Totgesagt
wieder dem ersten Anhang.
DREI TOTE BEI SCHIESSEREI IM MILE END
1. März – Bei einer Schießerei in einer Bar in Mile End, London, wurden gestern drei Menschen getötet und fünf weitere verletzt.
Die Polizei wollte die Namen der Toten nicht nennen, ließ aber verlauten, dass es sich bei allen drei Opfern vermutlich um Mitglieder der Brasovs handelte, einer gewalttätigen Splittergruppe der berüchtigten rumänischen Bande Cernoziom.
Zeugen berichteten, sie hätten mehrere Schüsse und Schreie im Lamb gehört, einem Pub auf der Bow Road; anschließend hätten zwei bewaffnete Männer das Gebäude verlassen und seien in einem weißen Lieferwagen geflüchtet. Die Polizei erklärte, man vernehme die Zeugen und appelliere an jeden, der etwas beobachtet habe, sich zu melden.
Ich schloss die Datei und öffnete die zweite.
NAMEN DER MILE-END-OPFER VERÖFFENTLICHT
3. März – Die Polizei hat jetzt die Namen der drei Mitglieder der Brasov-Bande bekannt gegeben, die am Freitag in einem Pub auf der Bow Road in Mile End, London, getötet wurden.
Drakan Mihilovich, 42, sein Bruder Saska Mihilovich, 35, und Susan Grant, 22, wurden getötet, als zwei bewaffnete Männer den Pub auf der Bow Road betraten und das Feuer auf sie eröffneten.
Die Brüder Mihilovich wurden verdächtigt, für den kürzlich verübten Mord an Adriana Drovov, Ehefrau von George Drovov, einem führenden Mitglied der rivalisierenden Gruppe Cernoziom, verantwortlich zu sein.
Vier weitere Menschen wurden bei der Schießerei getötet. Bei zweien wird der Zustand als »kritisch« beschrieben.
Ich warf einen Blick in Ethans Nachricht. Keine Sorge, es steht im dritten Artikel.
MILE-END-OPFER TOT AUFGEFUNDEN
März – In einer bizarren Wendung der Ereignisse wurde ein Opfer des von der Polizei als »Mile-End-Morde«
bezeichneten Verbrechens auf brutale Weise getötet in ihrem Krankenhausbett aufgefunden.
Jade O’Connell, 31, die als unschuldiges Opfer eines gewalttätigen Bandenkriegs in der Tower-Hamlets-Gegend gegolten hatte, wurde gestern von Krankenschwestern tot aufgefunden, wenige Stunden, nachdem die Ärzte ihren Zustand als »stabil« bezeichnet hatten. Nach Angaben der Polizei wurden Kopf und beide Hände des Opfers entfernt.
»So schlimme Verletzungen habe ich selten zu Gesicht bekommen«, erklärte gestern Detective Chief Inspector Jamie Hart, der die Jagd nach dem Mörder leitet. Die Polizei bestätigte auch, dass Miss O’Connell keine lebenden Angehörigen hinterlässt.
Jade war tot.
Sieht aus, als wäre sie nicht mehr am Leben , hatte Ethan geschrieben. Ich erinnere mich an die Geschichte. Zu der Zeit hab ich an einem Artikel über die Cernoziom gearbeitet. Ganz üble Typen. Man hat nie herausgefunden, wer sie ermordet hat, aber jeder wusste, dass die Cernoziom dahintersteckte. Wer sonst. Sie muss eines der Gesichter gesehen haben. Was für ein Abschied.
Ich dachte an Alex. An die Parallelen zwischen ihm und Jade. Sie kannten sich; vielleicht nicht gut, aber sie hatte von ihm gehört. Und es gab eine weitere Übereinstimmung: Beide waren für tot erklärt worden.
Ich ließ das Wasser über meinen Körper laufen. Ich stand seit dreißig Minuten unter der Dusche und hatte kaum einmal geblinzelt, denn sobald ich die Augen schloss, sah ich den Teufel vor mir, wie er durch den Flur kam, um mich zu töten.
Ich wusste, dass ich am Rand eines dunklen Abgrunds stand. Ich brauchte nur einen Schritt zurückzumachen, um
den Fall und alles, was ich bisher herausgefunden hatte, auf sich beruhen zu lassen. Aber sie würde ich nicht so einfach loswerden. Sie hatten mir eine Chance zum Rückzug eingeräumt, die ich ausgeschlagen hatte. Vielleicht hatte ich geglaubt, sie würden bluffen. Aber vielleicht hatte ich auch deshalb weitergemacht, weil alles, was Mary mir bei unserem ersten Treffen erzählt hatte – und alles, was ich seitdem gefühlt hatte -, starke Parallelen zu meinen Gefühlen für Derryn aufwies. Tief im Inneren hoffte ich vielleicht, dass ich meine eigenen Antworten finden könnte, wenn ich herausbekam, was mit Alex geschehen war.
Die guten Dinge sind es wert, dass man um sie kämpft.
Das hatte Derryn mir einmal erklärt, nachdem die Diagnose bei ihr gestellt worden war. Und damals wie heute wusste ich, dass der einzige Weg nach vorn durch die Dunkelheit führte, die sich vor mir ausbreitete.
Was immer auch passieren würde, es gab keinen Weg zurück.
23
Ich rief Spike an und beauftragte ihn, anhand der Telefonnummer, die
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