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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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Mütze Schlaf gebrauchen, die ich kriegen kann.«
    »Verstehe ich. Du hättest mir ruhig sagen können, dass du hier übernachten willst, da hätte ich dir die Couch gerichtet.«
    »Und die DVBT-Anlage verschwinden lassen.«
    »Genau.«
    »Also freust du dich gar nicht, dass ich hier bin«, sagte Winnie.
    »Wie lange hast du vor zu bleiben?«, fragte ich und konnte einen genervten Unterton in meiner Stimme nicht unterdrücken. Die Aussicht, die nächsten Tage oder Wochen mit Winnie in einer Wohnung zu verbringen, die er immer noch als seine ansah, versprach nicht sehr viel Spaß. Er hatte schon die Küche aufgeräumt, gespült und das Katzenklo sauber gemacht, was er mir in den nächsten Minuten sicherlich würde vorhalten wollen. Daher sagte ich, um ihm zuvorzukommen: »Hättest du das alles nicht einfach stehenlassen können?«
    »Nein«, sagte er und schob sein Sixpack an mir vorbei, um den Ofen anzuzünden. »Lass mich das machen – ich hab vor, den morgigen Tag zu erleben.«
    »Du würdest damit mehr Erfolg haben, wenn du mich gefragt hättest.«
    »Ich soll fragen, ob ich in meiner eigenen Wohnung übernachten darf?«
    »Ja. Weil ich jetzt hier wohne. Es ist deine Wohnung, aber ich wohne jetzt hier. Nicht, dass ich grundsätzlich was dagegen hätte, sie mit dir zu teilen – aber ich wäre gern zumindest informiert worden.«
    »Jetzt weißt du es doch«, sagte er und lachte, aber seine Augen lachten nicht mit. »Ich weiß gar nicht, was du hast.«
    »Was ich nicht hab ist Privatsphäre, Herr Kommissar. Du marschierst hier einfach rein, leihst Bratentöpfe aus, stellst heimlich Essensreste in den Kühlschrank …«
    »Komm. Das Ossobuco war der Brüller, sag nicht ›Essensreste‹ dazu.«
    »Okay, leckere Reste … und jetzt stehst du halbnackt hier rum, und machst mich total …« Ich hatte »wahnsinnig« sagen wollen, aber Winnie ergänzte das fehlende Wort: »Wuschig?«
    »Nein. Weder wuschig noch nervös noch sonst was aus der erotischen Abteilung. Im Gegenteil: Ich fühle mich … überrumpelt.«
    »Oh. Tut mir leid. Wird jetzt öfter vorkommen.«
    Ich riss die Kühlschranktür auf, obwohl ich wusste, dass nichts drin sein konnte, weil ich nichts eingekauft hatte. Ich wollte nur irgendwas tun, damit Winnie meine Wut nicht sah.
    Aber der Kühlschrank war voll. Ich griff hinein, holte einen Erdbeerjoghurt heraus, und meine innere Stimme schlug den Gong, der zuweilen eine spontane Erkenntnis ankündigte. Und die war in diesem Moment: Es liegt gar nicht am Wetter – und es liegt auch nicht an seinem neuen Mordfall.
    »Was? Kann öfter vorkommen? Raus mit der Sprache, Herr Kommissar. Warum bist du hier? Du warst im Supermarkt, du hast eingekauft. Das bedeutet Planung. Du hast vor, dich hier für die nächsten hundert Jahre zu verschanzen. Irgendwas mit Nikolaj? Zu nah, zu eng, zu Beziehung?«
    »Das ist mein Erdbeerjoghurt, du hättest Fragen können.«
    »
Su casa es mi casa
– inklusive Kühlschrank«, sagte ich, holte einen Löffel aus der Schublade, ging ins Wohnzimmer und machte es mir auf dem Sofa bequem. »Ich gehe also recht in der Annahme, dass es im Paradies kriselt.«
    Statt einer Antwort kam aus der Küche der nächste Knall einer Verpuffung, und Winnie fluchte.
    »Darf ich mal raten? Nikolaj ist eine Dramaqueen und somit anstrengender, als du dir jemals vorgestellt hast, dass ein russischer Künstler sein könnte.«
    In der Küche schepperte Porzellan.
    »Hör auf, die Küche zu zerlegen, und gib mir eine Antwort.«
    »Ich geh mein Feierabendbier woanders trinken.«
    Die Wohnungstür wurde zugeschlagen, und Winnie polterte die Treppen hinunter. Ich schaltete den Fernseher ein und löffelte den Joghurt aus. Dann ging ich zur Wohnungstür und öffnete, obwohl es gar nicht geklopft hatte. Winnie stand barfuß vor der Tür, immerhin hatte er sich vor seinem Abgang noch einen Pullover übergezogen.
    »Ich könnte jetzt lachen, Winnie. Tu ich aber nicht. Pimp van Grachten ist nicht da. Der ist zum Abtanzen im
Riff
. Das macht er jeden Samstagabend. Ich dachte, du weißt das.«
    »Kann ich reinkommen?«
    »Aber sicher. Der Kaffee ist fertig.«
    Die Lage zwischen Winnie und Nikolaj war ernst bis hoffnungslos, wie sich herausstellte. Der Russe tanzte nicht nur Pas de deux mit Winnie, er tanzte sozusagen auf mehreren Hochzeiten. Und die nächste Bühne, die er mit seiner Kunst beehren wollte, lag noch nicht einmal in Deutschland. Ohne Winnie Bescheid zu sagen, hatte er ein Angebot aus Kanada angenommen

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