Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
Vom Netzwerk:
konnte ich entnehmen, dass er mir nicht so recht glaubte. Erst als ich sagte: »Soll ich selber hinfahren und nachgucken? Am besten schicken Sie Hauptkommissar Winnie Blaschke von der Mordkommission direkt dorthin, ich kann ihn grad nicht erreichen«, wurde er etwas freundlicher. »Oder bitten Sie seine Kollegen, irgendeiner wird ja wohl da sein!«
    »Ja, ja«, sagte er und legte auf, nachdem er die Adresse und den Namen wiederholt hatte.
    Ich gab Möhl den Telefonhörer zurück. »Danke.«
    »Das wird ein Nachspiel haben!«, sagte er.
    Hassan und ich gingen zu unseren Arbeitsplätzen zurück.
    »Das wird Danuta umbringen, dass sie das nicht miterleben durfte«, sagte er.
    »Das hoffe ich doch für sie«, antwortete ich.
    Alle Augenpaare folgten uns, bis wir wieder in unseren Cubes saßen. Ich setzte mein Headset auf. Mir zitterten plötzlich die Hände. War da wirklich ein Mann am anderen Ende der Leitung überfallen worden? Verletzt oder sogar getötet? So was sieht man doch sonst nur in schlechten Krimiserien, dachte ich. Dein Leben ist eine schlechte Krimiserie, Maggie Abendroth, sagte meine innere Stimme.
    »Mir ist übel …«
    »Hallo, junge Frau. Ich möchte was bestellen und nicht wissen, wie es Ihnen geht!«
    Ich erschrak, ohne überhaupt nachzudenken, hatte ich mich wieder eingeloggt. »Guten Tag, Quality-TV, Sie sprechen mit Daniela Übel«, improvisierte ich. »Da haben Sie wohl den ersten Teil meines Satzes nicht mitbekommen, Entschuldigung, die Leitungen sind überlastet.«
    Meine Kundin war nicht beeindruckt, sondern ratterte professionell ihre Bestellung herunter.
    »… das ergibt dann eine Gesamtsumme von eintausendsechhunderteinundsechzig Euro und vierundzwanzig Cent. Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihren Einkauf bei Quality-TV.«
    »Werden die Sachen auch garantiert vor Weihnachten noch geliefert?«, fragte sie.
    »Selbstverständlich«, log ich, wie es die Firmenleitung verlangte. Egal, wann jemand etwas bestellte, und sei es am Heiligen Abend, wir mussten immer sagen, dass die Sachen rechtzeitig unterm Weihnachtsbaum liegen würden. Wie die Kollegen vom Kundenservice nach den Feiertagen mit den Beschwerden klarkamen, war ja nicht mehr unser Bier.
    Die Warteschleife nahm kein Ende. Nachdem die Diamanten vom Bildschirm verschwanden, erschienen die Spielzeuge für die Männer: Videokameras, Fotoapparate, Festplatten und Laptops. Es gab kein Entrinnen, es sei denn, in ganz Bochum würde der Strom ausfallen. Möhl hatte jeden, der noch sprechen konnte, dazu verdonnert, so lange zu bleiben, wie er es für richtig hielt.
    Ich hatte schon eineinhalb Stunden zusätzlich auf dem Buckel und Fusseln am Mund. Möhl ignorierte mein Winken. Schon hatte ich den nächsten Kunden in der Leitung und sagte mein Sprüchlein auf, hackte eine Videokamera und drei Packungen Autolackstifte flaschengrün (für die schnelle Reparatur) ins System, und sagte nur ja, ja, als der Mann mir mitteilte, dass er die Lackstifte für seine Frau kaufe, die täglich neue Schrammen ins Auto fuhr. Das würde ja ein sehr schönes Weihnachtsfest werden, dachte ich, drückte auf
Enter
, schickte die Bestellung ab und loggte mich aus. Als ich mich von meinem Stuhl erhob und reckte und streckte, um die verspannten Nackenmuskeln etwas zu lockern, sah ich, dass Hassan das Foto von Möhls roter Birne bereits als Bildschirmschoner auf seinen Computer geladen hatte. Auch kam aus einigen Cubes ein Kichern. Hassan wusste, wie man die Kollegen bei Laune hielt, und schickte den Schnappschuss herum.
    Ich gab Möhl meinen Stundenzettel. Er unterschrieb und verzichtete auf einen Kommentar. Ich war mir sicher, dass er schon alles für meine Personalakte formuliert hatte. Ein weiterer Eintrag, ein weiterer Nagel an meinem Sarg.
    Kaum hatte ich meinen Mantel angezogen und meine Tasche geschultert, flog die Tür auf und herein kamen Karin und Peter, Winnies Kollegen aus dem Präsidium. Die Präsenz zweier Polizeiuniformen weckte die allerletzte Schnarchnase in ihrem Cube auf. Hälse wurden gereckt, während professionell weiter in die Computer eingegeben und das Skript abgetextet wurde.
    Karin und Peter hier zu sehen, konnte nur heißen, dass mein Tipp ein Volltreffer gewesen war. Vielleicht hatten sie den Mann noch retten können? Keine Sekunde später kam Winnie mit wehendem Kaschmirmantel durch die Tür, sah mich und nickte seinen beiden Kollegen zu. Die zwei nahmen Haltung an, und Peter winkte mich heran. Ein paar Damen zogen beim Anblick von Winnies

Weitere Kostenlose Bücher