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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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meine nächste Frage vorweg. »Wenn Sie auch nur irgendetwas über diese Firma rausfinden wollen, werden Sie völlig im Dunkeln tappen.«
    Die Kellnerin kam mit unserem Essen. Jade verschwendete keine Zeit und machte sich über ihren Burger her, in dessen Brötchen der Bratensaft noch zischte.
    »Und wohin werden Sie alle verschwinden?«, fragte ich sie.
    »Die anderen … keine Ahnung. Ich treffe solche Entscheidungen nicht.«
    »Und Sie?«
    Sie zögerte. »Ich gehe nicht wieder zurück. Das kann ich jetzt nicht mehr.«
    »Warum?«
    »Weil ich mit Ihnen hier sitze – was glauben Sie denn?«
    »Und? Was haben Sie vor?«
    Sie zuckte die Schultern.
    Ich dachte an die Telefonnummern, die Spike mir besorgt hatte.
    »Wer trifft denn die Entscheidungen? Dieser Gerald?«
    Sie fing an zu lachen und verschluckte sich beinahe an ihrem Essen. » Gerald ?«
    »Ja.«
    »Nein. Nicht Gerald.«
    »Wer ist er?«
    »Gerald weiß nicht einmal, dass wir existieren. Gerald ist nur ein kleiner Gauner, der in einem Dreckloch in Camberwell wohnt. Ich besuche ihn nur wegen …« Wieder zögerte sie. »Wegen Identitätswechseln.«

    »Falsche Ausweise.«
    Sie zwinkerte mir zu. »Sie sind wirklich gut, Magnum.«
    Sie biss wieder in ihren Burger.
    »Für Sie?«
    »Für uns alle.«
    »Wer ist ›wir alle‹?«
    Sie lächelte. »Sie könnten ein guter Bulle werden. Sie stellen die richtigen Fragen. Aber machen Sie sich klar, dass wir nicht deshalb hier sitzen, weil Sie gut sind, sondern weil wir Fehler gemacht haben. Dieses Handy einfach so zu verlieren war dumm und nachlässig. Die Sache ist die: Jason hat nicht erwartet, dass Sie einfach so auftauchen. Er ist nervös geworden.«
    »Wer ist Gary Hooper?«
    »Er ist niemand.«
    »Das Handy, das Ihr Jason verloren hat, ist auf Gary Hooper registriert.«
    »Mein Handy ist auf Matilda Watkins registriert. Trotzdem bin ich nicht sie.«
    »Wer ist er dann?«
    »Ich sagte Ihnen doch, er ist niemand. Er ist ein Geist. Wenn Sie ihm nachjagen, drehen Sie sich bloß im Kreis. Es ist nur ein Name. Nur eine weitere Lüge.« Ich sah zu, wie sie ein paar Pommes frites auf ihrem Teller hin und her schob. »Ich hasse es, Sie zu enttäuschen, Magnum, aber was Sie hier vor sich haben« – sie deutete mit der Hand auf sich selbst – »ist ein Fußsoldat, kein General.«
    »Wer ist Vee?«
    »Vee?«
    »Jason … Er fragte nach Vee. Wofür ist es die Abkürzung? Für Veronica?«
    Sie schaute mich an und wurde plötzlich ernst. »Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß«, begann sie leise. »Ich werde
Ihnen sagen, was ich weiß, weil ich es satt habe, davonzulaufen. Ich habe es satt, neu anzufangen, wenn Leute wie Sie ihre verdammten Nasen dort hineinstecken, wo sie nicht hingehören. Ich bin es satt, zu lügen, um etwas zu schützen, das ich nicht …«
    Sie unterbrach sich. Ihre Augen wurden zu Schlitzen. »Hören Sie. Erst mal vergessen Sie Gerald. Er weiß nichts. Vergessen Sie auch Vee. Es ist nur ein Künstlername. Und vergessen Sie das Calvary Project. Das führt Sie nur zu noch mehr erfundenem Mist.«
    »Womit beschäftigt sich das Projekt?«
    »Was glauben Sie, womit es sich beschäftigt?«
    »Ich glaube nicht, dass es eine eigene Funktion hat. Sie nutzen es einfach, um Geld durchzuschleusen.«
    »Es dient der Sicherheit.«
    »Damit Sie Geld waschen können?«
    »Geld waschen ?« Sie lächelte. »Wir reden nicht über die Mafia.«
    »Also existiert das Calvary Project nur auf dem Papier?«
    Sie öffnete ihre Geldbörse und zog eine Kreditkarte heraus. »Unser ganzes Geld kommt und geht durch das Projekt. Sämtliche Karten sind darauf registriert. Es kommt für unser Essen und unsere Kleidung auf.«
    »Also können die Ausgaben nie zu Ihnen zurückverfolgt werden?«
    »Genau.« Sie drehte die Karte um. Eine Barclaycard für Firmenkunden. Am unteren Rand war der Name MISS MATHILDA WATKINS aufgedruckt. »Ich habe seit Jahren kein Paar Schuhe mehr gekauft.«
    »Dieser Michael in der Kirche, was hat er damit zu tun?«
    »Er ist beteiligt. Ich weiß aber nicht, wie.«
    Ich nickte. »Und die Kirche?«
    »Ich weiß nicht viel über die Kirche.«

    »Dann sagen Sie mir doch, was Sie wissen.«
    »Er rekrutiert dort Leute.«
    »Michael?«
    Sie nickte.
    »Was meinen Sie mit rekrutieren ?«
    »Er hilft ihnen, neu anzufangen. Er verkauft ihnen eine Idee.«
    Ideen verkaufen.
    Aus den dunklen Abgründen meines Gedächtnisses tauchte plötzlich ein Gesicht auf: der Mann mit den Tattoos in Cornwall. Mein Freund ist auch

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