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Totgelebt (German Edition)

Totgelebt (German Edition)

Titel: Totgelebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Hagemann
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Paul a beherrschte sich, sie zwang sich, den Jungen nicht zu drängen, obwohl sie die Anspannung kaum ertragen konnte.
    Erik starrte auf den Boden. Zögerlich sah er Paula an. „Meine Schwester hat mich alleine gelassen, in diesem Loch, wissen Sie, ich muss das jetzt alles ausbaden. Es wäre ihr bestimmt nicht recht gewesen, dass ich das jetzt mache. Ich habe hin und her überlegt. Soll ich zu ihnen kommen oder nicht. Ich wusste, dass da irgendwas existierte. Ich wusste nur einfach nicht genau wo.“ Er machte eine Pause, doch weder Max noch Paula unterbrachen ihn, obwohl beide keine Ahnung hatten, wovon Erik sprach. Doch beide wussten, dass es am besten war, ihn erst einmal reden zu lassen. Später war immer noch die Möglichkeit, ihn zu einzelnen Dingen näher zu befragen. Erik zog an einem Faden an seiner Hose. „Ich habe alles gesehen, mein Gott, ich wusste nicht, was ich tun sollte, verstehen S ie ? Ich stand da, aber sie wollte es doch. Sie hat es doch geschrieben, sie wollte sterben. Und ich dachte, wenn es das ist, was sie will, dann werde ich sie auch nicht daran hindern. Obwohl ich eine Scheißwut auf sie hatte, weil ich ja jetzt alles hier alleine aushalten muss.“
    Paula war wie elektrisiert, sie sah zu Max hinüber und erkannte, dass er Eriks Aussage genauso interpretierte wie sie.
    Erik versuchte, seine Tränen zurückzuhalten, er schluckte, doch es gelang ihm nicht. Er blinzelte und wischte sich verstohlen über die Augen. Dann hustete er und schaute aus dem Fenster. „Sie hat es gewollt, ich konnte nichts dafür. Ich habe es nicht verhindert. Aber ich hätte es verhindern können, wenn ich gewollt hätte.“ Damit beendete Erik seinen Monolog und schaute Paula an.
    Er erwartete eine Reaktion von ihrer Seite, also ergriff sie das Wort. „Habe ich dich richtig verstanden, dass du gesehen hast, wie sich deine Schwester das Leben genommen hat?“, fragte sie ganz ruhig. Erik nickte. „Wie hast du denn davon erfahren, bist du deiner Schwester gefolgt?“ Erik nickte wieder. „Du bist ihr von zu Hause aus in den Wald gefolgt und hast gesehen, wie deine Schwester sich mit einer Waffe selbst erschossen hat?“ Erik nickte erneut.
    Max verlor als erster die Geduld. „Kannst du uns dann denn nicht ein bisschen ausführlicher erklären, wie bist du zum Beispiel darauf gekommen, dass deine Schwester sich umbringen wollte, warum bist du ihr gefolgt und vor allem, bitte sage uns alles, was du über diesen Kerl weißt, der bei dem Selbstmord deiner Schwester dabei war.“ Paula sah Max scharf an.
    Erik fiel aufgrund des lauter werdenden Tons sichtlich in sich zusammen. Er atmete aus und erneut stiegen ihm Tränen in die Augen. „Sie wissen ja gar nicht wie das ist, jeden Tag mit dieser abgefuckten Säuferin zu Hause, sie liegt den ganzen Tag besoffen auf der Couch und schreit rum, jeden Tag. Können Sie sich das vorstellen? Sie hat Lotte getriezt bis aufs Blut, hat immer g esagt, dass Lotte sich für was B esseres hält, nur weil sie studieren würde und so, anders herum, wollte sie aber auch, dass Lotte studiert damit sie mit ihr angeben konnte. Dann hat sie Lotte gesagt, sie sei hässlich und kein Mann würde sich für sie interessi eren. Und so ging das jeden Tag , immer. Das kann man einfach nicht mehr aushalten .“ Er nickte. „Lotte wollte das nicht mehr ertragen, sie brachte das e infach nicht mehr. Sie wollte ni ch t mehr. Sie war fast nur noch im Netz, sie hat immer gechattet und so. Ich habe später immer nachgeschaut, auf welchen Seiten sie war, das geht ganz leicht, ich habe im Verlauf nachgeguckt. Sie hat das nicht mal gemerkt, s ie hatte keine Ahnung davon oder es war ihr einfach egal. Ihr war alles egal. Ich glaube, sie ist nur noch zur Uni gefahren, um weg von zu Hause zu sein. Oh Mann und als sie da so stand und ich wusste, das ist es, da war ich echt eine Sekunde lang eifersüchtig, weil ich wusste, sie ist weg von der Alten, raus aus diesem ganzen Mist.“ Er machte wieder eine Pause. „Kann ich noch etwas Wasser haben?“, er hielt Max seinen Plastikbecher hin. Max schenkte ihm ein und Erik trank einen großen Schluck. Dann räusperte er sich. „Na ja, immer wenn sie zu Hause im Netz war, habe ich mal geguckt, auf welche Seiten sie so geht. Einfach so, ohne bestimmten Grund. Das macht man ja so. Und dann waren da auf einmal Seiten, die sich mit Selbstmord beschäftigen, das wurde immer mehr und plötzlich war sie regelmäßig in Selbstmord-Foren und Chats. Hinterher nur noch auf

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