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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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eine Stimme in meinem Kopf.
    Die Brust wurde mir eng. Ich zog Luft durch die Nase ein.
    Der Uringestank wirkte plötzlich stärker. Und da war noch etwas? Kot? Verfaulendes Fleisch?
    Ich versuchte, durch den Mund zu atmen.
    Mein Hirn raste.
    Umdrehen? Schreien? Zum Tunnel rennen?
    Ich war wie erstarrt. Hatte Angst, mich zu bewegen. Angst, zu bleiben, wo ich war.
    Dann hörte ich es wieder.
    Halb Knurren, halb Grollen.
    Meine Finger umklammerten die Taschenlampe. Immerhin ein Knüppel.
    Irgendetwas scharrte auf Stein.
    Klauen?
    Kalte Angst schoss mir durch die Nervenbahnen.
    Ich schüttelte die Taschenlampe. Die Batterien klapperten, aber die Lampe blieb dunkel.
    Ich schüttelte fester.
    Ein schwacher gelber Kegel fraß sich in die Dunkelheit. Noch immer kauernd, drehte ich mich langsam um und beleuchtete die Ecke hinter mir.
    Und erfasste den Schatten einer Bewegung im letzten Loculus!
    Raus! , kreischte die Stimme in meinem Kopf.
    Ich kroch rückwärts auf den Tunnel zu, als das Knurren wieder anfing. Tief und raubtierhaft.
    Wieder erstarrte ich. Mit zitternder Hand richtete ich den Strahl wieder auf den Loculus.
    Augen glühten tief in der Nische, die Pupillen rund und rot wie Neon-Preiselbeeren. Darunter der Umriss einer narbigen Schnauze.
    Wilder Hund? Fuchs? Hyäne?
    Schakal!
    Der Schakal stand mit gesenktem Kopf da. Die Schulterblätter waren zwei knochige Spitzen hinter den Ohren. Das Fell war räudig und struppig.
    Ich trat vorsichtig einen Schritt zurück.
    Der Schakal bleckte braun funkelnde Zähne. Er spannte die Vorderläufe an und hob den Kopf.
    Jeder Muskel in meinem Körper erstarrte.
    Der Schakal bewegte die Schnauze hin und her und schnupperte mit weit geöffneten Nasenlöchern. Die Bewegung ließ Schatten über die Hügel und Täler seines Brustkorbs tanzen. Das Tier war ausgezehrt, aber der Bauch hing durch.
    O Gott. Ich war im Untergrund gefangen mit einem hungrigen Schakal! Wahrscheinlich einem schwangeren Weibchen!
    Wo war Jake? Was sollte ich tun?
    Mein Hirn spuckte Fakten aus, die es in irgendeiner Naturdokumentation aufgeschnappt hatte.
    In von Menschen bewohnten Gegenden sind Schakale nachtaktiv.
    Der Schakal hatte geschlafen. Jake und ich hatten das Tier aufgeweckt. Nicht gut.
    Schakale beanspruchen ein festes Territorium und markieren es mit Duftmarken.
    Der Uringeruch. Das Schakalweibchen betrachtete das Grab als ihr Territorium und mich als Eindringling. Nicht gut.
    Schakale leben und jagen als monogame Paare.
    Das Schakalweibchen hatte einen männlichen Gefährten.
    Herr im Himmel! Das Männchen konnte jeden Augenblick zurückkehren. Es konnte sogar mit dem Weibchen in diesem Loculus sein.
    Ich konnte nicht auf Jake warten. Ich musste etwas tun.
    Jetzt!
    Ich steckte mir die Taschenlampe in den Hosenbund, drehte mich um und kroch auf den Tunnel zu.
    Hinter mir hörte ich ein Knurren, dann Scharren. Ich spürte eine Bewegung in der Luft. Ich spannte die Muskeln an und nahm die Taschenlampe wieder in die Hand. Vielleicht konnte ich sie dem Schakal in den Rachen rammen und so verhindern, dass er seine Zähne in mein Fleisch grub. Vielleicht konnte ich ihm damit auf den Kopf schlagen.
    Der Schakal griff nicht an.
    Schau, dass du rauskommst, bevor es zwei gegen eine heißt.
    Ich steckte die Taschenlampe wieder in den Hosenbund und packte zwei Steine, die an entgegengesetzten Enden des Tunnels vorstanden. Mich mit den Füßen abstoßend und mit den Händen ziehend, stemmte ich mich mit aller Kraft nach oben.
    Nachdem meine Füße neuen Halt gefunden hatten, griff ich nach einem anderen Vorsprung und stemmte und zog aufs Neue.
    Meine rechte Fußstütze hielt. Die linke brach ab.
    Ich rutschte den Tunnel wieder hinunter und knallte auf den Boden. Schmerz schoss mir in Schulter und Rücken.
    Das Grab wurde schwarz.
    Mein Herz raste.
    Ich lag bewegungslos da und hörte noch immer Geräusche.
    Das Rauschen des Bluts ins meinen Ohren.
    Das Klackern von Steinen, die den Tunnel herunterrieselten.
    Das Klick-Klick-Klick der rollenden Taschenlampe.
    Das Ping von Metall, das auf Fels traf.
    Und darunter ein leises, grollendes Knurren.
    Sekunden später rieselten keine Steine mehr, und die Taschenlampe rollte aus.
    Nur mein Herz und der Schakal machten weiter.
    Das Knurren kam nun nicht mehr aus dem südöstlichen Loculus. Oder doch? Das Grab war die reinste Echokammer, Geräusche hallten von den Wänden wider. Ich konnte nicht mehr feststellen, wo sich der Schakal befand.
    Die Dunkelheit wurde immer

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