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Totgelebt (German Edition)

Totgelebt (German Edition)

Titel: Totgelebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Hagemann
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zwei, drei bestimmten Seiten, aber immer häufiger. Ständig. Ich hatte schon Probleme abends auch mal ins Internet zu kommen , s ie wurde auch immer merkwürdiger. Plötzlich war sie ganz aufgekratzt. Das fand ich auch komisch.“ Erik trank wieder ein en Schluck Wasser. „Am Abend bevor sie dann das Haus verlassen hat, war sie ganz anders als sonst, seltsam. Und sie war nett. Wir haben uns nicht so wirklich gut verstanden. Sie ging mir auf die Nerven mit ihrer jammernden Art und so. Aber trotzdem. Immerhin war sie noch da. Jetzt bin ich alleine. Nett war sie aber normalerweise auch nicht gerade zu mir. Zumindest wollte ich wissen, was los war. Dann habe ich einfach nachgeschaut, auf welchen Seiten sie gewesen ist und gesehen, dass sie wieder in einem Selbstmord Chat war und dass sie die Seite auch ausgedruckt hat. Das hab ich auch im Verlauf gesehen. Das fand ich komisch, also habe ich mal in ihren Sachen gewühlt und gesehen, was sie ausgedruckt hat. Da stand, dass sie vorhatte, sich umzubringen und dass sie sich dazu mit einer anderen Person verabredet hat, die wollte ihr helfen und so. Erst habe ich überlegt, soll ich ihr da was zu sagen. Aber sie wollte es ja so. Dann habe ich überlegt, dass ich auch hingehe und mir das angucke und wenn sie doch nicht will, dann bin ich da. Sie hat mich gar nicht bemerkt, sie war völlig in Gedanken. Sie hat gar nichts mehr gemerkt.“ Erik schloss den Mund, es sah so aus, als ob er nichts Weiteres zu dem Thema zu sagen hatte.
    Paula gab ihm noch einen Moment, falls er es sich noch anders überlegen wollte. Dann sah sie ihn an. „Das ist jetzt sehr wichtig, Erik. Du bist ein wichtiger Zeuge für uns. Ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du zu uns gekommen bist und uns das alles erzählt hast. Ich habe noch ein paar Fragen dazu. Ist das für dich in Ordnung, wenn ich bei der ein en oder anderen Stelle noch mal nachhake?“ Erik nickte. „Gut, also, kannst du uns etwas über diese Person erzählen, die sich am Tatort mit deiner Schwester getroffen hat?“ Erik nickte wieder, sagte aber nichts. Paula be merkte Max steigende Ungeduld, sah ihn aber rechtzeitig ermahnend an. „Kannst du ihn beschreiben, wie hat er ausgesehen?“
    Dieses Mal schüttelte Erik den Kopf. Paula wartete. „Es war ziemlich dunkel im Wald, ich stand ja nicht direkt bei den beiden, ich stand weiter weg, unter einem Baum. Der Kerl hatte eine Kapuze auf, so dass man fast nichts von ihm gesehen hat, eine Jeans könnte er angehabt haben. Mehr weiß ich nicht, ich konnte auch nicht hören, was die beiden gesagt haben.“
    Paula musste sich nun selbst zur Ruhe zwingen, sie musste sich beherrschen, um nicht alles kaputt zu machen. „Das ist doch schon ein Anhaltspunkt. Erzähl doch bitte einfach mal, wie es abgelaufen ist, von dem Moment an, als ihr im Wald angekommen seid. Kannst du dich noch daran erinnern?“
    Erik erinnerte sich ganz genau, er konnte schon gar nicht mehr zählen, wie oft er in seinen Gedanken diese Szene durchspielt hatt e, immer und immer wieder. „Lotte hat auf einer Lichtung gewartet, dann kam ein Typ auf sie zu, ziemlich groß. Er hatte wohl unter den Bäumen auf sie gewartet. Sie haben kurz miteinander gesprochen. Dann hat er ihr was gegeben. Dann haben sie wieder gesprochen und dann hat Lotte sich ausgezogen und hat alles so neben sich gelegt, zu Hause macht sie das nie so. Dann hat sie die Waffe ausgewickelt. Sie stand da, der Typ ihr genau gegenüber und dann hat er was rausgeholt. Ich habe erst gar nicht erkannt, was das war, dann hat er das Teil hoch zum Gesicht genommen und ich hab gesehen, dass es eine Videokamera war.“
    Paula sah Max an. Das war ein vollkommen neues Detail. Davon hatten sie bisher nichts ge wusst , der Täter filmte seine Opfer bei deren Selbstmord.
    „Dann hat Lotte da einfach so gestanden und ich weiß nicht, dann tat sich eine ganz Zeit gar nichts, sie hatte die Waffe in der Hand, der Typ filmte sie und dann hat sie die Hand gehoben und sich erschossen.“ Er schwieg wieder, fuhr dann um einiges leiser fort „Sie wollte es so, das müssen sie mir glauben. Ich hätte das sonst verhindert, sie hat ganz deutlich gesagt, dass sie es selbst so wollte. Ich hätte das sonst nicht zugelassen.“ Jetzt weinte er hemmungslos und versuchte nicht mehr, seine Tränen zu unterdrücken.
    Paula stand auf und legte ihm kurz die Hand auf seinen Arm, bemerkte jedoch, dass er unter der Berührung erstarrte und zog die Hand sofort wieder weg. Stattdessen reichte sie

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