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Totgekuesste leben laenger

Totgekuesste leben laenger

Titel: Totgekuesste leben laenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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nicht näher gekommen. Nicht viel jedenfalls.« Josh, der gerade den Reißverschluss an seiner Sporttasche zuzog, richtete sich kerzengerade auf und warf einen nervösen Blick auf die Baumwipfel. »Du wusstest also, dass sie da sind?«, fragte ich. »Tja, ja. Die sind schon die ganze Zeit hier.« Graces glöckchenhelle Stimme klang sarkastisch. »Kreisen uns langsam ein. So, als wäre hier irgendwo ein schwarzer Engel und sie wüssten nicht, wohin.« Ängstlich und beinahe schuldbewusst sah ich Josh an. Was dachte ich mir eigentlich dabei, mich hier fröhlich zwischen meinen Nachbarn zu tummeln und den Kopf in den Sand zu stecken wie ein Strauß? Ich sollte eigentlich in irgendeiner dunklen Gasse stehen und es mit diesem Widerling aufnehmen. Und die Tatsache, dass Grace dachte, sich unsichtbar zu machen wäre zu gefährlich, hätte mich nicht davon abhalten dürfen.
    »Wir müssen los«, erklärte ich. Nach einem Blick auf seine Mannschaft nickte Josh. Er war bleich. Zusammen machten wir uns auf den Weg zum Ausgang. »Grace, wenn du versuchst, uns aufzuhalten, dann nehme ich dir deinen Namen weg, ich schwöre es dir.«
    Sie schwieg. Langsam spürte ich die Anspannung in meinem Magen und sie verschlimmerte sich noch, als wir den Hauptweg erreichten, auf dem die Familien flanierten. Um zum Parkplatz zu kommen, mussten wir am Musikpavillon vorbei, wo es mittlerweile sehr voll war, weil alle hören wollten, welche Endsumme wir erreicht hatten. Gerade bereitete sich dort die Mittelstufenband auf ihren Auftritt vor. Zwischen all den Eltern, die ihren Kindern zuwinkten, und den Helfern, die mit den letzten Zahlen erschienen, kamen wir unmöglich durch.
    So viele Leute wohnen doch in ganz Three Rivers nicht, dachte ich genervt und kam abrupt zum Stehen, als Josh mich am Ellbogen zurückzog, damit ich nicht in einen Kinderwagen rannte. Ich lächelte ihn trübselig an und verlangsamte meinen Schritt.
    »Vielleicht finden die Schwarzflügel uns in der Menge nicht«, überlegte Josh.
    Ich nickte. »Vielleicht«, stimmte ich zu und dachte an die vielen Menschen, denen ich heute kleine Stückchen ihres Lebens gestohlen hatte. Ich hätte nie geglaubt, dass ich sie allein dadurch in Gefahr bringen könnte, dass ich zwischen ihnen umherlief, aber möglicherweise war es doch so. »Ich könnte mir vorstellen, dass Kairos sich bei der Suche nach uns auf seine Augen verlassen muss, weil er unsere Auras nicht aufspüren kann.«
    »Das ist nicht Kairos und Todesengel jagen nicht mit den Augen«, widersprach Grace über uns. »Das dauert zu lange und sie machen dabei Fehler. Für die seht ihr alle gleich aus, besonders für die schwarzen Engel.«
    »Es ist wohl Kairos und ich glaube, ihm ist es egal, wenn er einen Fehler macht«, erwiderte ich. »Wir müssen jetzt mit allem rechnen, Grace. Er will sein Amulett wiederhaben und er will nicht, dass irgendwer mitkriegt, dass er es verloren hat.«
    Josh presste die Lippen zusammen und drängelte sich zu einer Öffnung in der Menge durch. »Ich hör nur die Hälfte von eurem Gespräch«, beschwerte er sich. »Was, wenn jemand ganz anderes gesenst werden soll?«
    »Die treiben sich schon seit Stunden da am Horizont rum«, entgegnete Grace, als wir uns an den letzten Zuschauern vorbeischoben. »Dann wäre es inzwischen längst vorbei und die Schwarzflügel hätten sich verzogen.«
    »Grace sagt, eine normale Vollstreckung wäre schon längst über die Bühne gegangen«, wiederholte ich für Josh. »Ich glaube immer noch, es ist Kairos, der nach uns sucht.«
    Wir wichen einer Gruppe von Leuten aus. Endlich war der Weg frei. Während die Band „Louie, Louie“ spielte, hielten wir im Laufschritt, gebremst von unserem ganzen Gepäck, auf den Parkplatz zu. Beim Anblick der schlappen gelben Ballons, die von ihren Stäben hingen und die Ränder markierten, entspannte ich mich ein bisschen. Wie ein Reh am Waldrand blieb ich zögernd stehen und spähte die Reihen entlang. Wo hatte Josh noch mal geparkt?
    »Da drüben«, sagte Josh und zeigte auf den Schatten unter dem Baum, als hätte er meine Gedanken gelesen. Mit schnellen Schritten gingen wir darauf zu. Von Weitem hörten wir den Applaus, als die Band ihren Song beendete, und die Stimme von Miss Cartwright, die sich bei allen für ihr Kommen bedankte. Ich seufzte auf, als ich Joshs Pick-up hinter einem dicken Van erblickte. Doch meine Erleichterung verwandelte sich schnell in Ärger, als ich sah, wer dort auf uns wartete.
    »Wo kommen die denn

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