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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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den toten Leuten?«
    »Es fing irgendwann an. Ich weiß nicht, warum. Plötzlich. Gelbe Flusen und all die alten Leute, die niemanden mehr hatten. Vorher war nie so viel zu tun bei Sommer. Und plötzlich waren es so viele. Und dann gab es diese Kissen. Eine Idee von Bartholomae – Werbegeschenke. Eine gute Investition, hat er gesagt. Das fiel zeitlich alles zusammen.«
    Matti ging zurück ins Wohnzimmer. Er schaute auf ein Bild auf dem Sideboard. Ich schaute auch hin. Seine Frau war wirklich hübsch gewesen, eine mollige, blonde Frau mit einem schönen Lachen. Sie trug ein fröhlich gepunktetes Sommerkleid, kniete auf dem Rasen und knuddelte eine kleine Ziege. Im Hintergrund konnte ich verschwommen einen See erkennen.
    »Dann kennen Sie doch Schwester Beate.«
    »Eher nein. Ich bin nie in der Firma bei Bartholomae. Damit habe ich nichts zu tun. Schwester Beate war mit Frau Kostnitz gut bekannt.«
    »So! Und Sie wussten die ganze Zeit, dass es diese gelben Kissen bei Bartholomae gibt?«
    »Ja.«
    »Und warum, um Himmels Willen, haben Sie mir das nicht gesagt?«
    »Ich dachte … ich weiß nicht recht.«
    »Oh, Sie dachten! Fantastisch, Herr Matti, Sie dachten, lass die dämlich-neugierige Maggie mal alles selbst rausfinden. Sie hat ja sonst nix zu tun. Und ich, der kluge Herr Matti, mache mir nicht die Finger schmutzig. Und wenn ich mit meinem fantastischen Ahnungen dann doch nicht Recht habe, dann hat sie sich die Finger verbrannt und nicht ich! Ist es das, was Sie sich gedacht haben?«
    Ich war immer lauter geworden, und Matti war ganz in seinen Sessel gesunken.
    »Sie sind nicht dämlich, Frau Margret.«
    Schön, dass er das sagte, blieb aber immerhin »neugierig« übrig. »Wirklich! Ich dachte nur, wenn Sie zu denselben Ergebnissen kommen oder denselben Gedanken haben, dann stehe ich nicht mehr alleine da.«
    »Oh – minus mal minus gibt plus. Oder was?«
    Mann, war ich beleidigt, so beleidigt wie schon lange nicht mehr. Was war ich denn hier? Das Versuchskaninchen für den schrulligen Finnen? Warum konnte der Kerl nicht ein einziges Mal geradeaus reden?
    Wir schwiegen uns eine ganze Weile ziemlich deutlich an. Schließlich seufzten wir beide gleichzeitig. Ich sollte wohl besser gehen, mich aus allem raushalten, anstatt mich für den schrägen Finnen vor aller Welt zum Narren zu machen. Wenn ich eine Story brauchte, könnte ich die wohl noch selbst erfinden. Vielleicht nicht jetzt sofort, vielleicht später. Wenn ich schon ein Jahr mit meiner Schreibblockade verplempert hatte, dann würde ein weiteres Jahr den Kohl auch nicht mehr fett machen.
    »Frau Margret. Bitte.«
    Ich hing immer noch meinen Gedanken nach. In der Küche tickte die Uhr. Ansonsten war es gespenstisch still in der Wohnung.
    »Ich wollte Sie nicht hinters Licht führen.«
    Tick, tick, tick.
    »Was kann ich noch sagen? Ich frage Sie, hätten Sie mir denn geglaubt, wenn ich Ihnen das alles vor ein paar Wochen erzählt hätte?«
    Tick, tick, tick.
    Diese Frage konnte ich mir mit einem klaren Nein beantworten.
    »Na gut, Herr Matti. Das wollten Sie also nicht.«
    »Frau Margret, denken Sie doch bitte mal an die alten Leute. Sie haben doch ein Herz. Wie viele sollen denn noch sterben?«
    Tick, tick, tick.
    Hatte ich ein Herz? Diese Frage konnte ich nicht sofort beantworten.
    Jetzt schaute er mir direkt in die Augen. Was ich sah, war die schiere Verzweiflung. Ich kapitulierte. Wenn ich auch sonst nichts hatte – ich war definitiv neugierig, und ich hatte wirklich nichts Besseres zu tun.
    »Wie passe ich denn jetzt in diese Geschichte, Matti? Warum haben Sie ausgerechnet mich darauf aufmerksam gemacht und nicht Sommer?«
    Matti brachte ein gequältes Lächeln zustande.
    »Er hatte sich benommen … wie sagt man … seltsam. Viele Bankgespräche … plötzlich. Außerdem, Sommer und Bartholomae sind alte Schulfreunde, da wollte ich nichts sagen. Sommer war immer sehr lange im Büro. Am Computer. Er sah nicht gut aus.«
    »Und Bartholomae?«
    »Sie haben sich oft getroffen. Manchmal, wenn sie in Sommers Büro geredet haben, habe ich versucht zu lauschen. Aber alles habe ich nicht verstanden. Es ging aber um Geld. Mit mir haben sie darüber nicht gesprochen. Bartholomae zahlt pünktlich die Erträge aus meiner Investition.«
    In mir keimte eine Idee. Börsenspekulation? Wenn die beiden Geld gehabt hatten, dann hatten sie es wie all die anderen Deppen an der Börse investiert, nur – nach dem 11. September waren alle Kurse dramatisch in den Keller

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