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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Rieger
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Nadeln saß und wartete, bis Monika von sich aus wieder vorbei kam. Doch diese Genugtuung würde sie ihr nicht geben. Sie sollte warten, solange bis sie sich schwor, Monika nie wieder in solch eine Situation zu bringen.
    Die Situation, in die sie sich selbst brachte, war allerdings auch nicht besser. Sie stellte sich die Frage, zu welcher der beiden Theorien ihrer Kollegen sie mehr tendierte. Doch darauf fand sie keine Antwort. Sie wollte keinen der beiden enttäuschen oder beleidigen; dennoch war es ihr auch nicht möglich, einen der beiden dem andern vorzuziehen. Doch selbst wenn, kam keiner der Verdächtigen für sie als Täter infrage.
    Gut, dass sie allein im Büro war, so hatte sie Zeit, ihre Gedanken in ihrem Kopf zu sortieren.
    Nußbaumer gab einen guten Verdächtigen ab, doch auch Beiel war nicht von der Hand zu weisen. Monika fand ein altes Kaugummipäckchen auf ihrem Schreibtisch, nestelte einen Streifen heraus und schnappte sich einen Kugelschreiber.
     schrieb sie ins rechte Eck ihres Notizblocks,
     kam ins linke. Der Rest des Blattes blieb leer, da ihr niemand einfiel, den sie in ihr Eck hätte schreiben können.

Donnerstag, 4. März
    »Ich war mir nicht sicher, ob ich Sie hier antreffe. Immerhin sind erst wenige Tage vergangen, seit Ihre Frau …« Specht war zu Nußbaumers Arbeitsstelle gefahren, um ihm ein Geständnis zu entlocken oder zumindest eine Aussage, aufgrund der er einen Haftbefehl beantragen konnte.
    »Ich weiß sonst nicht, was ich tun soll. Die Arbeit lenkt ab. Meine Schwiegermutter hasst mich und lässt mich nicht zu meinen Kindern. Bei Rupert in der Wohnung kann ich auch nicht die ganze Zeit rumhängen, also bin ich halt hier.« Er gestikulierte mit seinen Händen, als ob die Versicherungskanzlei, bei der er angestellt war, sein Eigen wäre. Doch die war genauso verlogen wie Nußbaumer selbst. Die Glaswände ließen den Raum heller und freundlicher wirken als er war. Der Schreibtisch sah aus, als ob er aus teuerstem Regenwaldholz geschnitzt sei - war aber mit Sicherheit nur furniert. Nicht mal die Blumen waren echt.
    Nußbaumers Verhalten bewies Specht einmal mehr, dass er richtig lag. Nußbaumer war der Täter und um dies zu beweisen, zog er sein Diktiergerät aus der Tasche.
    »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich unser Gespräch auf Band aufnehme?«
    Nußbaumer starrte das Gerät überrascht an.
    »Nein, nein, nehmen Sie alles ruhig auf. Allerdings verstehe ich nicht, wozu das gut sein soll.« Er klang verunsichert; dennoch drückte Specht auf die Aufnahmetaste.
    »Reine Routine, später freut man sich oft, wenn man gewisse Aussagen kontrollieren kann. Wenn ich Sie nun bitten dürfte … erzählen Sie mir von Ihrem Lebenswandel im letzten Jahr. Was haben Sie nach der Trennung von Ihrer Frau getan? … und zuerst vielleicht, warum Sie sich getrennt haben?«
    Nußbaumers Mundwinkel zogen sich bei der Erinnerung spitzbübisch nach oben; das Aufnahmegerät war schnell vergessen.
    »Sie hat mich erwischt. War sicher nicht ganz koscher von mir. Ich meine, es war ja schließlich unser Ehebett, aber woher sollte ich wissen, dass sie um die Zeit nach Hause kommen würde? Die Kleine hatte ich zufällig getroffen. Die hatte mich regelrecht angebettelt, sie mitzunehmen; was sollte ich da anderes tun? Ist eben dumm gelaufen, aber mich deshalb auf die Straße zu werfen, war nicht notwendig.« Nußbaumer lehnte sich in seinem Sessel gemütlich zurück. »Ein paar Nächte habe ich im Hotel übernachtet, dann bin ich zu Rupert gezogen. Danach fing mein richtiges Leben erst an. Ich sehe nicht schlecht aus und Bars gibt es genug. Alles in allem, ein genussvolles Leben … bis Sie kamen.«
    »Gab es unter all den Damen, von denen Sie anscheinend reden, eine mit der Sie länger zusammen waren?«
    Nußbaumer lachte. »Ach Gott nein, warum sollte ich? Von den meisten habe ich mir nicht mal den Namen gemerkt.«
    Specht kramte in seiner Aktentasche, als er weiterfragte: »Ich habe Sie schon einmal gefragt, ob Ihnen der Name Birgit Schindler etwas sagt. Damals haben Sie verneint. Vielleicht ist Ihnen auch dieser Name entfallen. Deshalb habe ich heute ein Foto dabei.« Mit diesen Worten zog er ein Foto aus der Tasche und legte es vor Nußbaumer auf den Tisch.
    Der lachte wieder. »Na, die ist aber gar nicht mein Typ. Deren Sexappeal reicht ja gerade mal zum Einschlafen. Allein wie die angezogen ist. Mit der soll ich was gehabt haben? Da bräuchte ich mehr als ein paar Bier.«
    »Sie ist

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