen, die ich getroffen habe, sähest du mich denn gern verheiratet?”, konterte er.
    “Mit keiner. Du suchst dir immer Frauen aus, deren Brustumfang größer ist als ihr IQ. Allie ist da eine Ausnahme. Sie ist anders.”
    Natürlich suchte er sich diesen Typ Frau bewusst aus. Um nicht Gefahr zu laufen, mehr zu wollen, als er bekommen konnte. Und um bei dem Versuch, seine Bedürfnisse zu befriedigen, nicht reihenweise unschuldigen Frauen das Herz zu brechen. Aber das wollte er Irene nicht erklären. “Mir gefällt nicht, was mit dir passiert”, sagte er stattdessen.
    “Ich weiß nicht, was du meinst.”
    “Du bist nicht mehr du selbst. Diese Affäre vernebelt deinen gesunden Menschenverstand und verleitet dich dazu, Dinge zu tun, die du normalerweise nie tun würdest.”
    “Das stimmt nicht.”
    “Doch. Und außerdem ist es gefährlich.”
    “Für wen?”
    “Für uns alle, aber besonders für Grace. Sie hat am meisten zu verlieren.”
    Irene antwortete nicht.
    “Hörst du überhaupt noch zu?”, fragte er.
    “Grace ist nicht die Einzige, die geliebt werden möchte, Clay.”
    Das konnte er nur allzu gut nachempfinden. Trotzdem musste er über das Wohlergehen seiner Schwester wachen, nach wie vor. Allerdings würde das immer schwieriger werden, je länger seine Mutter ihre Affäre mit dem Polizeichef unterhielt.
    “Such dir jemand anderen!”, rief er. “Jemanden, der frei ist.”
    “Hör auf!”, sagte sie. “Ich will nichts mehr davon hören!”
    “Hör mir zu!”
    “Nein, das tue ich nicht. Was ist los mit dir, Clay? Was hast du nur dagegen, dass ich endlich einmal glücklich bin?”, fragte sie. “Willst du, dass es mir auch schlecht geht, nur weil du dich entschieden hast, bis zum Ende deines Lebens unglücklich zu sein? Ist es das?”
    Clay fühlte, wie sich seine Brust zuschnürte: “So denkst du von mir?”
    “Ja!”, sagte sie und legte auf.
    Aber als sie umgehend wieder anrief, weinte sie. “Es tut mir so leid. Das war nicht fair, ich weiß. Es ist nur … Ich liebe ihn so sehr, und er sagt, dass er mich liebt, und trotzdem werde ich ihn nie richtig für mich haben. Es gibt keine Hoffnung, dass es je etwas mit uns wird.”
    “Nein”, gab Clay zu.
    Sie

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