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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Rieger
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Nachdem Hofer nicht antwortete, spottete sie weiter: »Die Tatsache, er sei mit hoher Wahrscheinlichkeit weißer Hautfarbe, fand ich super. So viele Schwarze laufen bei uns ja nicht rum.« Sie kaute weiter an ihrem Kaugummi. »Dann hat er auch noch geschrieben, dass der Täter ein hohes Aggressionspotenzial aufweist. Na wenn er fähig ist, zwei Frauen zu erstechen, war das ebenfalls logisch.«
    »Du solltest nicht übersehen, dass er uns zumindest in einem Punkt weitergeholfen hat: Er war sich sicher, es handle sich um einen Einzeltäter und vor allem, um eine Person, die für beide Morde verantwortlich ist. Den gleichen Schluss, den auch der Gerichtsmediziner gezogen hat. Also können wir die Untersuchungen im Privatleben der beiden Frauen herunterschrauben. Ich bin mir sicher, es war purer Zufall, dass genau die zwei ausgesucht wurden. Und so weit ich verstanden habe, ist der Psychologe auch dieser Meinung.«
    Hofer lehnte sich in seinem Sessel zurück und streckte die Füße aus, verschränkte die Finger ineinander und ließ seine Hände auf seinem Bauch ruhen.
    »Specht sieht das anders.« Monika wollte die beiden Polizisten nicht gegeneinander aufbringen, vielmehr wollte sie ihren Kollegen verteidigen, wenn er es nicht selbst konnte.
    »Du weißt, was ich davon halte. Ich habe gar keine Lust darüber zu diskutieren. Wenn wir schon von dem Gutachter sprechen, noch ein Punkt, der gegen Nußbaumer spricht. Im Dossier stand, der Täter sei mit hoher Wahrscheinlichkeit jemand, der Frauen hasst. Jemand, der einmal von einer Frau aufs Tiefste verletzt wurde und sich nun an ihr - oder eben an fremden Frauen an ihrer Stelle - rächt. Du glaubst doch nicht wirklich, Nußbaumer sei ein Frauenhasser, oder? So wie ihr ihn beschrieben habt, ist er das genaue Gegenteil. Spechts These ist Müll, aber das will der liebe Kollege nicht einsehen. Da er aber stur darauf besteht, soll er weitermachen. Wir können uns damit rechtfertigen, nichts übersehen zu wollen. Mir hilft er ohnehin nicht, im Gegenteil, er würde mich nur stören mit seinem eingeschnappten Dickschädel.«
    Bei den ersten Worten war Hofer aufgestanden, gegen Ende seines Vortrages stand er am Fenster und blickte nach draußen.
    Monika verkniff sich ihren Kommentar. Was brachte es ihr, sich zu streiten. Sie war ja nicht Spechts Verteidiger. Sie würde sich raushalten … so gut es ging. Sie presste den Kaugummi gegen ihre Zähne, sodass ein Muster aus Höhen und Tiefen darauf entstand und wechselte das Thema.
    »Was denkst du? Wie lange haben wir noch bis er wieder zuschlägt?« Monikas Blick wanderte an Hofer vorbei zum Fenster. Wieder einmal war das Wetter ungetrübt - ein Zeichen, dass der Frühling langsam aber stetig ins Land zog und für sie ein Zeichen, dass der Vorsprung, den ihnen die Natur gab, dahin schmolz.

    ***

    Specht betrachtete die Blumen in seiner Hand. Sie sahen genauso lächerlich aus, wie er sich fühlte. Er nestelte am Zellophan, das lieblos um die Rosen gewickelt war. Das Gelb der Blumen wirkte im künstlichen Licht des Stiegenhauses wie ausgewaschen. Diese hier taten es auf jeden Fall nicht.
    Da stand er nun mit seinen mickrigen Supermarkt-Rosen vor der Wohnungstür von Sascha und war unschlüssig, ob er klingeln sollte oder nicht. Noch nie war er so weit gegangen. Noch nie war er über seinen Schatten gesprungen. Noch nie war ihm jemand so wichtig. Diesen Gedanken würgte er ab, bevor er zu Ende gedacht war.  
    Er versteckte seinen Kopf hinter dem Strauß und läutete. Wenn er genau hinhörte, konnte er den Fernseher hören. Als sich die Tür öffnete, war die Stimme von Hermann Maier deutlich zu erkennen: Meine Bank.
    Specht ließ die Blumen sinken. Es war nicht Sascha, der die Tür geöffnet hatte. Es war ein Fremder, bekleidet mit einer Kochschürze auf der der nackte Torso von Michelangelos David abgebildet war. Saschas Stimme übertönte Hermann Maier: «Wer ist denn da, Dean?«
    Specht knallte die Blumen vor Deans Füße. So etwas hatte er nun wirklich nicht nötig. Er ging. Hinter ihm hörte er, wie Sascha zur

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