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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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von Harpers Computer. Sie müssen Madeline finden!”
    Der Chief quetschte den Pappbecher zusammen und warf ihn in den Müll. “Versuchen wir ja, Herrgott noch mal!” Spätestens seine stockende Stimme hätte ihn verraten, wenn es die zitternden Hände nicht vorher schon getan hätten. “Ich habe bei ihrer Schwester angerufen und mich mit der und ihrer Mutter unterhalten. Sie haben nichts von Harper gehört oder gesehen. Ich habe den ganzen Trailerpark durchkämmen lassen, sämtliche Nachbarn befragt. Keiner weiß, wo Harper stecken könnte. Mein neuer Anwärter und Radcliffe haben sämtliche Straßen dieser Stadt abgefahren. Momentan durchsuchen sie entlegene Scheunen auf weiter entfernten Farmen. Was soll ich denn noch machen?”, jammerte er.
    “Stellen Sie Suchtrupps zusammen!”, riet Hunter ihm. “Aus Freiwilligen. Bitten Sie die Bürger um Mithilfe!”
    Pontiff starrte ihn geraume Zeit an. Vermutlich widersprach es seinem Stolz, fremde Hilfe anzunehmen. Es ging ihm gegen den Strich, dass ein anderer das Kommando übernahm, obendrein noch ein Ortsfremder. Schließlich gab er sich einen Ruck. “Ich rufe Pastor Portenski an. Mal sehen, was der tun kann.”
    “Danke”, murmelte Hunter. Es kam von Herzen. Schon zum Ausgang gewandt, um die Suche wieder aufzunehmen, stockte er plötzlich, denn sein Handy klingelte. Es war Clay.
    “Sagen Sie bloß, Sie haben sie gefunden!”, sagte er ohne Umschweife.
    “Das nicht. Aber den Pick-up, den ich ihr geliehen hatte. Der steht hier auf der Farm. Wir hatten den vorher übersehen, weil er ganz hinten abgestellt war. Außerdem ist eine Fensterscheibe am Haus eingeschlagen.”
    Hunter packte das Telefon fester. “Und im Haus ist sie nicht?”
    “Nein. Bonnie Ray von gegenüber meinte, sie hätte Rays alten Dodge aus der Einfahrt kommen sehen. Vor ‘ner Stunde etwa. An Maddy kann sie sich aber nicht erinnern.”
    “Hat sie mitbekommen, in welche Richtung er gefahren ist?”
    “In östliche. Stadtauswärts!”
    “Dieser Dreckskerl!”, zischte Hunter. Was nun? Falls Harper Madeline in seine Gewalt gebracht und die Stadt vor über einer Stunde verlassen hatte, konnte sie überall und nirgends sein. Und das in einem Umkreis von sechzig bis achtzig Meilen.
    Mit jeder Bodenwelle wurden die Schmerzen schlimmer. Kopf, Schultern, Hüfte und Kinnlade pochten und kribbelten. Hände und Füße brannten zwar nicht mehr, waren dafür jedoch völlig taub. Madeline wusste, sie musste in Bewegung bleiben, den Kreislauf in Gang halten. Noch nie hatte sie sich nach so etwas Einfachem gesehnt wie einer Drehung, um eine andere Haltung einnehmen zu dürfen. Doch alles Aufbegehren nützte nichts. Sie hatte sich bereits die Handgelenke an den Stricken wund gerieben, doch vergebens. Die Fesseln wollten sich ums Verrecken nicht lockern.
    Allmählich wurde es zudem spürbar kälter. Sie fröstelte schon erbärmlich – vor Kälte und vor Schmerzen.
    “Hunter …”, wisperte sie. Ach, hätte er sie doch hören können! Sie wusste noch, wie sie sich letzte Nacht an ihn geschmiegt hatte, wie tröstlich das gewesen war. Jetzt malte sie sich aus, sie wäre wieder bei ihm und fühlte sich warm und geborgen.
    Schon mischten sich aber ganz andere Bilder dazwischen. Die Drohung auf ihrem Anrufbeantworter. “Mach die Beine breit …” Das Blut auf dem Küchenfußboden. Der riesige Kunststoffphallus. Das alles konnte nur Ray gewesen sein. Aber warum? Es wollte ihr einfach nicht in den Kopf.
    Der Pick-up wurde langsamer, mit quietschenden Stoßdämpfern schaukelte er von einer Seite zur anderen. Anscheinend befanden sie sich nicht mehr auf einer geteerten Straße.
    Todesangst packte sie, als ihr diese Erkenntnis dämmerte. Zwischen Stillwater und ihrem mutmaßlichen Fahrtziel gab es wahrscheinlich unzählige kleine Nebenstraßen und Feldwege. Wie sollte man sie da finden?
    Heftig blinzelnd kämpfte sie gegen die Verzweiflung an, die ihr die Tränen in die Augen trieb. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Dies alles durfte doch gar nicht wahr sein! So etwas mochte ja allen möglichen Leuten passieren, aber doch nicht ihr.
    Für einen Augenblick flüchtete sie sich in die Illusion, es wäre nur einer von ihren Albträumen, und sie müsse eigentlich jeden Moment daraus aufwachen. Doch als der Kleinlaster plötzlich anhielt, als sie vernahm, wie die Fahrertür knarrend aufging und dann mit einem Knall wieder ins Schloss donnerte, da wurde ihr mit aller Deutlichkeit bewusst, dass sie nicht

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