Totgelebt (German Edition)
aufhorchen. Das hatte sie kürzlich schon einmal gehört. Max hatte ihr erzählt, dass Lotte Jansen in der Uni eigentlich nur an den Internet-Terminals zu finden gewesen sei.
Sie schaute Max an, auch er schien gerade an diese Gemeinsamkeit zu denken. „ Gut . Wie sieht es mit Waffen aus ? Hat er mal erzählt, dass er sich eine Waffe anschaffen möchte?“, richtete sich Max nun an Benedikt.
Dieser schüttelte nur heftig den Kopf. „Dazu war er viel zu feige, Leon war viel zu weich, hatte vor allem Angst.“
Max bohrte weiter „Und Drogen ? Wie sieht es damit aus ? Hat Leon Drogen genommen? Raucht ihr schon mal ab und zu hier im Haus etwas Gras?“ Er versuchte dabei ganz unschuldig zu gucken und setz t e nach „Keine Angst, es geht nur darum, Leon ein bisschen besser kennen zu lernen. Ihr habt nichts zu befürchten. Aber bitte sage mir die Wahrheit.“
Jetzt schüttelte Benedikt den Kopf „Also Leon bestimmt nicht, der hat nie was geraucht. Im Haus wird aber schon mal ab und zu was geraucht.“ Er deutete mit dem Kopf nach oben. „Ich rieche das nämlich. Aber ich rauche nicht mit. Die machen das oben auf ihren Zimmern, wenn sie abends allein sind und Susann auch nicht mehr im Haus ist.“
In diesem Moment wurde ein Schlüssel in s Türschloss gesteckt und sie hörten eilige Schritte ins Haus treten. Eine Frauenstimme rief laut „Hallo?“ und stand im nächsten Moment schon neben Benedikt in Leons Zimmer. Sie wirkte gehetzt und unsicher. Vermutlich wurde sie seit heute Morgen, seitdem sie von Leons Tod gehört hatte, von ihrem schlechten Gewissen geplagt und, so vermutete Paula, musste sie sich auch noch vor einigen anderen Leuten rechtfertigen. Paula ging zu ihr hin und stellte sich und Max vor, dabei musterte sie die junge Frau. Paula schätzte sie auf fünfundzwanzig bis dreißig Jahre, schlank, groß, kurz blonde Haare, durchaus attraktiv.
Die Betreuerin stellte sich ebenfalls kurz vor. „Susann Eckberg. Ich betreue die WG seit einem Jahr. Sollen wir hinüber in den Aufenthaltsraum gehen?“ Susann Eckberg war bewusst, dass Leons kleiner Raum zu eng für drei Personen war. Benedikt verließ den Raum als erster und verschwand in der Küche. Susann Eckberg ging vor, Paula und Max folgten ihr. Im Aufenthaltsraum nahmen sie Platz.
Paula machte den Anfang. „Sie sind ja über die näheren Umstände von Leons Tod bereits heute Morgen von der Polizei informiert worden. Wir ermitteln in dieser Sache. Leon war nicht allein bei seinem Tod. Es war zwar definitiv Selbstmord, aber es gab jemanden, der dabei war und nicht versucht hat, Leons Tod zu verhindern. Das ist in Deutschland eine Straftat. Und diese müssen wir untersuchen. Da Leons Tod eventuell in Zusammenhang mit einem anderen Selbstmord steht, müssen wir der Sache auf jeden Fall gewissenhaft nachgehen und sind für alle Hinweise sehr dankbar.“, dabei schaute sie die Betreuerin an. „Es würde uns schon einmal sehr weiterhelfen, wenn sie den gestrigen Abend kurz in ihren Worten schildern würden, nur ganz grob. Wann haben Sie zum Beispiel Leon das letzte Mal gesehen?“, fuhr Paula fort.
Susann setzte sich gerade hin und dachte eine Sekunde nach „Also ich habe dem Polizisten heute Morgen ja schon einiges erzählt. Leider war ich gestern Abend beim Abendessen nicht dabei, ich versuche wirklich so oft wie möglich daran teilzunehmen, aber ich habe auch noch andere Verpflichtungen. Ich bin immer morgens da und abends auch, aber ich schaffe es halt nicht immer pünktlich um sechs hier zu sein. Außerdem schaffen das die Jungs auch ganz gut alleine, sie sind ja alle schon recht groß.“ Ihr war es ganz offensichtlich unangenehm, dass sie ihre Pflichten vernachlässigte. Man konnte ihr streng genommen vorwerfen, dass sie nicht beim Abende ssen zugegen war und Leons Gemütszustand nicht erkannt hatte. Das war ihr auch bewusst, sie war bemüht, eine neutrale Wortwahl zu nutzen. „Nun ja. Als ich so gegen halb sieben ins Haus kam, sagten mir die anderen Jungen, das s es Leon nicht gut gehe, er habe sich hingelegt. Einige meinten auch, dass er sich nur vor dem Abwasch drücken wollte. Keine Ahnung. Leon zog sich oftmals in sein Zimmer zurück. Er wollte dann alleine sein. Er hatte Probleme sich in die Gemeinschaft zu integrieren. Er hatte einen Hund, Charly, den er abgöttisch liebte, leider ist er vor ein paar Monaten gestorben, seitdem hat er sich noch mehr in sein Schneckenhaus zurückgezogen. Vielleicht hätte ich ihn noch stärker betreuen, mich
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