totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)
bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte. Hoffentlich würde sie ihren Mund halten.
Und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Jetzt hatte ich wirklich Angst. Nicht nur so ein bisschen. Nein, einen ganz großen Haufen Angst.
23
Ja, und wie ich Angst hatte. Aber was sollte ich denn jetzt tun? Ich sollte mich krank melden … ja, spinnt denn der Herr Ex-Kommissar? Nur, andererseits war ich jetzt wohl wirklich aus dem Rennen. Kostnitz würde Winnie anrufen, die beiden würden die Fakten zusammenlegen, und von da an hatte die Polizei einen offiziellen Auftrag. Bis auf Bartholomae, Sommer und Weizmann waren jetzt alle in Sicherheit.
Ich würde mich auf gar keinen Fall krank melden, nahm ich mir vor. Jetzt hatte ich die Story direkt vor meiner Nase und wollte unbedingt dabei sein, wenn Winnie und Kollegen den Laden auseinander nehmen. Kaum wurde mir klar, dass ich dabei geholfen hatte, ein Kapitalverbrechen aufzuklären, schlug meine Fantasie Purzelbäume: Heute schlaf’ ich, morgen brau’ ich und übermorgen hol’ ich der Königin ihr Kind!
Sommer und Bartholomae ahnten ja noch nicht einmal, dass sich jemand für sie interessierte. Vielleicht könnte ich es doch noch schaffen, vor der Polizei an die Konten im Computer ranzukommen. Vielleicht könnte ich einen Moment abpassen, wenn Sommer nicht im Büro war. Und wenn er doch käme, müsste ich einfach nur die Nerven behalten und so tun, als wäre nichts, als hätte ich nur was im Büro vergessen. Das Flickenschildt’sche Steingesicht, das Wilma und ich seit Kindertagen geübt hatten, würde mir dabei helfen.
Alles klar, Maggie, spinn weiter. In meiner Fantasie sah ich mich schon mit einem fünfseitigen Artikel im Stern brillieren und als Gast bei Menschen des Jahres lässig mit Günther Jauch plaudern. Ich wollte unbedingt wieder im Geschäft sein. Und um eines wollte ich Kostnitz noch bitten: Ich wollte unbedingt bei der Exhumierung von Erika Kostnitz dabei sein.
Wenn ich nur Herrn Matti finden könnte. Vielleicht saß er ja gerade im Büro bei Pietät Sommer. Ich schaute auf die Uhr. Es war schon kurz vor Mitternacht. Das musste wohl doch bis morgen warten. Mit diesem Gedanken schlief ich mal wieder in voller Montur auf dem Bett ein.
Ich fand Herrn Matti am nächsten Tag natürlich nicht. Als ich bei Pietät Sommer anrief, meldete sich nur Sommer persönlich. Schnell legte ich wieder auf, ohne etwas zu sagen.
Ich hätte Herrn Matti so gerne alles erzählt. Also fuhr ich zu seiner Wohnung, klingelte mehrmals, aber er öffnete nicht. Von Mattis Haustür aus konnte ich das Licht bei Pietät Sommer brennen sehen. Sommer war also immer noch da und wahrscheinlich dabei, seine doppelte Buchführung zu frisieren. Ein bisschen hatte ich gehofft, vor der Tür von Pietät Sommer schlecht getarnte Beobachter aus Winnies Truppe zu erspähen. Entweder war niemand hier, oder sie waren gut getarnte Beobachter.
Hoffentlich passte Winnie auf Kostnitz auf. Schließlich hatte der mit seiner Unterschrift unter dem Vorsorgeplan und der Versicherungspolice praktisch eine schriftliche Einladung an Bartholomae und Sommer erteilt. Aber würden sie es wagen, ihre Show abzuziehen, obwohl allen bekannt war, dass Kostnitz nicht ohne Verwandte und Freunde war? So blöde konnte doch keiner sein.
Wieder zu Hause angekommen, saß ich unentschlossen an meinem Tisch und starrte auf das Mäuerchen. Ich musste dringend was gegen das Wasser im Fußraum meines Autos unternehmen. Wenigstens muss es ablaufen, dachte ich. Aus meiner Werkzeugkiste wählte ich den größten Nagel, den ich finden konnte, holte den großen Hammer aus der Waschküche und schritt zur Tat. Der Boden meines Wagens war schon leicht angerostet. Es genügten zwei Hammerschläge, und der Abfluss war eingerichtet. Die Aktion hatte genau fünf Minuten gedauert und mich kein bisschen abgelenkt.
In meine Wohnung zurückgekehrt, legte ich die Füße auf die Heizung und wählte wieder die Telefonnummer von Pietät Sommer. Diesmal sprang der Anrufbeantworter an. Ich war wie elektrisiert. Sollte ich jetzt hinfahren oder nicht?
Wilma nahm mir fürs Erste die Entscheidung ab. Sie rief an, um zu fragen, ob sie mich nicht doch noch nach Winterberg locken könne. Sie würde mich auch am Bahnhof abholen. Es sei herrlich im Schnee. Die Leute gut drauf, alle in Flirtlaune, und überhaupt hatte sie zehn Einladungen zu Silvesterpartys. Nee, wollte ich alles nicht. Stattdessen schimpfte ich mit ihr wegen ihres heimlichen
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