Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan
Ding, das sich zu einem Ball zusammengerollt hatte.
Vorne gab es Hasen, Kätzchen und eine Eidechse mit einem Kehllappen, bei dem meine Großtante Minnie vor Neid erblasst wäre. Junge Hunde dösten in Käfigen. Andere standen aufrecht, wedelten mit dem Schwanz und drückten die Vorderpfoten an den Maschendraht. Einer knabberte an einer Gummiente.
Die Mitte des Ladens nahmen parallele Regale ein. Ein Junge von ungefähr siebzehn Jahren hängte gegenüber den Vögeln Hundehalsbänder an Haken.
Als er das Bimmeln hörte, drehte er sich um, sagte aber nichts.
»Bonjour« , sagte Ryan.
»Yo«, sagte der Junge.
»Können Sie uns vielleicht weiterhelfen?«
Der Junge stellte seinen Karton ab und schlich auf uns zu.
Ryan zeigte ihm seine Marke.
»Bullen?«
Ryan nickte.
»Cool.«
»Und wie. Darf man fragen, wer Sie sind?«
»Bernie.«
Bernie hielt sich strikt an seine Interpretation des Gangsta-Chic. Tief hängende Jeans mit dem Schritt auf Kniehöhe, ein offenes Hemd über einem schmuddeligen T-Shirt. Er war viel zu dünn, als dass das Outfit gut an ihm ausgesehen hätte. So war es eigentlich bei allen.
»Ich bin Detective Ryan. Das ist Dr. Brennan.«
Bernies Blick wanderte zu mir. Er hatte kleine, dunkle Augen unter Brauen, die in der Mitte zusammenwuchsen. Wie es aussah, war Bernie ein Clearasil-Großabnehmer.
»Wir suchen nach Hershel Kaplan.«
»Er ist nicht da.«
»Ist Mr. Kaplan oft weg?«
Bernie hob eine Schulter und legte den Kopf schief.
»Wissen Sie, wo der Herr sich heute aufhält?«
Bernie zuckte jetzt beide Achseln.
»Sind Ihnen die Fragen zu schwierig, Bernie?«
Bernie wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
»Soll ich noch einmal von vorne anfangen?« Ryans Stimme hätte Margaritas vereisen können.
»Was nehmen Sie mich denn so ran, Mann? Ich arbeite doch nur für den Kerl.«
Ein Hündchen fing an zu kläffen. Ich wollte raus aus diesem Laden.
»Jetzt hören Sie mal genau zu. War Mr. Kaplan heute schon hier?«
»Ich habe aufgemacht.«
»Hat er angerufen?«
»Nein.«
»Ist Mr. Kaplan oben?«
»Er ist in Urlaub, okay?« Bernie verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Viel zu verlagern gab es da allerdings nicht.
»Es wäre hilfreich gewesen, wenn Sie das gleich gesagt hätten.«
Bernie starrte auf den Boden.
»Wissen Sie, wo sich Mr. Kaplan jetzt aufhält?«
Bernie schüttelte den Kopf.
»Wann kommt er zurück?«
Noch ein Kopfschütteln.
»Irgendwas stimmt hier nicht, Bernie. Ich kriege so langsam das Gefühl, Sie wollen nicht mit mir reden.«
Bernie starrte weiterhin den Dreck auf seinen Turnschuhen an.
»Haben Sie Angst, den Bonus zu verlieren, den Mr. Kaplan Ihnen versprochen hat?«
»Hören Sie, ich habe keine Ahnung.« Bernie hob den Kopf. »Kaplan hat mir gesagt, ich soll den Laden am Laufen halten und niemandem sagen, dass er sich verdrückt hat.«
»Wann war das?«
»Vor einer Woche ungefähr.«
»Haben Sie einen Schlüssel für Mr. Kaplans Wohnung?«
Darauf reagierte Bernie nicht.
»Sie wohnen noch immer zu Hause, Bernie?«
»Ja.« Argwöhnisch.
»Wir könnten bei Ihrer Mutter vorbeischauen und sie bitten, uns bei der Klärung dieses Sachverhalts zu helfen.«
»O Mann.« Weinerlich.
»Bernie.«
»Sein Schlüssel könnte am Anhänger sein.«
Ryan wandte sich mir zu.
»Riechen Sie Gas?«
»Vielleicht.« Ich schnupperte. »Ja, Sie könnten Recht haben.«
»Was ist mit Ihnen, Bernie? Riechen Sie Gas?«
»Das ist das Frettchen.«
»Für mich riecht es wie Gas.« Ryan ging ein paar Schritte nach links, dann nach rechts und schnupperte. »Ja. Gas. Das kann gefährlich werden.«
Ryan wandte sich Bernie zu.
»Wollen Sie, dass wir es nachprüfen?«
Bernie schaute skeptisch drein.
»Bei all diesen Tierchen, für die Sie verantwortlich sind, würde ich lieber kein Risiko eingehen«, sagte Ryan, ein Ausbund an Vernünftigkeit.
Bernie ging zum Tresen und zog einen Schlüsselring unter der Kasse hervor.
Ryan nahm die Schlüssel und wandte sich mir zu.
»Ein Bürger hat uns gebeten, ein mögliches Gasleck zu überprüfen.«
Ich zuckte auf eine Art mit den Achseln, die Bernie stolz gemacht hätte.
Ryan und ich gingen durch die Glastür hinaus und ein paar Schritte nach links, dann betraten wir das Haus wieder durch die Holztür. Eine schmale, steile Treppe führte in den ersten Stock.
Wir stiegen hinauf.
Ryan klopfte. Keine Antwort. Ryan klopfte noch einmal, fester.
»Polizei, Mr. Kaplan.«
Keine Antwort.
»Wir kommen jetzt
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