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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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ohne Gefahr zu laufen, wieder alles falsch zu machen, lenkte ich meine Schritte zum nahe gelegenen Supermarkt. Dann wird es eben eine Dosensuppe. Ist ja völlig gleich, wovon mir schlecht wird.
    Wenig später stand ich mit dem Einkauf vor meiner Wohnungstür. Im Erdgeschoss, vor Gerrits Tür, hatte es verführerisch nach Braten gerochen, aber hier im ersten Stock mischte sich ein verdächtiger Duft in das Aroma.
Halston
. Ganz eindeutig. Winnie war hier gewesen. Oder war er es noch? Ich schloss die Tür auf – der Duft wurde stärker. Aber von Winnie keine Spur. Alles dunkel, alles sah so aus, wie es immer bei mir aussieht. Der Wäscheberg im Badezimmer, das zur TV-Burg zurechtgeknautschte Lager auf der Couch, garniert mit jeder Menge Katzenhaare, mittendrin Doktor Thoma, der noch nicht einmal ein Auge öffnete, als ich durch die Wohnung ging. Ich warf einen Blick hinter den Fernsehschrank – der DVBT-Empfänger und die Antenne waren noch da.
    Was fällt diesem Blaschke eigentlich ein, hier einfach aufzutauchen und rumzuschnüffeln? Ich wusste natürlich, dass er noch einen Schlüssel hatte, aber ebenso sicher war ich mir, dass es ein ungeschriebenes Gesetz gibt: Man geht nicht einfach in anderer Leute Wohnungen. Das macht man einfach nicht.
    Ich drehte mich auf dem Absatz um, knallte die Tür zu, rannte die Treppe hinunter und klingelte bei Gerrit.
    Er öffnete und guckte mich einigermaßen erstaunt an. Ich war nicht weniger erstaunt, ihn in einer Kochschürze zu sehen. In der Linken hielt er einen großen Holzlöffel.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, sagte er.
    »Kann ich mal reinkommen, ich muss Sie was fragen.«
    »Das ist jetzt ein wenig ungünstig. Ich habe Besuch, und ich koche grad.«
    »Ja, okay … verstehe. Dann ein andermal.«
    »Kein Problem«, sagte er. »Morgen Vormittag vielleicht? So um elf Uhr rum? Oder ist es dringend?«
    »Nein, nein«, sagte ich. Der Bratenduft zeigte Wirkung. Mein Magen knurrte so laut, dass sogar Gerrit es hören konnte.
    »Ja, tschüss dann«, sagte ich. »Hat Zeit bis morgen.«
    Er hatte die Tür schon fast zugemacht, da hörte ich plötzlich Stimmen aus seiner Küche. Jemand sagte in einem fröhlichen Singsang, den ich nur zu gut kannte: »Gerrrrrriiiiit … das Ossobuco. Komm schnell, das Torrrrtiki isst alles allein.«
    Oh ja – das Tortiki isst alles allein! Das war Nikolajs Stimme und Nikolajs russischer Akzent. Und wen er mit Tortiki meinte, wusste ich auch. Das war sein Kosename für seinen Lover Winnie Blaschke. Da war sie also, die Runde der Freunde, mit denen er seinen Feierabend verbringen wollte – und wie es aussah, war er ja, trotz des von mir verschuldeten Einsatzes, noch rechtzeitig zur Fressorgie erschienen, um sich mit Ossobuco den Bauch vollzuschlagen.
    Jetzt mischte sich mein Magenknurren mit Zähneknirschen. Da war der Kerl doch tatsächlich hierher gefahren und hatte mich einfach vor dem Callcenter stehen gelassen! In einem Schneesturm!
    Ich drängte mich an Gerrit vorbei, ging in die Küche und sagte zu Winnie: »Und wenn du das nächste Mal meine Wohnung visitierst, ohne mich zu fragen, dann ruf ich die Polizei!«
    Nikolaj war aufgesprungen und schwebte auf seinen Tänzerbeinen heran. Dabei breitete er seine Arme so elegant aus wie ein Albatros seine Flügel.
    Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust, was Nikolaj mitten im Begrüßungstänzchen stoppte.
    »Und wenn du jetzt ein Wort sagst, Blaschke, dann spuck ich in die Kasserolle.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging ich hinaus und sagte zum Abschied: »Ich weiß, dass Sie nichts dafür können, Gerrit. Viel Spaß noch. Bis morgen.«
    Ich lief die Treppe hinauf und knallte die Wohnungstür hinter mir zu.
    Der Anblick von Doktor Thoma, der sich wie ein Berserker in meine große Umhängetasche verkrallt hatte, um an den Inhalt zu gelangen, dabei aber kläglich am Reißverschluss scheiterte, sogar so kläglich, dass er, kaum war ich in die Küche gekommen, mit einem lauten Maooooo um Hilfe rief, ließ mich laut auflachen. Ich scheuchte ihn weg, holte die Dose aus der Tasche, entfernte das Papieretikett und hebelte sie auf. Der Gasofen machte nur einmal Puff, und ich stellte die Dose auf die Flamme. Bei Dosenfraß wird für den Preis wenigstens gleich der Topf mitgeliefert, da muss man nirgendwo einbrechen, um sich einen zu besorgen!
    »Ich glaube nicht, dass Sie unter Halluzinationen leiden«, sagte Gerrit und klopfte mit seinem Bleistift gegen seine obere Zahnreihe.
    Ich saß ihm gegenüber in

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