Totgelebt (German Edition)
gemacht wird, er war ja ein williges Opfer. Mehr kann ich dazu nicht sagen, tut mir leid.“ Damit erhob Gregor sich und signalisiert e ganz klar, dass er das Gespräch für beendet hielt.
Paula sah ihn scharf an . „Bitte setz dich wieder. Ich denke, wir sind noch nicht fertig.“ Widerwillig setze er sich, seine ganze Körperhaltung demonstrierte Ablehnung. „Wann ha st du Leon das letzte Mal gesehen?“, fragte sie Gregor.
„Gestern Abend beim Abendessen. Ihm ging es angeblich nicht gut. Keine Ahnung, ihm ging es ja immer schlecht, hatte immer irgendetwas, er hat sich nach dem Essen schnell auf seine Zimmer verzogen und ist nicht mehr aufgetaucht . Ich glaube , dass sich der kleine Scheißer um den Spüldienst drücken wollte. So wie immer.“
Max ergriff das Wort „Wo genau ist das Zimmer von Leon?“, wollte er wissen.
Gregor zeigte in eine Richtung „Da drüben, Leons und Benedikts Zimmer sind hier unten, dann gibt es oben noch drei Zimmer.“
Paula erhob sich und zeig te Gregor damit, dass er auch aufstehen konnte, was er auch augenblicklich tat. „Wir schauen uns jetzt Leons Zimmer an, danach möchten wir noch einmal mit euch allen sprechen, außerdem werden wir mit eurer Betreuerin sprechen, sobald sie da ist.“ Gregor schien das völlig egal zu sein. „Ich möchte nicht, dass einer von euch das Haus heute verlässt, bevor wir mit allen gesprochen haben. Ist das klar?“, Paulas Ton wurde schärfer. Die Ignoranz dieses Jungens machte sie wütend .
„Klar, ich gebe es an die Jungs weiter.“, sagte Gregor und verließ das Zimmer. Paula konnte hören, wie der Junge die Treppe hinauf stieg. Max und Paula betraten währenddessen das Zimmer von Leon. Keiner der anderen Jungen schien von den beiden Ermittlern überhaupt Notiz zu nehmen.
Leons Zimmer war sehr klein. Es war ein rechteckiger, schmaler Raum. An einer Wand stand ein Bett, gegenüber, direkt vorm Fenster stand ein Schreibtisch. Außerdem gab es noch einen Kleiderschrank und einen CD-Player mit 2 Boxen. Daneben lagen auf dem Boden zerstreut einige CDs. An der Wand hing ein Film-Poster von ‚Kill Bill’. Auf den ersten Blick wirkte das Zimmer erdrückend und unpersönlich zugleich. Es war sehr dunkel. Es gab ein kleines Fenster, das nur angelehnt war. Vermutlich war Leon hier einfach aus dem Fenster geklettert. Max öffnete das Fenster ganz und schaute hinaus.
„Das ist für einen Jungen kein Problem, sich hier aus dem Fenster davon zu machen . Das wird er sicherlich nicht zum ersten Mal gemacht haben.“ Paula öffnete den Kleiderschrank, die Auswahl an Kleidung war jedoch sehr spärlich. Dann ging sie zum Schreibtisch hinüber und öffnete auch hier die drei Schubladen nacheinander, sie fand einige Fotos von einem Hund, manchmal mit Leon, manchmal nur von dem Hund alleine. Dann noch zwei Fotos von einem jungen Paar, einmal mit einem Kleinkind, einmal allein. Seine Eltern, mutmaßte Paula. Viel mehr persönliche Dinge konnte sie nicht entdecken. Einige Schulhefte und Bücher lagen auf dem Schreibtisch. Leon hatte aber nichts Aktuelles aufgeschrieben, keine persönlichen Notizen, kein Tagebuch, kein Adressbuch und auch kein en Abschiedsbrief. Resigniert schloss sie die drei Schubladen wieder.
„Susann wird in etwa 20 Minuten hier sein. Sie kommt so schnell sie kann“, Benedikt trat in Leons Zimmer ein.
Paula nickte und beschloss, die Anwesenheit und Freundlichkeit des Jungen für sich zu nutzen. „Womit hat sich Leon denn beschäftig? Viele persönliche Dinge kann ich hier nicht gerade finden?“, fragte sie ihn.
„Sein Hund Charly war sein Ein und Alles. Der ist aber vor ein paar Monaten von einem Auto überfahren worden, er hat sich dafür die Schuld gegeben, weil er nicht aufgepasst hat. Er hätte ihn an der Straße anleinen müssen. Danach ist er ständig mit dem Spielzeug des Hundes rumgelaufen, so als Ersatz, glaube ich. Wir haben auch nicht so viel zusammen gemacht, halt nur so hier im Haus, zusammen gegessen und schon mal Fernsehen geguckt. Aber er hat sich immer so zurückgezogen. Ich habe ihn ab und zu mal in der Stadt gesehen, im Internet-Cafe. Wir haben hier keinen Internetzugang für alle , Gregor hat zum Beispiel einen eigenen mobilen Zugang, aber Leon und ich müssen in die Stadt, wenn wir Surfen wollen. Ansonsten hat er nicht viel gemacht. Er hat total viel geweint, weil er sich auch nicht so toll mit den anderen hier verstanden hat.“
Paula schaute den Jungen interessiert an. Das Stichwort Internet ließ sie
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