Totgelebt (German Edition)
sein ganzer Körper wieder anfing zu jucken. Er kratzte sich am Bein. Seine alte Wunde begann wieder zu bluten. Er sah, wie eine dünne Blutspur sein Bein entlang lief. Egal, er ließ es bluten. Bleib ruhig. Sie können nichts Handfestes haben. Er fragte sich, wie sie so schnell auf ihn gekommen waren. Er hatte alles so perfekt geplant, auf alles geachtet. Egal, sie können dir nichts nachweisen. Also ruhig. Als er sicher war, dass sie nichts Verdächtiges finden konnten, nahm er seinen Rasierer in die Hand und ging damit zur Türe. Er öffnete die Türe erst einmal einen Spaltbreit. Einer der Männer nickte ihm zu. „Guten Morgen, entschuldigen Sie die Störung. Wir sind von der Polizei und würden uns gerne kurz mit Ihnen unterhalten.“ Beide zeigten Ihre Polizeiausweise. „Kurz ist mein Name, mein Kollege Richter, dürfen wir für einen Augenblick hinein kommen?“ er bemerkte, wie Kurz ihn musterte, er betrachtete seine Boxershorts, sein aufgekratztes Bein, er roch ungeduscht und hatte seinen Rasierer gedankenverloren in der Hand. Ein gefundenes Fressen für die Alte, dachte er. Er trat einen Schritt zur Seite und ließ die beiden Männer ein. „Ja, entschuldigen Sie, natürlich. Ich war gerade dabei mich zu rasieren. Ich habe ihr Schellen gar nicht gehört.“ Er schloss die Tür hinter den beiden. „Kommen Sie, hier ins Wohnzimmer. Worum geht es denn? Womit kann ich Ihnen helfen?“ Er verwendete seine ganze Körperbeherrschung darauf, sich nicht zu kratzen, bleib ruhig, sei normal. S ein Mund war trocken. „Möchten S ie etwas trinken? Entschuldigen Sie bitte meinen Aufzug, aber ich bin gerade erst aufgestanden.“ Kurz nickte und schaute dabei demonstrativ auf die Uhr, es war bereits halb elf. „Wir möchten Sie um Ihre Mithilfe bitten und hoffen, dass Sie uns freiwillig Auskunft geben, wenn nicht, dann müssen wir uns einen Durchsuchungsbefehl besorgen. Das stellt aber kein Problem für uns da, wir besorgen uns den innerhalb einer Stunde. Nur das wird dann deutlich unangenehmer für Sie. Wir hoffen also, dass Sie kooperieren und wir die Sache schnell vom Tisch haben, ja?“, er machte eine Pause und schaute sein Gegenüber an, um sicher zu sein, dass er ihn verstanden hatte. Dieser hielt seinem Blick stand, wenn auch seine Augen unruhig hin und her flackerten. „Also, ist Ihnen ein gewisser Tomislav Lazic bekannt?“ Er musste husten, damit hatte er überhaupt nicht gerechnet, darauf war er nicht gefasst gewesen. Seine Gedanken rasten, was sollte er antworten, er wog ab, er durfte nicht lügen, das machte ihn verdächtig, wenn sie erst einmal anfingen, in seinem Leben rumzuschnüffeln, würden sie einiges finden und nicht eher stoppen, bis sie ihn bis aufs Hemd ausgezogen und vermutlich komplett ruiniert hatten. Nach einigen Sekunden hatte er sich für die Wahrheit entschieden. „Ja, ja, der Mann ist mir bekannt, flüchtig. Darf ich mir eventuell etwas überziehen, mir wird sonst kalt.“ Er versuchte zu lächeln. Kurz nickte, „Ich begleite Sie, wenn es Ihnen recht ist.“ Das war ihm ganz und gar nicht recht, aber was sollte er dazu sagen. Dieses Mal nickte er und fragte sich, welche Rolle der zweite Mann, Richter, spielte. Er sagte kein Wort, schaute sich nur im Raum um. Er machte ihn nervös. Er hatte einen durchdringenden Blick und musterte ihn die ganze Zeit von oben bis unten. Er hatte ein ungutes Gefühl, ihn nun allein hier im Wohnzimmer zu lassen, während er mit dem anderen Polizisten ins Schlafzimmer ging. Um die Sache so kurz wie möglich zu halten, schnappte er sich schnell seinen Bademantel und warf i hn über. „So, das reicht schon.“, sagte er, Kurz hatte den Raum kaum betreten. Gut so, dachte er sich und schloss die Schlafzimmertür hinter sich, als sie wieder zurück zu Richter ins Wohnzimmer gingen. „Bitte, nehmen Sie doch Platz“, versuchte er den beiden Männern freundlich zu begegnen, dabei lächelte er schief. Kurz nickte und nahm ihm gegenüber auf der Couch Platz. Richter sagte gar nichts und blieb stehen. Das schüchterte ihn erst recht ein, Richter schaute nun auf ihn herab. Er zwang sich trotzdem dazu, die Hände still in einander zu falten und glaubte somit Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen. „Gut“, begann Kurz erneut. „Sie kennen Tomislav Lazic also. Können Sie uns auch schildern wie gut und woher sie ihn kennen?“ Es gelang ihm, dem Blick von Kurz zu stand zu halten. „Ja, darf ich denn vorher einmal fragen, um was es genau geht?“ Er lachte auf, als
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