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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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Tisch, wie ein Hai sein Opfer umkreist. Offenbar störte ich ihn bei irgendwas. Ich öffnete eine Dose Katzenfutter und füllte seinen Napf. Er warf mir einen Blick zu, als hätte ich ihm den Schierlingsbecher gereicht.
    »Wenn du es nicht isst, ess’ ich es selber.«
    Doktor Thoma setzte sich vor den Kühlschrank und starrte die Tür an.
    »Da ist nichts drin«, sagte ich. »Und im Übrigen weiß ich, dass du die Tür aufmachen kannst. Wenn du nachgucken willst, tu es gefälligst selbst.«
    Doktor Thoma ging um den Tisch herum, nahm Anlauf, und mit einem Satz sprang er am Kühlschrank hoch, umfasste mit beiden Vorderpfoten den Griff, stemmte sich mit den Hinterbeinen an der Tür ab, und es machte Klack. Die Kühlschranktür ging auf.
    Der Kater schnurrte wie ein Außenbordmotor in Erwartung einer Lobeshymne. Mitten im ansonsten leeren Kühlschrank stand der Schmortopf des Anstoßes.
    »Wie konnte ich nur an dir zweifeln?«, sagte ich zu Doktor Thoma, hob den Deckel und schnupperte.
    Ossobuco. Wann hatte Winnie das gebracht? Während ich schlief oder während ich mich auf Pimp van Grachtens Psychocouch gewunden hatte? Das Aroma lenkte mich davon ab, der Sache auf den Grund gehen zu wollen. Ich schaffte es, mit nur einer Verpuffung den Backofen zu entzünden, und wenig später teilte ich mir mit Doktor Thoma eine hervorragende Mahlzeit.
    Und na ja – ein Friedensangebot, wenn es mit so einer großen weißen Fahne daherkommt, muss man würdigen.
    Gesättigt und zufrieden bewaffnete ich mich mit frischem Espresso, Papier und Stift. Mir war danach, mein Leben neu zu ordnen.
    Als ich nach einer Stunde fertig war, hatte ich herausgefunden, dass ich nur ungefähr täglich eine Doppelschicht und an jedem Wochenende würde arbeiten müssen, um mir eine Wohnung leisten zu können. Mir war auf Gerrits Couch klar geworden, dass ich nicht mehr Gast sein wollte, abhängig von der Gnade anderer. Nett von Winnie, mich in seiner Wohnung leben zu lassen. Nett von allen, mir in irgendeiner Art und Weise helfen zu wollen. Nett, aber auf Dauer nicht gut für meine Seele. Mir fiel ein, dass ich mal gelesen hatte, dass diejenigen, die immer beschenkt werden, irgendwann ein Opfer der Freigebigen werden oder so ähnlich, und ich fragte mich, wann ich das letzte Mal jemandem was geschenkt hatte. Und noch eins fiel mir auf – wenn man tatsächlich bedürftig ist, kann man Geschenke kaum ablehnen, sonst bekommt man schnell das Etikett
undankbar
, und das war es dann mit den freundlichen Zuwendungen. Musste ich am Ende des Tages noch froh sein, dass meine Freunde in der Lage waren, einigermaßen nützliche Geschenke zu machen? Sie könnten mir auch abgelatschte Schuhe schenken … oder hässliche Blusen mit Blumenmustern … oder Tütensuppe, deren Haltbarkeitsdatum abgelaufen war.
    Du und Geschenke machen? Bis auf Zeit und Freundlichkeit hast du nichts zu verschenken, sagte meine innere Stimme.
    Du bist so ein Klugscheißer, gab ich zurück und sah Doktor Thoma dabei zu, wie er den Reißwolf gab und meine Berechnungen zu Konfetti verarbeitete. Die Wucht der Erkenntnis lähmte mich für drei weitere Zigarettenlängen, aber dann rappelte ich mich auf, wählte die Nummer von Quality-TV, Abteilung Schichtpläne, und fragte nach, ob noch etwas frei wäre. Die Auskunft war ernüchternd – ich bekam keine zusätzlichen Stunden für Dezember und Januar.
    »Warum?«, fragte ich. »Ihr ruft doch alle naselang an, weil Leute ausfallen.«
    »Weiß ich nicht. Ich habe einen Vermerk von Jones.«
    Ich verabschiedete mich und legte auf.
    Ich hatte noch über zwei Stunden Zeit und wollte, bevor mein Enthusiasmus zu einem Häufchen Asche verbrannt war, zu Elli, um sie zu fragen, ob sie nicht eventuell noch eine Aushilfe im Pudelsalon bräuchte. Es konnte ja nicht so schwer sein, einen Hund zu duschen oder Regenmäntelchen für Vierbeiner zu verkaufen. Ich fand Elli mit Davidoff im Hinterzimmer, was mir sehr entgegenkam, denn vor Zeugen hätte ich meine Bitte um einen Job nicht vortragen wollen. Und die kleine aprikosenfarbene Pudeldame, die zitternd auf dem Frisiertisch stand, würde bestimmt nicht tratschen, wenn ihr ihr Leben lieb war.
    Ich begrüßte Elli und trug ihr ohne Umschweife mein Anliegen vor. Sie unterbrach ihre Schnippelei und guckte mich an, als hätte ich ihr einen unsittlichen Antrag gemacht. »Was is’ denn mir dir los?«
    »Nix, ich will mir eine Wohnung suchen, und deswegen muss ich mehr Geld verdienen. Das ist los. Ich kann nicht ewig

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