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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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sagte plötzlich Hassan neben mir. Er zündete sich eine Zigarette an.
    »Dasselbe könnte ich dich fragen. Was machst du unterm Tisch?«
    »Ich hab zuerst gefragt. Was ist mit dem Typ in der Taubenstraße?«
    »Gab keine Leiche, deswegen ist dieser schnuckelige Herr Kommissar ja auch so sauer. Ich hab ihm seinen Abend verdorben.«
    »Verstehe«, sagte Hassan. »Hatte er mal einen freien Abend von dir und wollte sich vergnügen – und dann schickst du ihn an die Arbeit.«
    »Das ist nicht witzig. Und er ist nicht
mein
Freund, sondern
ein
Freund. Und er ist schwul. Vielleicht wäre der ja was für dich? Ihr könntet verhaften spielen, mit Handschellen und so …«
    »Aber ich bin doch gar nicht schwul!«
    »War das je ein Hindernis? Besonders in orientalischen Provinzen?«
    »He – meine Führer, lass ma sein die Sprüch, he«, rief Hassan und lachte. »Isch hol meine Brüder, he …«
    Ich lachte mit.
    »Was soll ich denn morgen bloß Danuta sagen, wenn ich sie sehe?«
    »Sag ihr doch, dass mich der bestangezogene Kriminalkommissar, den Bochum zu bieten hat, abgeführt hat, um ganz schlimme Dinge mit mir zu machen … in einer Zelle … du weißt schon. Denk dir was aus, Hassan.«
    »Die wird platzen.«
    »Sei so gut und mach ein Foto davon. Das wäre das allerschönste Weihnachtsgeschenk für mich. Bis morgen. Wann hast du Schicht?«
    »Um drei.«
    »Dann sehen wir uns. Und ich will wissen, warum du unterm Tisch gesessen hast.«
    »Mal sehen.«
    »Ich hoffe nicht, dass ich dein Gesicht demnächst auf Al-Jazeera sehe.«
    »Du meinst die Show
Mitarbeiter des Monats
bei der Hamas?«
    »Nee, als Double von
Achmed the dead terrorist


Kapitel 6
    Meine Nase war ein Eiszapfen, als endlich der Bus kam. Ich stieg ein und stand im Dampf, der aus nassen Wintermänteln aufstieg. Die Leute starrten mit finsteren Mienen auf beschlagene Fensterscheiben. Weihnachten konnte definitiv nicht mehr weit sein. Der Bus rumpelte über die große Kreuzung am Schauspielhaus und bremste abrupt an der Haltestelle. Meine Schienbeine machten Bekanntschaft mit einem Kinderwagen. »Können Sie denn nicht aufpassen?«, blaffte die Mutter und warf sich schützend über ihr Balg.
    Die Türen öffneten sich mit einem Zischen, und ich stieg aus. Meinethalben konnte man Weihnachten abschaffen – ersatzlos aus dem Kalender streichen. Die Fußgängerampel war rot. Ich überlegte. Die Taubenstraße war nur einen Katzensprung entfernt. In ein paar Minuten könnte ich dort sein. Nur mal gucken. Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, fegte ein Auto an mir vorbei, der Schneematsch spritzte, und ich war von oben bis unten mit brauner, kalter Soße geduscht. Der Matsch schmolz und tropfte aus meinen Haaren in den Mantelkragen. Es hätte nicht besser kommen können – die hellen Bärchenstellen waren weg.
    Das war ein würdiger Abschluss für diesen miesen Tag. War vielleicht doch besser, nicht zur Taubenstraße zu gehen. Könnte ja sein, dass die Bewohner des Hauses nach dem Aufstand, den Winnie dort abgefackelt hatte, für den nächsten ungebetenen Besucher siedendes Pech bereithielten.
    Ich musste sowieso erst mal trocken werden, und zu essen brauchte ich eigentlich auch was. Aber nach meinem Ausstieg aus dem Hochzeitsteam sollte ich in den nächsten Tagen besser Abstand davon nehmen, mich bei meinen Freunden zu einem Abendessen einzuladen. Schade eigentlich, denn heute wäre bei Oma Berti Kartoffelsuppenabend. Es gab jeden Donnerstagabend Kartoffelsuppe, aber nie dieselbe. Angestachelt von Raoul hatte sie geschworen, erst damit aufzuhören, wenn sie sich wiederholen müsste. Offensichtlich gibt es kein Gericht auf der Welt, das so viele Variationen zulässt wie die gute alte Potage Parmentier. Die hochtrabende französische Bezeichnung für die simple Kartoffelsuppe kannte ich, weil Raoul mir in seinem Rezeptbuch die Anweisung für die Basissuppe hinterlassen hatte. Ich war über verkokelte Pampe nicht hinausgekommen. Oma Berti hatte mich immerhin so weit aufgeklärt, dass es keinen Sinn hat, die gekochten Kartoffeln mit einem Stabmixer zu zerkleinern, anstatt sie mit einem Stampfer zu zerdrücken und dann durch eine
Flotte Lotte
zu quetschen. Ich hatte mal wieder eine Abkürzung nehmen wollen, und alles, was ich erreicht hatte, war: Kleister. Angebrannter Kleister. Nachdem ich ihren Tipp befolgt hatte, war es jetzt gequetschter und passierter Kleister. Noch nicht einmal Doktor Thoma wollte davon kosten. Um die Tradition aufrechtzuerhalten, aber

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