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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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dann wird man Leichen doch grundsätzlich überall los. Also, wenn man wirklich will. Und warum muss man eine Leiche an der einen Stelle loswerden, um sie dann auf einem Präsentierteller wieder abzulegen? Weil der Mord an einem Ort stattgefunden hat, von dem aus man sofort auf den Mörder schließen könnte? Eventuell.
    Oder man wählt einen speziellen Auffindeort, weil man was damit sagen oder jemandem richtig Ärger machen will.
    Diesen Gedankengang legte ich Matti dar, kaum dass er wieder eingestiegen war. Ich schloss meinen Vortrag mit der Frage: »Herr Matti, haben Sie Feinde?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Aber es sind doch einige Bestatter neidisch auf Ihren Erfolg. In kürzester Zeit … Sie wissen selbst, dass Geld ein großer Motivator ist. Vielleicht sind Sie doch jemandem so dermaßen auf die Zehen getreten … Sie haben den Polizeiauftrag gekriegt, den ein anderer jetzt nicht mehr hat. Sie haben einige Bestattungen gemacht, die normalerweise an die ganz Großen in Bochum gegangen wären. Denken Sie darüber nach.«
    »So einen Gedanken möchte man gar nicht denken«, sagte er.
    »Muss man aber manchmal.«
    »Soll ich Sie nach Hause bringen, Frau Margret?«
    »Weiß nicht … Und Sie, was machen Sie jetzt? Findet der Friedhofstag gar nicht mehr statt? Ich kann auch zur Trauerhalle mitfahren, vielleicht müssen Sie jetzt alles ganz schnell wieder rausräumen. Schade um Rudis schöne Idee. Wissen Sie was, ich komme erst mal mit. Hab heute eh nichts mehr vor.«
    Matti nickte und begann, einen seiner finnischen Tangos zu summen. Ich öffnete das Handschuhfach und kramte im Süßigkeitensortiment herum.
    »Gummibärchen?«
    Kopfschütteln.
    »Schokolade? Mit oder ohne Nüsse?«
    Kopfschütteln.
    »Oma Bertis Lakritzsärge … und Brausekürbisse … sind die etwa noch von Halloween übrig?«
    Matti nickte. Bertis persönlich gestaltetes Brausesortiment wurde jährlich um eine neue Kreation erweitert. Ich hatte Berti in der Brauseengelära kennen gelernt. Mittlerweile gab es zu Ehren von Harry Potter schon Brausebesen, für Ellis
Schickobello
Brausepudel in verschiedenen Geschmacksrichtungen bis hin zu Leberwurst, und in diesem Jahr waren es zu Halloween prickelnde Kürbisse, Totenkopfketten und kleine schwarze Särge mit Lakritzgeschmack.
    Ich hielt Matti die Tüte hin, und er schob sich einen Brausekürbis in den Mund.
    »Darf ich ein Totenkopfarmband haben? Die Dinger waren so schnell ausverkauft, dass ich gar keins abbekommen habe.«
    »Natürlich«, sagte er und legte noch einen Kürbis nach.
    »Sagen Sie mal, Herr Matti, wer war denn gestern der Letzte in der Trauerhalle?«
    »Wir.«
    »Oh«, sagte ich.
    »Sehen Sie?«, gab er zurück und schwieg den Rest des Weges beharrlich.
    Der Platz vor der Trauerhalle war leergefegt. Keine Schaulustigen mehr, keine Einsatzwagen, keine Polizisten. Rudi kauerte, eingemummelt in einen dicken Winterparka, die Fellkapuze tief ins Gesicht gezogen, auf den Treppenstufen. Ein Häuflein Elend vor dem monumentalen Portal, das dunkel hinter ihm aufragte. Als er den Wagen bemerkte, sprang er auf und rannte uns entgegen.
    »Ich durfte gar nichts zusammenpacken. Die Ausstellung ist abgesagt – wir dürfen frühestens morgen erst wieder hier rein. Winnie hat Siegel auf die Türen geklebt. Was machen wir denn jetzt?«, sprudelte es aus ihm heraus, kaum dass Matti den Wagen zum Stehen gebracht hatte.
    »Steig erst mal ein«, sagte ich.
    »Ich hab mir den Arsch abgefroren.«
    »Warum bist du nicht mit Berti mitgefahren? Die hätte dich doch nach Hause bringen können.«
    »Ich konnte doch nicht einfach hier abhauen!«
    Rudi zappelte im Fond auf dem Notsitz herum. »Und wie die Bullen mich wieder angeguckt haben … also Winnie nicht, aber die anderen – als wäre ich ein Verbrecher!«
    »Aber für die bist du ein Verbrecher«, gab ich zurück. »Die vergessen nicht so schnell, dass deine Bewährung mal grad eben rum ist.«
    »Ich hab gesessen, und ich hab gebüßt«, rief er mit schriller Stimme. »Ich bin rehabilitiert! Ich hab einen Job und ich hab eine Ausbildung zu Ende gebracht, und jetzt komm mir nicht mit: Ich wär’n Verbrecher! Das mit meiner Mutter und dem Hammer war im Affekt! Vor acht Jahren! Im Anfall geistiger Umnachtung!«
    »Jetzt halt mal den Ball flach – du hörst dich an, als wärst du gleich wieder so weit.«
    Matti reichte ihm eine Tafel Schokolade nach hinten und sagte: »Beruhige dich, Rudi. Wir holen morgen alles ab, sobald wir dürfen. Es ist schade um

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