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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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werden?
    Aber falls es noch weitere Opfer gab – wieso hatte sich keines von ihnen jemals gemeldet?
    Ein grausiger Gedanke, bei dem es ihn kalt überlief, schoss ihm durch den Kopf: Vielleicht waren ja bereits alle tot …
    Katie starb bei einem Unfall mit Fahrerflucht. Rose Lee beging Selbstmord. Beide junge Hilfskräfte des Reverend und diesem eng verbunden. Beide tot. Ebenso Barkers erste Frau, die zudem geradezu besessen von der fixen Idee gewesen war, Madeline
schützen
zu müssen. Hatte Eliza womöglich entdeckt, dass die Mädchen missbraucht wurden? In diesem Fall wären alle drei Opfer oder Mitwisserinnen gewesen – und was konnte Barker Besseres passieren, als dass sie alle drei eines tragischen Todes starben und damit für immer zum Schweigen gebracht wurden?
    Noch einmal blätterte Hunter das Tagebuch durch.
Katie hat schon wieder eine wunde Stelle am Hals … In Daddys Schublade lag ein Heft mit Bildern von einer nackten Frau darin … Meine Mutter wollte mich nicht mitfahren lassen …
    Madeline grollte ihrer Mutter, vergötterte jedoch ihren Vater. Was aber, wenn ihre Mutter sich gar nicht umgebracht hatte? Oder nur deswegen freiwillig aus dem Leben schied, weil sie sich so hilflos fühlte?
    Der Brief fiel ihm ein, den Madeline im Geheimfach von Elizas Schmuckschatulle gefunden hatte. Ein flehender Hilferuf, der anscheinend genau ins Bild passte. Vielleicht fürchtete sie um ihr Leben – sowie um das ihrer Tochter – und wollte deswegen fort. Wenn dem so war, hatte sie dann nicht ein besseres Andenken verdient?
    Und wie verhielt es sich mit der Mutter von Katie und dem Vater von Rose Lee? Vermutlich ahnten die beiden gar nicht, dass ihr vermeintlicher Wohltäter ihre Töchter sexuell belästigt, wenn nicht gar missbraucht hatte – und das wiederholt! Es war nicht einmal ausgeschlossen, dass Mr. Harper sich selbst die Schuld an Rose Lees Selbstmord gab und in den vergangenen gut zwanzig Jahre wahre Höllenqualen durchlitten hatte.
    Ob es wohl noch andere Opfer gab, die unter den Untaten des Reverend bis heute litten?
    “Entschuldigen Sie, aber ich muss Sie jetzt rausschmeißen”, rief da plötzlich eine dröhnende Stimme.
    Jäh aus seinen Überlegungen gerissen, blinzelte Hunter verwirrt, bis er den Barkeeper ausfindig machen konnte. Hunter war sozusagen der letzte Gast.
    “Wir schließen”, erklärte der Mann hinter der Theke. “Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?”
    Hunter lachte leise. Ausnahmsweise erlebte er die Sperrstunde einmal nüchtern. “Nein, lassen Sie nur. Geht schon.”
    Nach einer Viertelstunde verflog sein Heißhunger auf einen Drink sogar ganz. Vielleicht lag das ja daran, dass er sich mit einer ganz anderen Sehnsucht herumschlug: der nach Madelines Körper. Nach ihm gierte er viel mehr als nach einem Drink. Deswegen war er ja in der Kneipe hängen geblieben. Er wollte einfach nicht ins Motel zurück.
    Man sah das Blut sofort – eine Spur aus Blutflecken, vermischt mit verschmierten Abdrücken von Katzenpfötchen. Später hatte Madeline Sophie dann oben in ein Schlafzimmer gesperrt. Offenbar hatte sich jemand bei dem Versuch, durch die zerschlagene Scheibe das Fenster von innen zu öffnen, in Hand oder Arm geschnitten. Vom Fenster aus führte die Blutspur bis zur Zimmermitte, wo sie plötzlich aufhörte. Anscheinend hatte sich die Person etwas um die Wunde gewickelt.
    Hunter hörte das gedämpfte Gemurmel von Chief Pontiff und Officer Radcliffe, die Madeline nebenan befragten. Sie hatten bereits die Küche fotografiert und Blutproben genommen. Als er bei seiner Rückkehr ins Motel die vom Nachtportier an seine Zimmertür geheftete Nachricht entdeckte, da war die Polizei bereits seit Stunden in Madelines Haus gewesen.
    Wäre er seinem Instinkt gefolgt und gleich zu ihr gefahren, dann wäre das alles nicht passiert …
    Er stakste über die Blutspur hinweg und ging Richtung Wohnzimmer, um sich dort zu den anderen zu gesellen. Dabei kam er an der Kellertür vorbei, die einen Spaltbreit offen stand.
    “Das kann nur Mike gewesen sein”, hörte er Madeline sagen. “Vielleicht wollte er mir ja bloß einen Schrecken einjagen. Ich wüsste nicht, wer sonst bei mir einbrechen sollte. Gestohlen wurde jedenfalls nichts.”
    Hunter machte die Kellertür etwas weiter auf und knipste das Licht an. “Madeline?”, rief er.
    “Ja?”
    “War diese Nacht jemand im Keller?”
    Es folgten ein paar Sekunden verblüfften Schweigens. Dann: “Nein, wieso?”
    “Die Tür war auf.”
    Im Durchgang

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