totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
Schweigen konnte ich erkennen, dass die missglückte Mission an ihr nagte. Und dass ausgerechnet sie es war, die dem Brautführer die Hochzeit vermasselte. Wieder ein Anzug aus Winnies Sortiment, der jetzt nicht zur Vorführung gebracht und beklatscht werden konnte.
»Wat machst du denn an Weihnachten?«, fragte Berti unvermittelt.
»Nix«, sagte ich. »Und komm jetzt nicht auf die Idee, dass ich, nur weil Winnie verhindert ist, das überzählige Flugticket übernehme. Ich wollte euch alle zum Essen einladen – aber ihr fahrt ja lieber nach Spanien, um der Hochzeit von Wilma beizuwohnen und euch vom Knipser ablichten zu lassen.«
»Nee«, sagte Elli. »Du hast vergessen, dass wir auch zu unserem Lieblingskoch fahren. Ne?! Berti?! Und seit wann kannst du überhaupt kochen?«
»Genau, Elli. Und du Maggie, sei man nich so kratzbürstich. Ich dachte, dat du die Gelegenheit wahrnimms, dich mit Wilma zu versöhnen, und datte froh bis, wennze ma’n paar Tage rauskomms.«
»Nein, keine Chance. Ich habe Matti mein Wort gegeben, dass ich auf den Laden aufpasse, wenn er nicht da ist. Und ich hab auch noch einiges in meiner Wohnung zu tun.«
»Wat denn? Hasse etwa vor, da länger zu bleiben?«
»Ich meinte damit: schlafen, nicht renovieren. Ach, und Elli, kannst du mir bitte die Telefonnummer von dem Macke geben?«
Elli und Rudi hatten sich zwischenzeitlich über die Rückenlehne des Vordersitzes hinweg aneinander festgesaugt. Es sah so aus, als müssten sich zwei ineinander verkeilte Oktopoden voneinander lösen.
»Elli, die Nummer von Macke.«
»Ja«, sagte sie, »schick ich dir per SMS. Was willst du von dem, der ist doch tot?«
»Vielleicht begebe ich mich auf die Suche nach seinem Sherpa.«
»Is wat in deine Birne durcheinandergekommen, als der Eckes dich geschubst hat?«, fragte Berti.
»Nein, würde ich nicht sagen. In meinem Hirn sieht es so aus wie immer.«
»Also wie Wattenscheid Hauptbahnhof?«, sagte Berti.
Rudi lachte. »Fährt da überhaupt noch ’ne Bahn?«
»Nee«, prustete Elli, »Dafür haben die aber da keine Probleme mit Verspätungen … t’schuldigung Maggie … aber … aber …«
Ich hatte die Wohnungstür noch nicht aufgeschlossen, da hatte ich das Handy hervorgeholt und telefonierte mit Winnie, um die ganze Bande zu verpetzen.
»Und warum hast du mich nicht sofort angerufen? Wie kannst du nur …?! Und warum höre ich die Story überhaupt von dir? Ich hab ein Observierungsteam vor Ort!«
»Da war keiner. Sonst hätten die doch eingegriffen, als Rudi sich mit Eckes geprügelt hat.«
»…«
»Winnie? Bist du noch dran?«
»Ja. Bist du sicher?«
»Glaubst du, ich erzähl dir Märchen? Vielleicht waren deine Leute grad frühstücken. Berti ist mit Elli und Rudi auf dem Weg zu dir. Sie hat Fotos gemacht. Und noch eins: Nimm deiner Oma den Führerschein weg, das ist mein Wunsch für dieses Weihnachtsfest.«
»Sorry, das Christkind nimmt keine Wunschzettel mehr an. Bis dann.«
»Viel Spaß in Spanien …«
Winnie hatte aufgelegt. Stille kann ein sehr aufdringliches Echo haben.
So machte das alles keinen Spaß, dachte ich, als ich aus der Dusche kam. Ich wickelte mich in ein Handtuch und ging in den Wohn-Schlafraum, um eine Zigarette zu holen. Doktor Thoma war gerade dabei, seine Lieblingsteppichfliese vom Boden abzulösen.
»Und du suchst dir auch mal ein anderes Hobby!«, sagte ich, schubste ihn von der Fliese weg und traktierte die hoch stehende Ecke mit dem Fuß. Aber sie wollte partout nicht kleben bleiben.
Kapitel 21
Bevor mein erster Arbeitstag bei Bestattungen Abendroth angefangen hatte, war er auch schon wieder vorbei. Mia, Matti und ich hatten Kuchen gegessen, Kaffee getrunken, ich hatte mir von Mia die neue Telefonanlage erklären lassen und mich darüber gefreut, dass Matti mir die Schlüssel für ›den kleinen Sarg‹ überließ, wie Rudi den Stadtwagen nannte, mit dem Mia sonst herumkurvte, wenn sie Erledigungen zu machen hatte. Mia hatte sich bald verabschiedet, um daheim die Koffer zu packen, und dann war ich mit Matti allein. Er räumte im Büro herum, und ich tat so, als hätte ich auch jede Menge zu tun. So guckten wir geflissentlich aneinander vorbei.
Schließlich sagte er: »Sie können jetzt gehen, Frau Margret. Es ist ja nichts mehr zu tun.«
»Ach was. Sie sollten lieber gehen und Ihre Koffer packen. Ich schließe ab«, sagte ich und schob auf meinem Schreibtisch die jungfräuliche Stiftebox hin und her.
»Frau Margret … ich möchte … ich
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