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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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Erscheinung die Luft durch die Zähne.
    Irgendetwas an diesem Szenario beunruhigte mich. Ich wollte Hassan Tschüss sagen, aber er war nicht an seinem Platz. Eben war er doch noch … dann sah ich das Kabel seines Headsets über die Tischkante nach unten gehen. Er saß unter seinem Schreibtisch, das Keyboard auf den Knien, in das er eine Bestellung eintippte. Er legte einen Finger an seine Lippen.
    »Kannst wieder rauskommen, die sind wegen mir hier und nicht wegen deiner Aktivitäten für al-Qaida.«
    Ich begrüßte Karin und Peter, die sich in meine Richtung in Bewegung gesetzt hatten, bevor sie die Reihe mit unseren Cubes erreichen konnten. Egal, warum genau Hassan unter dem Tisch verschwunden war – das musste nicht jetzt in dieser Sekunde geklärt werden. Peter raunte mir zu: »Leg die Ohren an. Winnie ist etwas verspannt.«
    Karin zog ihre linke Augenbraue hoch, was sie hervorragend beherrschte. Ihre Warnung war unmissverständlich.
    Bevor Winnie etwas sagen konnte, fiel ich ihm um den Hals, wie einem lang erwarteten Freund, der mich von der Schicht abholt. Dann ging ich schnell hinaus. Winnie folgte mir. Karin und Peter bildeten das Schlusslicht. Vorm Aufzug angekommen sagte Winnie: »Ich hätte gerne eine Erklärung.«
    »Ich auch«, sagte ich und drückte mehrmals auf den Knopf, um den Lift zu rufen.
    »Der kommt dadurch nicht schneller.« Winnies Sommersprossen waren beinahe nicht mehr zu sehen – ein sehr schlechtes Zeichen. Auch sah sein rotblonder Haarschopf, bei dem sonst nicht ein Haar aus der Reihe tanzte, zerwühlt aus. Monsieur haben schlechte Laune. Aber anstatt in Deckung zu gehen, sagte ich: »Was hab ich denn jetzt wieder gemacht? Warum bist so … so … verspannt?«
    Peter guckte auf den Fußboden, und Karins Augenbraue wanderte noch einen Zentimeter höher.
    Der Aufzug kam, wir stiegen ein. Die Tür schloss sich. Warum war ich nicht einfach die Treppe runtergerannt?
    »Frau Abendroth: Wenn irgendjemand mir eine Leiche verspricht und dann ist da keine, dann bin ich … wie soll ich sagen? Enttäuscht. Verstehst du? Wie ein kleiner Junge, dem man ein Eis verspricht – und dann kriegt er keins, obwohl er brav seine Hausaufgaben gemacht hat. Und das hatte ich – wir sind mit großem Aufgebot da angerückt, aber bei Schmickes erfreuen sich alle bester Gesundheit. Weit und breit keine Leiche. Gar keine. Keine verräterischen Flecken auf dem Teppichboden, keine Tatwaffen, kein Blut an den Wänden oder Händen, noch nicht mal ein Toter in der Badewanne … Nichts. Nada. Niente. Nothing! Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Ich hab gedacht, da ist jemand in Not, dessen Name mit S C H anfängt.«
    »Also hat er gar nicht den ganzen Namen gesagt?«
    »Äh … nein. Nur die Straße. Die aber ganz deutlich …«
    »Und wo hast du den Namen her?«
    »Aus dem Telefonbuch.«
    »Dann hat er vielleicht nur … Scheiße oder Shit oder was auch immer sagen wollen.«
    »Und bei den anderen Hausbewohnern, die nicht mit S C H anfangen? Hast du da nachgeschaut.«
    »Nicht unter den Betten, aber im Haus waren alle lebendig.«
    Während Winnie mich in aller Seelenruhe demontierte, schrumpfte ich zu einem Klumpen Peinlichkeit in Stanniolpapier zusammen. Bevor wir das Erdgeschoss erreicht hatten, war ich nunmehr unsichtbar und hoffte, von einem Windhauch hinaus auf den Vorplatz geweht zu werden, um mich in irgendeinem Müllhaufen verkriechen zu können.
    »… und wenn du das nächste Mal vorhast, mir meinen Feierabend zu verderben, den ich in gemütlicher Runde bei einem Abendessen mit meinen Freunden zu verbringen gedacht hatte, sorge bitte dafür, dass deine angekündigte Crime Scene aussieht, als hätten die Ausstatter von CSI-Miami ihr Bestes gegeben. Ihr Allerbestes. Okay?«
    Vor der Tür traf mich ein eiskalter Windhauch nebst Schneewolke.
    »Tut mir leid, aber nach allem, was ich am Telefon gehört habe …«
    »Gute Nacht«, sagte Winnie und stieg in seinen alten Saab. Karin und Peter nahmen hinten Platz, und so dachte ich, dass Winnie mich in dem Schneegestöber nach Hause bringen würde, und ging um den Wagen herum, um vorne einzusteigen. In dem Augenblick, als ich die Tür berührte, rasselte die Zentralverrieglung und ich war ausgesperrt. Winnie legte den Rückwärtsgang ein und fuhr davon. Kurz vor der Ausfahrt legte er noch einen Powerslide hin und stob davon.
    »Eitler Fatzke …
den ich in gemütlicher Runde bei einem Abendessen mit meinen Freunden zu verbringen gedacht hatte
…«
    »Was ist los?«,

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