Totgekuesste leben laenger
plötzlich her?«, fragte ich genervt.
Amy stand hinten auf der Ladefläche und stützte sich mit den Ellbogen auf der Fahrerkabine auf. Sie versuchte wohl, sexy zu wirken in ihren kurzen Laufshorts, aber der weiße Verband über ihrer Nase machte diesen Effekt zunichte. Parker wartete nervös an der Ladeklappe und Len lehnte mit verschränkten Armen an der Fahrertür, als hätte er vor, Ärger zu machen. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Für so was hatte ich jetzt echt keine Zeit.
»Himmelherrschaftszeiten«, schimpfte Grace. »Das ist wirklich nicht mein Tag.«
Von der Ladefläche aus rief Amy: »Hi, Madison, Süße!«
Ihr Tonfall war höhnisch und Joshs Mund spannte sich an, während er seine Schlüssel aus der Sporttasche fischte. »Runter von meinem Wagen«, befahl er kurz angebunden.
Als Amys Mund sich schon wieder öffnete, sprudelte es aus mir heraus: »Hi, Amy! Was ist denn mit deiner Nase passiert?«
Schamrot konterte sie: »Neues Outfit? In dieser Strumpfhose siehst du fast so putzig aus wie meine kleine Schwester.«
So, wie sie das sagte, klang es, als wäre ich drei Jahre alt. Ich schäumte vor Wut und spielte mit dem Gedanken, hundert Abzüge ihres schlimmsten Fotos zu machen und sie im gesamten Schulgebäude aufzuhängen.
Josh trat näher an Len heran. »Werd doch endlich mal erwachsen«, zischte er gepresst.
Als er das Foto in Joshs Hand sah, beugte Len sich vor. »Zeig mal«, sagte er und schnappte es sich, woraufhin Amy es ihm gleich aus den Händen riss. »Ach, ist das nicht süß?«, spottete sie. »Wie viele Bilder hast du denn von ihm gemacht. Schätzchen?« Ich presste die Lippen zusammen, doch dann lenkte ein leises Blätterrascheln meine Aufmerksamkeit auf einen Schwarzflügel, der wie ein Geist über uns hinwegglitt. Die Augen weit aufgerissen, spürte ich, wie mein Herz zu klopfen begann. Nicht hier. Nicht jetzt!
Amy dachte wohl, ich hätte Angst vor ihr, denn sie sprang vom Pick-up herunter und stolzierte auf mich zu. »Josh, wir gehen jetzt mit der Mannschaft ins Low D«, sagte sie. »Alle kommen mit. Du doch auch, oder?«
Das unausgesprochene »Du aber nicht, Madison« war nicht zu überhören und es machte mich rasend. Josh nahm ihr das Foto aus der Hand und langte um Len herum nach dem Türgriff des Pick-ups. Er riss die Tür so heftig auf, dass Len ein paar Schritte nach vorn stolperte. »Nein«, antwortete er, legte das Foto auf das Armaturenbrett und stopfte seine Tasche unter den Sitz. »Wie wär's denn mit 'ner Dusche, Amy? Du schwitzt ja wie ein Schwein.«
Ihr Mund klappte auf und ich kicherte laut genug, dass sie es hörte.
Len hatte sich bemüht, sein Stolpern so aussehen zu lassen, als sei es Absicht gewesen, aber er hatte sich zum Affen gemacht und das wusste er. Auch sein Lachen machte es nicht besser. »Kommt schon«, brummte er, schob die Hände in die Taschen und setzte sich in Bewegung. »Ich hab keine Lust mehr, hier meine Zeit zu verschwenden. Wir gehen. Parker?«
Amy legte einen Arm um Parkers Schultern und zog ihn mit sich. Es wirkte, als wollte er etwas sagen, aber als Josh ihm in die Augen sah, zuckte er nur mit den Schultern. Josh tat es ihm nach.
Amy und Parker gingen zwischen Josh und mir hindurch und ich versuchte, mein Herz anzuhalten und meine Fäuste dazu zu bringen, sich zu öffnen. Die Band fing wieder mit voller Lautstärke und Begeisterung an zu spielen.
Josh sah stinksauer aus. Als er in den Pick-up stieg und den Motor anließ, war sein Hals dunkelrot. Auch ich wollte nichts wie weg hier, doch als ich mich umdrehte, um auf die andere Seite des Wagens zu gehen, blieb ich abrupt stehen. Eine schlanke Gestalt ließ sich geschmeidig aus dem Baum fallen und landete vor mir. Ich atmete scharf ein. Nakita. »Du?«, stammelte ich, bemüht, meine Gedanken zu ordnen. Dabei war es eigentlich logisch. Nakita war der einzige schwarze Engel, der mich vom Sehen kannte und da sie bereits wusste, dass ich Kairos' Amulett hatte, konnte der sie getrost nach mir suchen lassen.
»Ich hab dir doch gesagt, es ist ein schwarzer Engel!«, rief Grace schrill. »Weg hier, Madison!« Nakita trat einen Schritt vor und musterte den Engel.| Ihr Lächeln wurde breiter. »Ich glaube fast, Ron will, dass deine Seele zerstört wird. Er lässt dich von einem Erst-Sphären-Engel beschützen? Als ob der mich aufhalten könnte.«
Strauchelnd wich ich zurück. »Josh! Sie ist ein Todesengel!«, schrie ich und hörte seinen Wagen quietschen, als er ausstieg.
Mit
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