Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
wollte Allie ganz sicher nicht diejenige sein, die ihre Mutter mit der Nase darauf stieß. Aber wer sonst könnte es tun?
    “Ich pass auf, dass er heute Abend sein Gemüse aufisst”, scherzte sie, während sie die beiden zum Auto brachte.
    Ihre Mutter und ihre Tochter winkten ihr zum Abschied zu, und dann begann Allie, die Sachen für ihren eigenen kleinen Ausflug zusammenzupacken. Sie wollte die Hütte vor Einbruch der Dunkelheit erreichen – und vor allem wollte sie unterwegs sein, bevor ihr Vater nach Hause kam. Sie hatte ihm nicht erzählt, dass sie fort sein würde, weil sie ihm keine Lügengeschichte auftischen wollte.
    Wenn sie Glück hatte, würde er annehmen, dass sie mit Evelyn und Whitney gefahren war.
    Allie war auf dem Weg aus der Stadt, als sie Grace Montgomery – die nach ihrer Heirat Grace Archer hieß – hinter dem kleinen Verkaufsstand stehen sah, den sie gelegentlich vor Evonne Walkers ehemaligem Haus aufbaute. Nach ihrer Hochzeit mit Kennedy Archer hatte sie sich für ein Jahr von ihrem Anwaltsjob beurlauben lassen. Da sie nicht um des Geldes Willen arbeiten musste, wollte sie die Zeit lieber zu Hause mit ihren Stiefsöhnen verbringen. Sie hätte auch nicht an der Straße sitzen und hausgemachte Seifen und Lotionen, eingemachte Pfirsiche und Tomaten und selbstgebackenen Schokoladenkuchen verkaufen müssen. Aber als Evonne gestorben war, hatte die Familie Walker das Haus und Grace Evonnes Rezepteschatz geerbt. Diese Rezepte waren so bekannt und beliebt in der ganzen Stadt, dass Allie sie sich aus Stillwater nicht wegdenken konnte. Offenbar war es Grace genauso gegangen, denn als die Walkers das Haus zum Verkauf anboten, griff Grace sofort zu und begann, es zu einem Laden umzubauen, in dem sie Evonnes Spezialitäten anbieten wollte. Bis zum Ende der Bauarbeiten diente ihr Evonnes alter Stand im Vorgarten als Provisorium.
    Jeder wusste, dass Grace das zum Andenken an eine Frau tat, die sie zutiefst bewundert hatte. Und Grace war nicht die Einzige, die Evonne vermisste. Die ganze Stadt trauerte um sie.
    Wie meistens waren Kennedys Söhne bei Grace. Die beiden schienen eine innige Beziehung zu ihrer Stiefmutter zu haben, was ziemlich erstaunlich war, denn wie Clay konnte auch Grace sehr zurückhaltend und distanziert sein. Mehrfach hatte Allie versucht, mit ihr warm zu werden, aber wenn Kennedy dabei war, war das unmöglich. Er schirmte seine Frau sofort ab, wenn er glaubte, jemand wollte sie bedrängen oder ihr zu nahe treten.
    Doch da Kennedy heute nicht dabei war, beschloss Allie, anzuhalten. Zwar wollte sie so schnell wie möglich zur Hütte fahren, aber sie wusste auch, was sie bei den Ermittlungen im Falle Barker noch alles vor sich hatte. Sie brauchte ein paar Anhaltspunkte, ein paar Körnchen Wahrheit, die sie zu Barkers tatsächlichem Mörder führen würden – bevor die Situation außer Kontrolle geriet.
    Sie parkte ihren Wagen auf dem Seitenstreifen, stellte den Motor ab und stieg aus.
    “Hi, Officer McCormick!” Der neunjährige Teddy flitzte ihr entgegen. Er hatte ihr irgendwann einmal anvertraut, dass er später selbst Polizist werden wolle.
    “Hallo, Teddy.”
    Heath, Teddys zwei Jahre älterer Bruder, hockte am anderen Ende des Standes. “Ich kassiere das Geld, wenn Sie fertig eingekauft haben”, verkündete er.
    Allie schätzte, dass er irgendwann einmal die Bank seines Vaters und Großvaters übernehmen würde. “Okay”, sagte sie lachend und griff nach einer handgemachten Seife.
    Grace verkaufte gerade zwei Obstkuchen an Mrs. Franklin, die Frau des früheren Apothekers, der eine Institution in Stillwater gewesen war, solange sich Allie erinnern konnte. Als Clays Schwester aufblickte und Allie sah, schien sie nicht sonderlich erfreut.
    “Die riecht aber gut”, sagte Allie zu Teddy, um die Zeit zu überbrücken.
    “Da sind Veilchen drin”, erklärte ihr Teddy.
    “Lavendel”, korrigierte Grace, als Mrs. Franklin gegangen war.
    Heath reichte ihr einen Weidenkorb, und sie legte die Seife und eine Lavendellotion hinein. “Evonne wäre sehr stolz, wenn sie sehen könnte, wie Sie in ihre Fußstapfen getreten sind”, sagte Allie. Ihr Lob war ernst gemeint, doch trotzdem brachte es das Gespräch nicht, wie erhofft, in Gang.
    “Danke”, erwiderte Grace höflich und blickte zum Straßenrand hinüber, wo gerade ein weiteres Auto hielt.
    Allie drehte sich ebenfalls um und sah, dass es Reverend Portenski war. Als er näher kam, nickte er zur Begrüßung in die Runde, doch

Weitere Kostenlose Bücher