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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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sie das eklig.”
    “Für eine Neunjährige war es das sicher auch.” Mit dem Strohalm rührte Hunter die Eiswürfel in seinem Glas. “Aber als sie älter wurde – hat das dann nicht dazu geführt, dass sie sich fragte, ob ihr Vater auch seinen eigenen Ansprüchen gerecht wird?”
    “Wieso denn?”, fragte Clay zurück. “Kaum hatte er raus, dass sie auf das Heft gestoßen war, da behauptete er, er hätte es einem Gemeindemitglied abgenommen. Einem ganz verdorbenen Sünder, auf dem besten Weg in die Hölle. Dann hat er das Ding vor ihren Augen verbrannt. Was er sowieso tun wollte, wie er sagte.”
    “Hoffen wir mal, dass er’s nicht verbrennen musste, bevor er es durchhatte”, bemerkte Hunter sarkastisch.
    “Das war gar nicht nötig. Der amüsierte sich mit anderen Dingen.”
    Hunter spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. “Zum Beispiel …”
    Clay zuckte die Schultern, sagte aber nichts mehr. Hunter überfiel ihn mit einer direkten Frage: “Wem gehören die anderen Höschen?”
    Madelines Stiefbruder ließ den Zeigefinger um die Flaschenöffnung kreisen und antwortete erneut mit einer Gegenfrage. “Wie viel bezahlt sie Ihnen?”
    Hunter schob sein Soda von sich. “Was soll die Frage? Wollen Sie mich auslösen?”
    Sein Gegenüber zuckte mit keiner Wimper. “Und? Würde das klappen?”
    “Nein. Hier geht’s nicht mehr nur ums Geld.” Sein schlechtes Gewissen wegen des Vorfalls hinter den Bäumen wurde er sowieso nur los, indem er ihr die fünftausend zurückzahlte. Er hatte sich vorgenommen, ihr gleich nach der Rückkehr nach L.A. einen Scheck zu schicken.
    “Um was geht es denn dann?”, wollte Clay wissen.
    “Ich möchte ihr helfen.”
    “So? Dann fliegen Sie am besten gleich morgen heim nach Kalifornien”, sagte er knapp, stand auf und ging hinaus, ohne sein Bier ausgetrunken zu haben.
    Fluchend versuchte Ray, die Blutung an seinem rechten Arm zu stillen. Die Scherbe hatte ihn dermaßen glatt geritzt, dass er erst gar nicht gemerkt hatte, wie tief die Wunde tatsächlich war. Vermutlich musste sie genäht werden, doch einen Arzt konnte er unmöglich aufsuchen. Er hatte die Nachrichten im Regionalfernsehen geschaut und wusste daher, dass man ihm ruck, zuck den Einbruch in Madelines Wohnung anhängen würde. Man wohnte hier schließlich nicht in einer Großstadt. In dieser Nacht war er vermutlich der Einzige, der sich so eine Schnittwunde zugezogen hatte.
    Den Arm eng an den Körper haltend, fummelte er den Verband aus einem alten Erste-Hilfe-Kasten, den er im Unterschrank unterm Waschbecken gefunden hatte. Mit der Linken war es ziemlich schwierig, die Wunde zu verbinden. Hörte einfach nicht auf zu bluten, das blöde Ding. Vielleicht musste man etwas mehr drücken …
    Ein Pochen an der Eingangstür ließ ihn vor Schreck erstarren. Hatte Madeline ihn etwa erkannt? Ihm die Polizei auf den Hals gehetzt? Eigentlich war er davon ausgegangen, dass das verdammte Luder gar nicht zu Hause sein würde. Das Auto war weg; da hatte er angenommen, die Luft sei rein.
    Er guckte hinauf zu dem Fensterchen über der Dusche. Zum Hinausklettern war es viel zu klein. Aber er konnte zurück ins Schlafzimmer, dort klammheimlich durchs Fenster abhauen, sich durch den Wald Richtung Highway verkrümeln und dort vielleicht per Anhalter weiter. Wie viel Vorsprung würde ihm das wohl verschaffen? Er war gerade beim Rechnen, da klopfte es ein zweites Mal, diesmal forscher. Als Ray dann aber die dazugehörige Stimme vernahm, atmete er erleichtert auf.
    “He, Ray! Bist du da drin? Ich bin’s, Bubba!”
    Bubba wohnte gleich nebenan und war dauernd darauf aus, Ray um Zigaretten anzuschnorren. Nun aber war es bereits nach Mitternacht. Da hatte Ray sich schon in Sicherheit gewähnt.
    “Hab keine Fluppen mehr!”, brüllte er.
    “Will auch gar keine. Du hast die Innenbeleuchtung in deiner Karre angelassen, Alter! Willst ja wohl nicht, dass morgen früh die Batterie platt ist, oder doch?”
    Ursprünglich hatte Ray vorgehabt, das Auto noch sauber zu machen. Er konnte ja schwerlich das Blut an Lenkrad und Sitzbezügen so lassen. “Alles klar”, rief er. “Ich mach’s gleich aus!”
    Dann folgte eine längere Stille, in der Ray hoffte, sein dämlicher Nachbar werde sich in seinen eigenen Wohnwagen verziehen. Mit seinen gut zweieinhalb Zentnern lebte Bubba von Sozialhilfe, weil er zu fett zum Arbeiten war. Aber er schaffte es immer ganz gut, sich das Notwendigste zusammenzuschnorren.
    “Du warst doch einkaufen, habe ich

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