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Totgekuesste leben laenger

Totgekuesste leben laenger

Titel: Totgekuesste leben laenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Türgriff fest, als wir auf die Wiese fuhren und den anderen Autos quer durch die Furchen hinterherholperten, bis wir am anderen Ende einen Parkplatz im Schatten einer breiten Eiche fanden. Das Geräusch unserer zuschlagenden Türen schien als Echo widerzuhallen, als ein paar andere Leute ebenfalls parkten und aus ihren Wagen stiegen. Josh nahm seine Sporttasche mit und ich hängte mir meine Kameratasche über die Schulter. Die Luft unter den Bäumen war kühl und frisch und ich konnte förmlich die Vorfreude der Leute spüren, die langsam von ihren Autos in Richtung Festwiese spazierten. Die Nacht, in der ich Joshs Haus bewacht hatte, war lang und elend gewesen. Doch dass ich irgendwie durchsichtig war, beunruhigte mich zu sehr, als dass ich mich schon wieder unsichtbar machen wollte. Kairos konnte auch noch ein paar Stunden warten. Dann würde ich eben ein paar Fotos machen und keine ganz so schlimme Lügnerin mehr sein. »Grace, du bleibst bei Josh. Bitte«, fügte ich recht verspätet hinzu, als die glühende Lichtkugel - genauer ihre Flügel - einen grellen Schimmer annahm. »Er kann ja wohl kaum seine Staffel laufen, wenn ich die ganze Zeit neben ihm herrenne.«
    Ihre Flügel verdunkelten sich so sehr, dass man sie fast nicht mehr sah, und ich hörte ein gedämpftes »Okay«.
    Ich traute ihrem trügerischen Gehorsam nicht. Langsam schlängelten wir uns zwischen den parkenden Autos hindurch zur Wiese. Auf halbem Weg hob ich die Kamera und machte einen Schnappschuss von einem Kind, das mit ehrfürchtigem Gesicht die Nase eines Clowns betastete. Als ich mir das Foto auf dem Display ansah, musste ich lächeln. Der Himmel war strahlend blau und die Clownsschminke hob sich makellos und deutlich davon ab. Ein klares, leuchtendes Bild.
    »Ein schöner Tag zum Laufen«, sagte Josh ruhig. Ich nickte und atmete die kalte Luft ein. »Vielleicht können wir wirklich ein Weilchen hierbleiben«, entgegnete ich. Außerdem war ich nicht sonderlich scharf drauf, einen Meteoriten auf den Kopf zu kriegen, falls ich versuchte abzuhauen.
    »Ich hab versprochen, ein paar Runden zu laufen«, erklärte Josh. »Sonst kann ich kein Geld sammeln.« Ich sah ihm an, wie gern er laufen wollte, und schob mir die Tasche höher auf die Schulter. Es schien mein schlechtes Gewissen zu sein, das sie so schwer machte. Kairos konnte wohl noch ein paar Stunden warten, solange Grace auf Josh aufpasste. »Dann sehen wir uns so gegen Mittag?«, fragte ich und machte Anstalten, zum grünen Zelt hinüberzugehen. Josh lächelte, die Sonne ließ sein Haar aufleuchten. »Lass dich nicht von Amy ärgern.«
    Ich grinste spitzbübisch. Um ein gutes Foto zu machen, brauchte man viel Übung. Und um ein richtig schlechtes zu machen, noch mehr. »Da kannst du drauf wetten.«
    Er nickte mir zu und wandte sich ab. Ich wartete einen Augenblick, um sicherzugehen, dass Grace auch mit ihm mitflog, und machte mich dann auf in Richtung, des grünen Zelts, zu Miss Cartwright.

8
    Der Wind blies mir die lila Haarspitzen vor die Linse, sodass ich einen Moment warten musste, bis er sich wieder legte. Langsam verfolgte ich Joshs auf und ab federnden Körper über die Laufbahn und zoomte heran, als er um die Biegung kam und ich sein Gesicht sehen konnte. Als er einatmete, drückte ich auf den Auslöser. Dann betrachtete ich das Bild auf dem Display.
    Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Er wirkte angemessen gequält, mit zusammengekniffenen Augen und offenem Mund. Das Haar klebte ihm schweißnass an der Stirn. Hinter ihm erkannte man unscharf die bunten Gestalten der anderen Läufer. Im Vordergrund schwebte eine verschwommen glühende Kugel, von der jeder andere sagen würde, es sei ein Lichtreflex, doch ich wusste, dass es Grace war. Josh würde sich über diesen Beweis ihrer Existenz freuen. Das Geräusch schneller Schritte zog meine Aufmerksamkeit auf sich. »Weiter so, Josh!«, rief ich und bekam ein kurzes Winken zurück. Er war noch nicht so müde, wie er auf dem Bild aussah. Das Ganze war eigentlich auch kein Wettkampf. Die Leichtathletikmannschaft hatte es so geregelt, dass zu jeder Zeit jemand auf der Laufbahn war, wie bei einem Marathon, der den ganzen Tag dauerte. Auf der äußersten Bahn lief eine viel langsamere Gruppe nicht ganz so sportlicher Teilnehmer. Der Sporttag war vor allem ein gesellschaftliches Ereignis. Ich hörte, wie die Mütter sich über ihre Kinder unterhielten, während sie beim Powerwalken Geld für ein neues Spielmobil

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