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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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gegessen?”
    Es ging auf drei Uhr zu, und sie hatte nicht einmal gefrühstückt. “Nein. Der Tag ist mir völlig durcheinandergeraten.” Sie dachte an die Enge in Bubbas Trailer, an den ekelhaften Geruch. “Aber heute war es ganz gut, dass ich nichts gegessen hatte; es ist mir sowieso alles auf den Magen geschlagen.”
    “Lässt sich denken. Dann bis gleich, okay?”
    “Du, ich muss erst nach Hause, die Handwerker kommen. Kannst du dich noch eine Stunde beschäftigen?”
    “Ich gucke mal kurz im Billardsalon vorbei und frage, ob sich da letzte Nacht einer merkwürdig benommen hat. Bei zwei Krankenhäusern habe ich auch schon angerufen, nehme aber noch ein paar dazu. Möglicherweise ist da ja jemand in der Ambulanz aufgekreuzt, um sich wegen einer Schnittwunde verarzten zu lassen.”
    “Na, das ist doch mal was!” Bis zum Wiedersehen mit ihm brauchte sie etwas, an das sie sich klammern konnte, möglichst etwas Aufmunterndes. “Und was spukt dir sonst noch Tolles im Kopf herum?”
    Seine Stimme klang plötzlich tiefer, kehliger, erotischer. “Willst du darauf tatsächlich eine ehrliche Antwort?”
    “Wie soll ich denn das verstehen?”
    “Das Tollste, was mir im Kopf herumspukt, bist du!”
    Der Mittagsimbiss erwies sich als beileibe nicht so erholsam, wie Madeline es sich erhofft hatte. Hunter wirkte nachdenklich, ja sogar wortkarg, und flirtete auch nicht mit ihr, wie eben noch am Telefon. Er nahm ihr gegenüber Platz, und als er zum Zeichen für die Bedienung die Speisekarte an den Rand des Tisches schob, da berührte er nicht einmal Madelines Hand.
    “Sag mal, wo warst du denn den ganzen Tag?”, fragte sie, nachdem die Kellnerin die Bestellung aufgenommen und sich wieder entfernt hatte.
    “Unterwegs. Mich umhören. Recherchieren.”
    Sie ließ seine Antwort sacken. “Drückst du dich absichtlich so vage aus?”
    Er wischte über das beschlagene Glas. “Kann sein. Wie lief’s mit den Glasern?”
    “Prima. Fenster ist wieder heile.”
    “Schön.”
    “Wo warst du denn heute morgen? Als ich aufstand?”
    “Hör mal”, wandte er ein, “ich sollte dir doch etwas von Kalifornien erzählen!”
    Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. “Aber du hast doch bis jetzt kaum einen Ton gesagt! Weder über den Fall noch über Kalifornien!”
    “Ach, im Grunde ist mein Privatleben auch kein viel angenehmeres Thema”, brummte er.
    “Weil …”
    “Weil es wie aus dem richtigen Leben gegriffen ist, Maddy”, betonte er.
    “Und das hier, Hunter? Was ist das? Eine Tagträumerei?”
    “Was weiß ich … Jedenfalls nur ein … ein kurzes Intermezzo.”
    “Ach so!”
    “Ich ziehe hier nur meinen Job durch”, unterstrich er.
    “Was willst du von mir hören?”, fragte sie ruhig. “Dass mir das von gestern nichts bedeutet? Dass ich’s mit jedem anderen Typ genauso gemacht hätte?”
    Betroffen kräuselte er die Stirn. “Nein, das will ich überhaupt nicht hören. Selbst wenn’s stimmt.”
    “Es stimmt auch nicht.”
    “Was da passiert ist, das lag vermutlich an der ganzen Aufregung und dem Stress und …”
    “Unsinn. Daran lag es nicht allein.”
    Ein aufgewühlter Ausdruck erschien in seinen Augen, und sie dämpfte die Stimme. “Vielleicht war Stress ja tatsächlich der Auslöser für meinen spontanen Gefühlsausbruch. Aber ich wollte dich, verstehst du? Schon vom ersten Augenblick an.”
    “Maddy, hör auf! Hast du ‘ne Ahnung, was du damit anrichtest?”
    “Klar. Du möchtest auf der Stelle die Flucht ergreifen.”
    “Irrtum. Ich möchte dich nach Hause schleppen, rauf in dein Schlafzimmer. Anscheinend begreifst du nicht, was du dir einhandelst, wenn du was mit mir anfängst. Dein Leben ist schon kompliziert genug. Und meins erst recht.”
    Sie blieb eine ganze Weile stumm. “Okay.”
    “Okay was?”
    “Ich hab verstanden.”
    “Dann erklär es mir mal.”
    “Du möchtest dich möglichst nicht gefühlsmäßig binden. Weder an mich noch an diese Gegend noch an sonst etwas.”
    “Richtig.” Er wirkte erleichtert. “Es geht nicht, verstehst du? Ich muss wieder nach Hause. Ich bin rein beruflich hier und darf meinen Auftrag nicht aus den Augen verlieren.”
    “Gut, dann weiß ich Bescheid. So etwas wie gestern wird nicht wieder vorkommen. Zufrieden?”
    Das war er keineswegs, wie sie sah, aber das war ihr einerlei. Er hatte ja recht. Was hatten sie schon gemeinsam? Was sollte dabei herauskommen, wenn sie sich ohne Rücksicht auf Verluste weiter ihren Trieben

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