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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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oben auf seiner Liste der attraktivsten Reiseziele. Aber mit Notlagen kannte er sich aus. Und hier hielt ihn doch sowieso nichts, oder? Allein in einem leeren Haus, nur die Gitarre als Gesellschaft, Tag und Nacht schuftend, damit er nicht rückfällig wurde und wieder dem Alkohol verfiel.
    Mittlerweile führte er ein so erbärmliches Dasein, dass es jeder Beschreibung spottete. Er liebte Kalifornien, hatte sein ganzes Leben hier in Newport Beach verbracht, doch ihm war, als höre er im stetigen Tosen der Brandung, die nur knapp zwanzig Schritte von seiner Haustür entfernt an den Strand rollte, nur immer wieder den einen Namen: Maria … Maria … Maria …
    Nur ein Idiot verdarb es sich mit der eigenen Tochter! Und nur ein noch größerer Idiot legte den Strick, mit dem er sich aufhängen wollte, in die manikürten Hände seiner rachsüchtigen Exfrau, damit sie die Schlinge zuziehen konnte …
    Vielleicht war es Zeit, mit diesem ganzen Theater Schluss zu machen. Auf keinen Fall wollte er seine Tochter dazu zwingen, ihn zu besuchen. Die Vorstellung, sie noch unglücklicher zu machen, als sie sowieso schon war, war ihm unerträglich. Maria hatte ihn wissen lassen, dass es für alle Parteien besser wäre, wenn er sie in Ruhe ließe. Vielleicht tat ihm ein Tapetenwechsel ja wirklich mal ganz gut? Es brachte weiß Gott niemandem etwas, wenn er hier herumhockte und allmählich durchdrehte. Allein nach Hawaii, das kam allerdings auch nicht infrage. Das brachte ihn womöglich nur auf dumme Gedanken. Am Ende hätte er es vermutlich nicht mal einen Tag ausgehalten und sich wieder in die nächste Kneipe geflüchtet.
    “Ach, zum Henker”, knurrte er und knipste die Schreibtischlampe an, damit er die Nummer des Anschlusses erkennen konnte, von dem aus Madeline Barker ihn angerufen hatte.
    Vom schrillen Klingeln aufgeschreckt, hob Madeline schlaftrunken den Kopf. War es etwa schon Morgen?
    Sie fühlte sich verspannt und am ganzen Körper wie zerschlagen. Als sie blinzelnd auf ihre Armbanduhr schaute, wusste sie auch wieso: Es war erst ein Uhr morgens! Also konnte sie allerhöchstens zwanzig Minuten geschlafen haben. Und da sie am Schreibtisch eingenickt sein musste, hatte sie sich wohl den Nacken verrenkt.
    Wieder schrillte das Telefon. Mit Mühe hob sie den Hörer ans Ohr; beinahe wäre er ihr aus der Hand geglitten. “Hallo?” Ihre Stimme klang kehlig und rauh.
    “Miss Barker?”
    “Ja?”
    “Hunter Solozano hier.”
    Sie fuhr hoch und stand einen Moment vor Anspannung auf den Zehenspitzen. “Was kann ich für Sie tun, Mr. Solozano?”
    “Sie können mir den nächstgelegenen Flughafen verraten!”
    “Weshalb … Sie wollen vorbeikommen? Hierher?”
    “War das nicht genau Ihr Anliegen?”
    “Ja, sicher, nur …” – vor lauter Aufregung kribbelte ihr die Kopfhaut – “… wir haben ja das Prozedere noch gar nicht besprochen.”
    “Mein Honorar beträgt tausend Dollar pro Tag. Plus Spesen.”
    Tausend Dollar pro Tag!
Sie schlug sich die Hand vor den Mund.
    Solozano redete ungerührt weiter. “Sie sagten, das mit dem Honorar wäre kein Problem. Gilt das noch?”
    Das würde sie ja ein kleines Vermögen kosten, sogar noch mehr, als sie erwartet hatte. Allerdings wollte sie auch nicht zugeben, dass sie jetzt doch noch ins Trudeln kam. Jedenfalls nicht nach dem, was er ihr vorhin an den Kopf geworfen hatte.
Liegt vermutlich am Akzent.
Mochte ja sein, dass sie aus seiner Sicht in den Wäldern hauste, doch eine ungebildete, weltfremde Landpomeranze war sie deshalb noch lange nicht. “Klar. Kein Problem”, log sie frech.
    “Gut. Die ersten fünftausend sind als Vorschuss fällig.”
    Vor Schreck biss sie sich auf die Unterlippe. Schon die Summe war so gewaltig, dass für nächsten Monat nicht viel übrig bleiben würde, um die laufenden Kosten zu decken. Die Zeitung war eher eine Liebhaberei; leben konnte man von ihr kaum. “Wie lange wird die Ermittlung denn wohl in Anspruch nehmen … so nach Ihrem Gefühl?”
    “Kann ich von hier aus schlecht beurteilen”, sagte er schulterzuckend. “Wie wichtig ist es Ihnen denn mit der Sache?”
    Angesichts der finanziellen Belastung wurde ihr ganz flau. Wenn dieser Solozano nur einen Monat blieb, lief das auf eine Rechnung von über zwanzigtausend Dollar hinaus. Bei freien Wochenenden, wohlgemerkt.
    Sei’s drum, er war ihre letzte Hoffnung. Sämtliche anderen Möglichkeiten waren ausgeschöpft. “Wichtiger, als mir je etwas im Leben gewesen ist.”
    “Wunderbar, dann

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