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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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sich zusammen, konnte man Madeline ja auch monatelang versklaven. Jahre sogar! Bis zum Überdruss. Bis Barker sich im Grabe umdrehte.
    “So ganz tipptopp ist es noch nicht”, rief er bewusst verlegen, damit es auch ehrlich klang. “Kannst aber ruhig reinkommen.”
    Sie trat über die Schwelle. Für einen Moment war er von ihrer Schönheit wie verzaubert. Es juckte ihn geradezu in den Fingern, sie zu berühren. Die Enttäuschung tat ihm regelrecht körperlich weh.
    “Was ist es denn nun?”, wollte sie wissen und guckte sich forschend um.
    “Das hier.” Er holte ein Foto aus der Kommodenschublade und brachte es ihr. Die Aufnahme zeigte Barker neben Rose Lee im Sonntagsstaat.
    “Ach, wie hübsch!”, sagte sie, jedoch mit gequältem Ausdruck, als vermisse sie ihren Vater ganz schrecklich.
    Ray schmunzelte. Sie konnte ja nicht wissen, dass Barker der Kleinen, die da so goldig in die Kamera lächelte, von hinten unters Kleid langte.
    “Ja, dein Vater hatte sie sehr gern”, seufzte er, als erlebten sie beide gerade einen tief bewegenden Augenblick. Was er damit meinte, war dies: Wirklich geliebt hatte ihr Vater nur seine Macht.
    Mehr sogar noch als seine Madeline.

20. KAPITEL
    K aum aus Rays Behausung heraus, rief Madeline umgehend Hunter an. Die Sache mit Bubba hatte sie ihm zwar schon berichtet, doch in Rays Flur herumzustehen und auf seine geheimnisvolle Überraschung zu warten, das war ihr so unangenehm gewesen, dass sie nur schleunigst fortwollte. Anscheinend stimmte mit Ray etwas nicht. Er hatte sie so aufdringlich angestarrt. Na ja, vielleicht hatte er nur eine miserable Nacht hinter sich. So blutunterlaufene Augen wie seine, die hatte sie ihr Lebtag noch nicht gesehen.
    “Ich sitze wieder im Auto”, teilte sie Hunter mit. “Jetzt kann ich reden.”
    “Wie geht es dir?”
    Sie merkte gleich an seinem Tonfall, dass er nicht nur der Form halber fragte. Es interessierte ihn wirklich. “Ich bin fix und fertig”, stöhnte sie. Was sich in letzter Zeit an schlimmen Dingen ereignet hatte, ging einfach über ihre Kraft. Erst Rachel Simmons’ tödlicher Unfall, gefolgt von der Erkenntnis, wie übel es Grace als blutjungem Mädchen ergangen war. Das alles war schon beklagenswert genug. Rechnete man noch die Heimkehr von Mike Metzger hinzu, die geschmacklose Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter, den Einbruch von letzter Nacht und den Tod von Bubba Turk – dann brauchte man sich nicht zu wundern, dass sie mit den Nerven am Ende war. Auch dass Kirk wegfuhr, traf sie tief – nicht etwa, weil es das Ende ihrer Liebesbeziehung bedeutete, sondern weil es ihr reichte mit den ewigen Hiobsbotschaften.
    Dennoch: Mit einem Mal war alles aus den Fugen geraten.
    “Das mit deinem Bekannten, das tut mir leid”, sagte Hunter.
    Heftig schluckend verkniff sie sich die Tränen, mit denen sie schon den ganzen Morgen kämpfte. “Bitte kein Mitleid. Das kann ich jetzt am wenigsten gebrauchen.”
    “Wieso?”
    “Weil ich sonst das heulende Elend kriege.”
    “Arme Maddy!”, murmelte er. “Womit kann ich dir denn dann etwas Gutes tun?”
    An die Geschichte hinter dem Baum wollte sie eigentlich nicht mehr denken. Trotzdem hatte ihr schon lange nichts mehr so gutgetan wie diese paar leidenschaftlichen Minuten. “Erzähl mir lieber etwas, das mich aufrichtet.”
    “Clay war nicht der Einbrecher.”
    Sie fuhr kerzengerade hoch. “Woher weißt du das?”
    “Von Pontiff. An Clays Oberkörper seien keine Fleischwunden zu entdecken gewesen, sagte er.”
    “Ich hab’s ja gleich gewusst, aber egal …” – sie lächelte trotz ihrer Tränen, weil sie sich bestätigt fühlte – “… gut, dass Pontiff und Radcliffe es nun auch wissen.”
    “Das schon, nur …”
    Automatisch verkrampfte sie sich wieder. “Was?”
    “Mike Metzger war’s auch nicht.”
    Sie bremste vor einer Vorfahrtsstraße und ließ den Wagen ausrollen. “Ganz sicher?”
    “Hundertprozentig.”
    Sie rieb sich die müden Augen. Wer war es dann? Und wer konnte sonst noch etwas mit den Büchern und Predigten und Manschettenknöpfen ihres Vaters anfangen?
    Fragen über Fragen, und nie die passenden Antworten.
    “Wie ist es eigentlich um diese Jahreszeit in Kalifornien?”, fragte sie, um einfach mal auf andere Gedanken zu kommen. Außerdem konnte man sich ruhig hin und wieder in Erinnerung rufen, wie fern der Heimat er war.
    “Schön.”
    “Wie schön?”
    “Ich schlage vor, wir treffen uns im Café, dann erfährst du Näheres. Hast du schon zu Mittag

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